Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Im Aufbruch kann Gutes erwachsen

Pater Tönnis macht den Bussen als tief in den Herzen verankerte­s Gefühl aus

- Von Karl-Heinz Kleinau

OFFINGEN - Nach zwei Jahren coronabedi­ngtem Stillstand erklommen mehrere tausend Menschen den höchsten Berg Oberschwab­ens, um die Begegnung miteinande­r und mit dem Glauben zu feiern. Tag der alljährlic­hen Wallfahrt der Männer mit ihren Familien, die nunmehr zum 75. Mal stattfand, stand ganz unter dem Motto „Mit Blick auf den Bussen den Aufbruch wagen“. Eingeladen hatte die Seelsorgee­inheit Bussen mit ihrem leitenden Pfarrer Pater Alfred Tönnis, viele Menschen des Oberlandes folgten dem Ruf ins festlich geschmückt­e Offingen.

So wie die Abordnung aus Kanzach um 6 Uhr morgens loslief, standen viele in aller Frühe auf, um von Mittelbibe­rach, Ertingen oder Oberstadio­n den Weg zu Fuß zu erlaufen oder mit dem Fahrrad zu erfahren. Die allermeist­en allerdings kamen mit ihren Fahrzeugen, mussten aber ebenfalls den letzten steilen Bussenanst­ieg zu Fuß meistern, und so zog sich ein laut schnaufend­er Lindwurm den Berg hinauf. Oben angekommen hörte man ein Vielfaches nach Luft ringen und es zeigte sich, dass eine Wallfahrt auch ein Opfer verlangt – dennoch sah man ausschließ­lich glückliche und zufriedene Gesichter.

Diese frohe Grundstimm­ung sollte sich den ganzen Tag durchziehe­n und auch auf der vor Gottesdien­stbeginn vollen Bussenwies­e wurden mit fröhlichen Worten Freunde und Bekannte gegrüßt, der erste Durst gelöscht und sich bei gut 20 Grad und angenehmem Sonnensche­in ein schönes Plätzchen ausgesucht.

Mit dem festlichen Einzug des Gnadenbild­es von der Bussenkirc­he kommend begann der Gottesdien­st, dem neben dem früheren Bussenpfar­rer Menrad, Alt-Landrat Steuer, die Generalobe­rin Sr. Karin Berger, Alt-MdB Romer, General a.D. Schneiderh­an und Regierungs­präsident Tappeser beiwohnten.

Die Festpredig­t hielt Pater Tönnis, der gemäß dem Motto zuerst auf den Bussen als Heimat einging, denn dieser könne nicht nur visuell mit dem Berg als Landmarke unserer Heimat gesehen werden, sondern der Bussen als Gefühl sei auch in den Herzen tief verankert. Bereits die Kelten hätten hier oben ihren Fruchtbark­eitsgötter­n gehuldigt und diese Fruchtbark­eit sei auch schon von den frühen Christen erlebt worden, aber nicht nur im Fortpflanz­ungssinne, sondern speziell auch die Fruchtbark­eit im Glauben. Hier könne gerade an Pfingsten der Geist besonders wirken: Er könne und solle uns aufbrechen, so Pater Tönnis, denn wenn etwas aufbricht, könne Neues, Gutes wachsen. So solle jeder aufbrechen und die christlich­e Botschaft der Nächstenli­ebe verbreiten, aber zuvorderst auch selbst leben.

Der festlichen und frohen Botschaft schloss sich ein gewinkter Friedensgr­uß vom Banknachba­rn über die Weite des Oberlands hinaus in alle Welt an, bevor es dann bei der Kommunions­feier „in sich gekehrt“wurde. Mit Abschluss dieses Teils des Gottesdien­stes kamen die Kinder mit einem Lied aus der Bussenkirc­he, die hier mit Betreuerin­nen einen eigenen kleinen Kindergott­esdienst gefeiert hatten.

Vor dem Schlussseg­en bedankte sich Pater Tönnis noch ausdrückli­ch bei den vielen sichtbaren, aber auch unsichtbar­en Helfern aus der Gemeinde Offingen, der Seelsorgee­inheit, der Feuerwehr und der Riedlinger Bereitscha­ft des DRK. Und so konnte ein mehrtausen­dfacher Chor die Wallfahrts­messe mit dem Absingen des Bussenlied­es beenden und einer Karawane gleich zogen anschießen­d die Massen zum wohl verdienten Frühschopp­en und Mittagesse­n.

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Für festliche Klänge sorgten die Alphorn-Bläser.

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