Kampf gegen die Stechmücke startet
Experten befürchten Plage im Sommer – Bekämpfung am Rhein mit Helikoptern
MÜNCHEBERG/SPEYER/RASTATT (dpa) - In Deutschland sind derzeit besonders aktive Stechmücken unterwegs. Das gelte etwa für die Mückenarten, die sich nur mit einer Generation pro Jahr entwickeln, etwa den Großteil der Wald- und Wiesenmücken, sagte Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg. Sie sind im Vergleich zu Hausmücken etwas größer und teilweise aggressiver. Auch die Gemeine Hausmücke baue ihre erste Population auf – und das in diesem Jahr zwei Wochen früher als sonst. In den vergangenen Wochen war es warm – ein günstiger Umstand für die Entwicklung der Population. Aktuell brauchen die Mücken von der Eiablage der blutsaugenden Weibchen bis zum Schlupf der folgenden Generation nur eine Woche. „Die Saison geht jetzt erst richtig los“, so Werner.
Am Oberrhein sind die Stechmückenjäger mit Helikopterflügen und Einsätzen zu Fuß bereits in die Saison gestartet. Starkregen im April hätten zur Flutung der Sumpfwaldstechmücken-Brutgebiete geführt, sagte der wissenschaftliche Direktor der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs), Dirk Reichle, in Speyer.
„Sowohl am Rhein als auch in den abseits des Rheins gelegenen Waldstechmücken-Brutgebieten kam es zum Massenschlupf“, so Reichle weiter. Daraufhin seien zwischen dem Kreis Rastatt und Bingen Helikopter eingesetzt worden. „Die Einsätze waren erfolgreich.“Mehr als 90 Kommunen am Oberrhein in RheinlandPfalz, Hessen und Baden-Württemberg haben sich zur Kabs zusammengeschlossen. Die Arbeit der Experten ist aufwendig: Am Boden kämpfen sie sich oft durchs Dickicht, aber viele Brutstätten können nur aus der Luft bekämpft werden. Vom Helikopter aus verteilt die Kabs dann den biologischen Wirkstoff Bti, der die Larven der Blutsauger tötet.
Ob am Ende trotz aller Maßnahmen womöglich dennoch ein besonders mückenreicher Sommer droht? „Ich kann nicht in die Glaskugel schauen“, sagte Leibniz-Forscherin Werner dazu. Weil sie so wetter- und temperaturabhängig ist, lässt sich die Entwicklung kaum über längere Zeiträume vorhersagen. „Mücken mögen es feucht und warm und wenn eine dieser Komponenten wegbricht, dann ist es für die Mücken schwerer sich fortzupflanzen“, erklärte die Biologin. Bei Trockenheit fänden die Insekten keine Brutplätze, in denen sie ihre Eier ablegen können. „Dann fliegen sie schwanger für Wochen durch die Gegend.“Wenn es wiederum regnet und nicht wärmer wird, ziehe sich die Entwicklungszeit für den Aufbau der Population in die Länge.
Werner, die sich auf die Erforschung der rund 50 bekannten Stechmückenarten in Deutschland spezialisiert hat, ist auch in Flussauen und an Seeufern unterwegs. Auch dort sind kleine, aggressive Stechmücken unterwegs – Überschwemmungsmücken. Sie sind abhängig von schwankenden Wasserständen und können sich vielerorts gerade gut entwickeln. In einigen Regionen gebe es dadurch ein erhöhtes Mückenaufkommen, sagte die Biologin.
Eine invasive Art, die Asiatische Buschmücke, surrt ebenfalls in fast allen Bundesländern und ist seit April bereits sehr aktiv. Das haben die Biologin und ihr Forschungsteam anhand des Mückenatlas sehen können. Darin werden Stechmücken mit Hilfe von Zusendungen aus der Bevölkerung kartiert. Etwa 500 Mücken seien in dieser Saison bereits geschickt worden – eine gute Zahl, zeigte sich Werner zufrieden. Sie wies darauf hin, dass auch jeder selbst etwas gegen die Ausbreitung der Stechmücken tun könne: Mögliche Brutstätten sollten beseitigt und Regentonnen abgedeckt werden.