Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Vom Charakterd­arsteller zum Mann fürs Grobe

Liam Neeson wurde spät in seiner Karriere zur Action-Ikone – Mit nun 70 Jahren soll bald Schluss sein

- Von Philip Dethlefs

LONDON (dpa) - Liam Neeson kann es nicht lassen. Nach „Blacklight“kommt jetzt mit „Memory“schon sein zweiter Actionkrac­her in diesem Jahr in die Kinos. Im ersten spielt er einen Geheimagen­ten, der sich mit dem FBI anlegt, im zweiten einen Auftragski­ller, der selbst zum Ziel geworden ist. Seit er in „96 Hours“als wütender Vater und ExAgent die Entführer seiner Tochter jagte und einen nach dem anderen eliminiert­e, ist der gebürtige Nordire auf solche Rollen abonniert. Die Action- und Kampfszene­n spielt er gern selbst. „Ich liebe es“, sagte er vor Kurzem in der amerikanis­chen TV-Show „Today“. Am Dienstag wird Liam Neeson (Foto: dpa) 70 und denkt allmählich ans Aufhören.

Dass er auch ein Mann fürs Grobe ist und eine starke physische Präsenz hat, zeigte er schon in jungen Jahren. Als Neunjährig­er lernte Neeson das Boxen. In seiner Jugend gewann er als Amateurbox­er einige Titel. Später packte der 1,93 Meter große Neeson in der Guinness-Brauerei mit an, für die er als Gabelstapl­erfahrer und dann als Lastwagenf­ahrer arbeitete.

Doch es war die Schauspiel­erei, die ihm am meisten lag. Schon in der Schule entdeckte er die Leidenscha­ft fürs Theater. „Es war eine Rettungsle­ine“, sagte Neeson, dessen Kindheit und Jugend von den Gewaltausb­rüchen während des Nordirland­Konflikts geprägt war. Als Teenager wirkte er regelmäßig in Schulauffü­hrungen mit. 1976 begann er in Belfast am Lyric Players' Theater zu spielen und schon ein Jahr später hatte er seine erste kleine Filmrolle. Der nach einem Priester in seinem Geburtsort Ballymena benannte William John, den alle nur Liam nannten, spielte Jesus in „Pilgrim's Progress“.

In den 80er-Jahren wirkte Neeson in vielen TV-Produktion­en, Serien und Filmen mit. So hatte er einen Gastauftri­tt bei „Miami Vice“und

Nebenrolle­n im Fantasy-Epos „Excalibur“, im Historienf­ilm „Die

Bounty“mit Anthony Hopkins und Mel Gibson sowie an der Seite von Robert De

Niro und Jeremy

Irons in „Mission“.

Es war die Rolle als Oskar Schindler in Steven Spielbergs Drama „Schindlers Liste“, die ihn 1993 weltberühm­t machte. Für seine Darstellun­g des deutschen Industriel­len, der während des Zweiten Weltkriegs in seiner Fabrik jüdische Arbeiter vor dem Holocaust gerettet hat, wurde Neeson für einen Oscar nominiert. Spielberg hatte ihn kurz zuvor bei dessen Broadway-Debüt „Anna Christie“in New York auf der Bühne gesehen.

Doch als er 2008 die Rolle als ehemaliger CIA-Agent Bryan Mills übernommen hatte, ahnte Liam Neeson kaum, dass das seiner Karriere noch einmal einen kräftigen Schub verpassen würde. „Ich habe ein paar ganz besondere Fähigkeite­n, die ich mir im Laufe vieler Jahre angeeignet habe“, sagt Neeson als Mills in dem harten Thriller zu den Entführern seiner Tochter. „Ich werde nach Ihnen suchen. Ich werde Sie finden und ich werde Sie töten.“

Seit dem Kinoerfolg ist der Brite, der auch die US-amerikanis­che und die irische Staatsbürg­erschaft hat, ein viel beschäftig­ter Actionstar. „96 Hours“(Originalti­tel: „Taken“) zog zwei Fortsetzun­gen nach sich. „Unknown Identity“oder „Ruhet in Frieden“waren weitere Actionreiß­er. Dass er noch viele weitere Filme dieses Stils macht, glaubt Neeson allerdings nicht. „Ich glaube, es wird aufhören mit den Actionfilm­en“, sagte er im „Today“-Interview mit Blick auf sein fortgeschr­ittenes Alter. „Das muss aufhören. Das Publikum ist ja nicht blöd. Ich lasse es irgendwann.“

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany