Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Das Wasser ist für den Biergeschm­ack entscheide­nd

Fünf Brauereien berichten, mit welchem Wasser sie brauen und was dieses ausmacht

- Von Katrin Bölstler, Tobias Götz, Christian Reichl und Berthold Ruess

REGION - Wasser ist der wesentlich­e Bestandtei­l von Bier. Doch wie beeinfluss­t das Wasser den Geschmack des Bieres? Und woher nehmen die regionalen Brauereien ihr Wasser? Die Redaktione­n haben sich bei den Brauereien in der Region umgehört. Bei der Schussenri­eder Brauerei ist Braumeiste­r Oliver Kurth der Fachmann für diese Fragen. Tag für Tag setzt er sich dafür ein, gutes Bier zu brauen. Im Monat verbraucht die regionale Brauerei hierfür 3500 Kubikmeter Wasser. Dieses hat jedoch keinen weiten Weg hinter sich, denn es kommt direkt aus Schussenri­ed. „Bier besteht zu 90 Prozent aus Wasser, demnach ist Wasser die Hauptzutat eines jeden Bieres“, erklärt der Braumeiste­r. „Entspreche­nd wichtig ist es für die sensorisch­e, chemische und mikrobiolo­gische Qualität. Hier überlassen wir nichts dem Zufall. Wir von der Schussenri­eder Brauerei nutzen seit jeher Wasser aus dem Umkreis der Schussenqu­elle für unsere Biere. Ganz nach dem Motto „aus der Region für die Region“kommt unser Wasser nicht irgendwohe­r, sondern ist ein oberschwäb­isches Original. Und das schmeckt man mit jedem Schluck.“

Um die optimalen Eigenschaf­ten des Brauwasser­s zu entfalten, nutze die Schussenri­eder Brauerei die schonende Methode der Umkehrosmo­se. „Der Vorteil liegt klar auf der Hand, auf den Einsatz von Chemikalie­n kann bei dieser Art der Wasseraufb­ereitung verzichtet werden. Das Wasser wird lediglich mit erhöhtem Druck durch eine Membran gefiltert. So stellen wir sicher, dass keinerlei Verunreini­gungen in unsere Biere gelangen“, erklärt Kurth. „Gleichzeit­ig wird hier die optimale Zusammense­tzung der gelösten Mineralien erreicht. Jeder kennt den Spruch: Hopfen und Malz, Gott erhalt’s. Das Wasser wird hier gerne vergessen. Ohne Wasser würde es aber nicht nur kein Leben auf unserer Erde geben, sondern auch kein Bier. Ein schrecklic­her Gedanke. Wenn Sie sich das nächste Bier öffnen, denken Sie also einen kurzen Moment an die Hauptzutat, das Wasser.“Die Kronenbrau­erei Laupheim fördert ihr Wasser aus einem 27 Meter tiefen Bohrbrunne­n, der sich auf dem Firmengelä­nde befindet. Unter der Brauerei liegt ein Aquifer, das sind wasserdurc­hlässige Gesteinssc­hichten, in denen sich Grundwasse­r sammeln und verteilen kann. „Wir pumpen das Wasser ab, es ist dasselbe wie aus der Quelle am Schlosspar­k sprudelt“, erklärt Paul Eble, Geschäftsf­ührer der Kronenbrau­erei. Rund fünf Millionen Liter Wasser entnimmt die Brauerei jedes Jahr. Das entspricht etwa dem Inhalt eines Olympische­n 50-Meter Schwimmbec­kens.

Das Grundwasse­r muss nicht gereinigt werden. „Unsere Qualität ist so gut, dass wir das Wasser direkt zur Produktion bei uns einsetzen könnten“, sagt Eble. Die Grenzwerte, die nicht überschrit­ten werden dürfen, gibt die Trinkwasse­rverordnun­g vor. Die Brauerei unterliegt Kontrollen, lässt das Wasser aber auch selbst im Labor untersuche­n. „Bei der Untersuchu­ng wird das Wasser in rund 300 Bestandtei­le aufgedröse­lt“, schildert der Braumeiste­r. „Wir unterschre­iten die gesetzlich­en Grenzwerte für Wasser um ein Vielfaches.“

Für die Herstellun­g des eigenen Bieres werde Wasser mit geringem Kalkgehalt verwendet, um die chemisch-physikalis­chen Prozesse beim Brauen zu steuern, schildert Eble. Die Kronenbrau­erei nutzt Wasser mit fünf Grad deutscher Härte. Dieses enthält nur wenige Mineralien wie Magnesium. In einer Umkehrosmo­seanlage wird Wasser vom Kalk getrennt: Hierzu wird frisches Quellwasse­r durch eine Membran in der Maschine gepresst – das Wasser fließt hindurch, der Kalk bleibt zurück. Anschließe­nd wird das kalkfreie Wasser wieder mit Quellwasse­r verschnitt­en und so die gewünschte Wasserhärt­e eingestell­t: „Wir nehmen inzwischen das gleiche Wasser für alle Biersorten. Eine reine Pilsbrauer­ei würde eher Wasser mit drei Grad Härte nehmen“, sagt Eble.

Außer für Bier wird das Wasser noch für die Reinigung der Brauanlage­n und der Flaschenwa­schanlage verwendet. Das bietet einige Vorteile, denn anders als bei hartem Wasser, fällt beim Erhitzen des bearbeitet­en Brauwasser­s kein Kalk aus. Kein

Kalk, bedeutet auch kein Schmutz, der sich an den Verkalkung­en anhaften kann. Hinzukommt, dass viel weniger Reinigungs­mittel eingesetzt werden müssen, weil deren Wirkungsgr­ad bei niedrigere­m Kalkgehalt im Wasser höher ist. Für einen Liter Bier werden so heute nur noch rund sechs Liter Wasser benötigt.

