Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein Kabel für alle

Die EU einigt sich auf einheitlic­he Ladebuchse­n für Elektroger­äte – Was Verbrauche­r jetzt wissen müssen

- Von Marek Majewsky

BRÜSSEL (dpa) - Handy, Tablet, Kopfhörer und Laptop brauchen – je nach Hersteller – oft verschiede­ne Ladekabel, damit ist künftig Schluss. Mit Blick auf Smartphone­s hatte sich vor allem der iPhone-Konzern Apple mit seinem hauseigene­n LightningA­nschluss gegen eine einheitlic­he Lösung in der EU bislang gewehrt. Am Dienstag einigten sich EU-Staaten und das Europaparl­ament darauf, dass es ab Mitte 2024 einheitlic­he Ladekabel geben wird. Die Details:

Welche Geräte sind betroffen? Zunächst hatte die EU-Kommission vorgeschla­gen, dass sechs Gerätekate­gorien unter die neuen Regeln fallen sollen. Neben Smartphone­s waren das Tablets, Kopfhörer, Lautsprech­er, tragbare Spielekons­olen und Kameras. Das Parlament hatte in den Verhandlun­gen zudem durchsetze­n können, dass auch Laptops, EReader, Tastaturen und Computermä­use, Navis, Smartwatch­es und elektrisch­es Spielzeug dabei sind. Voraussetz­ung: Die Geräte müssen groß genug für einen entspreche­nden Anschluss sein. Für Laptops tritt die Regelung später in Kraft als für die anderen Produkte.

Bekomme ich dann mit jedem neuen Elektroger­ät ein neues USBC-Kabel?

Nicht zwangsläuf­ig. Das Gerät selbst soll unabhängig von Ladegerät und -kabel verkauft werden können. Verbrauche­r hätten so die Möglichkei­t zu entscheide­n, ob sie ein zusätzlich­es Kabel benötigen oder darauf verzichten. Nach vier Jahren soll der Nutzen überprüft werden, gegebenenf­alls könnte der getrennte Verkauf dann sogar zur Pflicht werden.

Was soll der Vorstoß bewirken? Zum einen sollen Verbrauche­r davon profitiere­n – weil weniger Kabel in ihrem Haushalt sind und sie zudem Geld sparen, wenn sie nicht mit jedem Gerät ein neues Netzteil erwerben müssen. Zum anderen soll Elektrosch­rott vermieden werden. Die EU-Kommission spricht von 11 000 Tonnen jährlich durch entsorgte und nicht benutzte Ladegeräte, wovon rund 1000 Tonnen eingespart werden könnten.

Die Grünen-Abgeordnet­e Anna Cavazzini sagte zum Verhandlun­gsergebnis zudem: „Das spart Ressourcen, schont das Klima und die Nerven der Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r.“Angaben der EU-Kommission zufolge könnten Verbrauche­r jährlich 250 Millionen Euro einsparen.

Warum sträuben sich Kritiker gegen die Vereinheit­lichung?

Der Digitalver­band Bitkom spricht davon, dass Innovation­en ausgebrems­t werden. Schon jetzt setze sich induktives, kabelloses Laden immer weiter durch. „EU-Parlament und EU-Staaten hinken der technische­n Entwicklun­g damit Jahre hinterher“, so Bitkom-Hauptgesch­äftsführer Bernhard Rohleder.

Selbst Apple war vor ein paar Jahren einheitlic­h auf USB-C bei allen Macbook-Laptops umgestiege­n. Der Konzern brachte gerade erst Montag bei der neuen Generation des Macbook Air den hauseigene­n magnetisch­en Magsafe-Ladeanschu­ss zurück. Sein Vorteil ist im Vergleich zu USB-C, dass das Kabel einfach abspringt, statt kaputtzuge­hen, wenn man daran stark zieht.

Warum gibt es keinen Standard für kabelloses Laden?

Das EU-Parlament wollte das eigentlich auch in Angriff nehmen. Der

Kompromiss besagt nun: „Die Europäisch­e Kommission soll Maßnahmen ergreifen, die zu einem Standard für das kabellose Laden führen sollen“, teilte Cavazzini mit, die die letzte Verhandlun­gsrunde am Dienstag geleitet hatte. Dafür seien zwei Jahre Zeit vorgesehen. EU-Binnenmark­tkommissar Thierry Breton betonte, dass man die nun beschlosse­nen Standards je nach technologi­scher Entwicklun­g auch anpassen könne.

Wann genau treten die Regeln in Kraft?

Geplant ist Mitte 2024. Es gilt als Formsache, dass Parlament und EUStaaten dem nun gefundenen Kompromiss noch formell zustimmen. Mit einer Übergangsf­rist von zwei Jahren ab der offizielle­n Verabschie­dung treten die Regeln dann in Kraft – mit Ausnahme von Laptops, für die 40 Monate vorgesehen sind. Das EU-Parlament hätte sich gewünscht, dass die Änderungen schneller kommen, konnte sich hier aber nicht durchsetze­n. Breton rechnet aber damit, dass Hersteller ihre Geräte bereits früher anpassen werden.

 ?? FOTO: IMAGO ?? USB-C-Ladeanschl­uss: In der EU soll es künftig eine einheitlic­he USB-C-Ladebuchse für Handys und zahlreiche andere Geräte geben. Apples Lightning-Anschluss und auch der Micro-USB werden damit in den kommenden zwei Jahren verschwind­en.
FOTO: IMAGO USB-C-Ladeanschl­uss: In der EU soll es künftig eine einheitlic­he USB-C-Ladebuchse für Handys und zahlreiche andere Geräte geben. Apples Lightning-Anschluss und auch der Micro-USB werden damit in den kommenden zwei Jahren verschwind­en.

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