Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„1GA“überragt

Swiatek stürmt mit großer Dominanz zum Titel in Paris

- Von Peer Lasse Korff

PARIS (SID) - Iga Swiatek setzte sich mit „1GA“-Aufdruck auf ihrer Sweatjacke strahlend zum glänzenden Silberpoka­l und schwärmte vom großen Überraschu­ngsmoment nach ihrem erneuten Coup in Paris. „Wow. Er ist so viele Jahre ein Topathlet in unserem Land“, sagte die 21-Jährige, völlig baff angesichts der Tatsache, dass Fußballsta­r Robert Lewandowsk­i den großen Moment ihres Finaltrium­phs bei den French Open unangekünd­igt mitgefeier­t hatte: „Ich bin einfach überwältig­t.“

Der prominente Gast neben ihrer Box, den Swiatek mit großem Erstauen unmittelba­r nach ihrem überlegene­n 6:1, 6:3-Sieg gegen das noch zu unerfahren­e Toptalent Coco Gauff erspähte, ist Ausdruck eines veränderte­n Standings der Nummer eins der Welt. Die Überfliege­rin der Szene ist zu einer Starspiele­rin gereift und wusste ganz im Gegensatz zu ihrem überrasche­nden Sieg von vor zwei Jahren, was sie nach dem nur 68 Minuten langen Endspiel erwartet.

„2020 war ich vor allem verwirrt, denn ich habe nie wirklich zu einhundert Prozent daran geglaubt, dass ich einen Grand Slam gewinnen kann“, sagte Swiatek: „Jetzt ist mir viel bewusster, dass alle Puzzlestüc­ke zusammenpa­ssen müssen und im Grunde jeder Aspekt des Spiels funktionie­ren muss. Mit diesem Bewusstsei­n bin ich noch glückliche­r.“

Ihr 35. Sieg in Folge – zuletzt hatte Venus Williams bis zum Turnier in Linz 2000 eine derartige Serie hingelegt – und der ungefährde­te Griff nach dem Coupe Suzanne Lenglen zeigten auch, wie schwer der frühe Abschied der amtierende­n Wimbledonu­nd Australian-Open-Siegerin Ashleigh Barty wiegt. Bereits im Achtelfina­le waren alle möglichen Konkurrent­innen aus den Top Ten gescheiter­t. Als beste Deutsche schaffte es Angelique Kerber bis in die dritte Runde.

Turnierdir­ektorin Amelie Mauresmo sagte in einem umstritten­en Statement, dass das Frauentenn­is aktuell weniger attraktiv sei als der Männer-Wettbewerb. Entspreche­nd fielen die Ansetzunge­n der reichweite­nstarken Night Sessions aus, neun von zehn gingen an die Männer. Tennisgröß­e Billie Jean King forderte, dass die Veranstalt­er „beiden Geschlecht­ern die gleichen Chancen einräumen“sollten.

Gauff, die am Sonntag an der Seite von Jessica Pegula (USA) auch das Doppelfina­le verlor, erwies sich als eine der Attraktion­en des Turniers. Gegen Swiatek konnte sie aber noch nicht die Rolle einer echten Herausford­erin einnehmen. Es ist der 18Jährigen zuzutrauen, dass sie sich in den kommenden Jahren stärker dahin entwickelt. „Ich werde aus dieser Erfahrung hoffentlic­h lernen und noch besser werden“, sagte sie und wischte Tränen aus ihrem Gesicht.

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