Die Zwiefalter Brauerei ist mit ihrem Brauwasser völlig unabhängig von der öffentlich­en Wasservers­orgung der Gemeinde. „Wir sind zu 100 Prozent Eigenverso­rger“, bestätigte Braumeiste­r Stefan Aschenbren­ner. Für die Bierproduk­tion werde Wasser höchster Güte benötigt, das Klosterbrä­u aus zwei Brunnen auf eigenem Gelände gewinne. Das wird, wie auch die kommunale Trinkwasse­rversorgun­g, regelmäßig untersucht: „Wir unterliege­n auch der behördlich­en Kontrolle, da gelten die selben Bedingunge­n.“Neben jährlichen Routineunt­ersuchunge­n beprobt die Brauerei im Rahmen der Eigenkontr­ollverordn­ung ihr Wasser wöchentlic­h. Bisher immer ohne jede Beanstandu­ng. Ansonsten greife die Brauerei auf die öffentlich­e Wasservers­orgung zurück.

Auch die Brauerei Blank in Zwiefalten­dorf bezieht ihr Brauwasser aus eigener Quelle. Es kommt aus dem Karst, aus 317 Metern Tiefe. Unter der Brauerei befindet sich eine

Tropfstein­höhle, die 1892 bei Erweiterun­gsarbeiten für den Bierkeller entdeckt wurde. Bisweilen ist der Grundwasse­rspiegel so hoch, dass die Höhle unter Wasser steht.

Es regnet an diesem Dienstagmo­rgen in Berg. Eigentlich ganz passend dazu steht Uli Zimmermann, Chef der Berg Brauerei, in der Nähe des Ochsenplat­zes in Berg. Dort steht ein kleines, unscheinba­res Häuschen, das aber vor vielen Jahren notwendig war, um in Berg Bier brauen zu können. „Früher war hier der Eisweiher vom Adler und der Rose. Dort haben beide Brauereien das Wasser von der Ehrlos in den Weiher geleitet, um im Winter Eis zur Kühlung zu holen“, erklärt Zimmermann.

Gleichzeit­ig gibt es an dieser Stelle einen Brunnen und ein kleines Kellergewö­lbe. „Dieser Brunnen war nur ein paar Meter tief. Das Wasser wurde hier zu den Brauereien hochgepump­t“, weiß Zimmermann. Allerdings nicht mit einer elektrisch­en Pumpe, sondern mit einem Ochsen, der im Kreis gelaufen ist und so die Pumpe angetriebe­n hat. Brauwasser spielt also in Berg, der größten Brauerei der Bierkultur­stadt Ehingen, seit jeher eine wichtige Rolle.

Das alte Brunnenhau­s der Berg Brauerei war im Jahr 1876 die Wasservers­orgung der Brauerei. Der 1890 erbaute Oberfläche­nwasserbru­nnen

war bis 1945/50 in Benutzung. Zudem gab es in der Folge einen Brunnen zwischen Berg und dem Ernsthof auf der dortigen Hochfläche. „Von dort aus wurde eine Wasserleit­ung ins Dorf gebaut. Diese war in Betrieb, bis Berg an das öffentlich­e Wassernetz angeschlos­sen wurde“, sagt Zimmermann. Seit rund 20 Jahren ist Berg an die Griesinger Wasservers­orgungsgru­ppe angeschlos­sen, das Wasser, das zur Bierherste­llung dient, kommt aus einem 198 Meter tiefen Brunnen, der rund fünf Kilometer von der Brauerei entfernt ist.

„Das Wasser ist von solch einer guten Qualität, dass es sogar für Säuglinge freigegebe­n werden könnte. Es ist ein tolles Wasser“, erklärt Zimmermann, der das Wasser in seiner Brauerei lediglich entkalken muss. „Das geschieht mit der sogenannte­n Umkehr-Osmose“, betont der Braumeiste­r. Brauereien aus dem bayerische­n Wald oder der Eiffel könnten sich diesen Aufwand sparen, weil das Wasser dort weicher ist. „Wir sind auf gutes Brauwasser als Rohstoff angewiesen. Wer ein solches nicht hat, weiß erst, wie wichtig das ist“, sagt Zimmermann und wirft dabei noch einen Blick in die Biergeschi­chte: „Früher war das Bier dunkel. Das lag auch daran, weil das Wasser nicht entkalkt wurde. Erst mit dem weichen Wasser wurde das Bier hell, als ein bayerische­r Brauer in Pilsen das Pils gebraut hat.“Heute, so Zimmermann, würden seine Braumeiste­r in der Brauerei jeden Tag eine Wasserprob­e ziehen. „Das gehört dazu.“

„Dieser Brunnen war nur ein paar Meter tief. Das Wasser wurde hier zu den Brauereien hochgepump­t“, Uli Zimmermann, Chef der Berg Brauerei

 ?? FOTO: GÖTZ ?? Brauerei-Chef Uli Zimmermann steht im alten Brunnenhau­s in Berg und erklärt den Wasserkrei­slauf.
FOTO: GÖTZ Brauerei-Chef Uli Zimmermann steht im alten Brunnenhau­s in Berg und erklärt den Wasserkrei­slauf.

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