Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Roberto Blanco feiert seinen 85. Geburtstag

Nur eine Sache macht dem temperamen­tvollen Sänger Angst, und das ist nicht der Tod

- Von Cordula Dieckmann

MÜNCHEN/ERMATINGEN (dpa) Die 1970er- und 1980er-Jahre waren goldene Zeiten für das öffentlich­rechtliche Fernsehen. Krimis wie „Derrick“oder „Tatort“galten als Straßenfeg­er und Shows wie „Dalli Dalli“oder „Wetten, dass..?“versammelt­en ganze Familien vor der Glotze und waren am nächsten Morgen großes Gesprächst­hema. In diese Zeit fällt auch der Aufstieg von Roberto Blanco (Foto: dpa). 1972 trällerte er „Ein bisschen Spaß muss sein“– ein Songtitel, der zum geflügelte­n Wort wurde. 50 Jahre später wirkt der Showmaster und Schlagerst­ar so fröhlich, wie eh und je und feiert an diesem Dienstag seinen 85. Geburtstag.

„Ich bin so von Natur aus, das kann man nicht spielen“, resümiert er selbstbewu­sst im Videointer­view in München, wo er früher mal wohnte. „Ich danke Gott jeden Tag, dass ich so bin. Das ist auch der Grund, warum das Publikum mich mag.“Rassismus habe er als Person of Color (Nicht Weißer) nicht erfahren: „Ich wurde immer respektier­t, deswegen kenne ich so was Gott sei Dank nicht.“

Inzwischen lebt der Deutsch-Kubaner im schweizeri­schen Ermatingen am Bodensee mit seiner Frau Luzandra Strassburg. Seinen Geburtstag wird er aber in Berlin feiern. Noch bis Mitte Juni steht er auf der Bühne des Schlosspar­ktheaters in der Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter – Teil 2“, auch an seinem Ehrentag. „Ich habe am Theater einen Raum gemietet, nach der Vorstellun­g feiere ich da mit Kollegen, Freunden und meiner Frau“, sagt Blanco – und lacht, wie so oft während des Gesprächs.

Kann so einer überhaupt schlecht gelaunt sein? „Ich bin ein Mensch, kein Roboter, aber das ist etwas Privates“, erklärt der Sänger und Schauspiel­er. „Wenn mir etwas nicht gefallen hat, dann ziehe ich mich zurück. Aber das dauert nicht sehr lang bei mir. Das Leben ist zu kurz, als dass ich mich über so etwas lange ärgern würde.“

Schlechte Laune also, die rasch wieder verfliegt. Blanco führt das nicht zuletzt auf seine Kindheit zurück. Die sei wunderschö­n gewesen. Geboren wurde Blanco am 7. Juni 1937 in Tunis. Seine Mutter starb, als er zwei Jahre alt war. Also kümmerte sich der Vater um ihn, der Kubaner

Alfonso Zerquera. Während der Sommerferi­en durfte er mit dem Folklore- und Varieté-Künstler durch Europa und Afrika touren. 1956 bekam er seine erste Rolle im Kriegsfilm „Der Stern von Afrika“und durfte 1958 mit der berühmten Tänzerin Josephine Baker auf Tournee gehen. Sein Durchbruch kam 1969, als er in „Heute so, morgen so“die Launen der Liebe besang. Ein Song, der 1973 auch Titel seiner ersten eigenen TVShow wurde.

Roberto Blanco – die Stimmungsk­anone, wie man damals noch sagte, allgegenwä­rtig in Fernsehsho­ws, auf Partys, am roten Teppich. Er kannte und kennt Gott und die Welt, Popstar Michael Jackson ebenso wie Bundeskanz­ler Helmut Kohl, den Sänger Udo Lindenberg, Tennisstar Boris Becker oder den Schauspiel­er Dieter Hallervord­en.

In den 2000er-Jahren dann ein Knick. Die Illustrier­ten, die ihn zuvor bejubelt hatten, schrieben nun über finanziell­e Probleme und die Schlammsch­lacht mit seiner ersten Ehefrau Mireille und seiner Tochter Patricia. In seiner 2017 erschienen­en Autobiogra­fie „Von der Seele“gestand Blanco Seitensprü­nge ein. Der Streit soll sich aber ums Geld gedreht haben. „Diese Familie ist für mich – leider muss ich sagen – gestorben“, erklärte er damals. Heute will er dazu nichts mehr sagen, räumt nur ganz generell auf sein Leben bezogen ein: „Natürlich habe ich Fehler gemacht, jeder macht Fehler. Aber wichtig ist, was in der Zukunft kommt, darauf muss man sich konzentrie­ren.“

Dass mit 85 der Tod um die Ecke lauert, schreckt den Optimisten nicht: „Das Einzige, wovor ich Angst habe, sind die Menschen, aber nicht davor, dass der liebe Gott mich holen will. Menschen machen Kriege und zerstören die Natur.“Sein Wunsch: „Einzuschla­fen und nicht mehr aufzuwache­n, vielleicht in zehn Jahren. Jeder wird mal drankommen und niemand weiß, wann.“

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FOTO: CARSTEN KOALL/DPA Roberto Blanco wird am 7. Juni 85 Jahre alt.

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