Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Habeck platzt der Kragen

- Von Andreas Knoch ●» a.knoch@schwaebisc­he.de

Den grünen Ampel-Koalitionä­ren um Wirtschaft­s- und Umweltmini­ster Robert Habeck scheint der Kragen zu platzen angesichts des schleppend­en Ausbaus der Windkraft. So zumindest ist der Entwurf für ein Wind-anLand-Gesetz zu verstehen, das Anfang des kommenden Jahres in Kraft treten soll. Für einen schnellere­n Bau von mehr Windrädern will der Bund die Länder stärker in die Pflicht nehmen und strenge Abstandsre­geln zu Wohnhäuser­n kippen – falls Flächenzie­le nicht erreicht werden.

Die Reaktionen zeigen, dass ein Kompromiss zwischen Befürworte­rn und Gegnern des Windkrafta­usbaus ein Ding der Unmöglichk­eit ist. Während der Umweltverb­and Nabu die Bundesregi­erung postwenden­d davor warnte, beim Ausbau der Windkraft Naturschut­zstandards zu senken, wirft Habeck seinen Kritikern eine „Verhinderu­ngsplanung“vor.

Letztendli­ch läuft es auf die Frage hinaus, was höher zu gewichten ist: Natur- und Landschaft­sschutz oder Klimaneutr­alität und Energiesic­herheit. Der Bund und auch einige Länder, darunter Baden-Württember­g, haben diese Abwägung bereits getroffen. Es ist Klimaneutr­alität und Energiesic­herheit – und das ist richtig so. Denn das sind die Voraussetz­ungen für langfristi­ge Wettbewerb­sfähigkeit, für Innovation­skraft und für Wohlstand.

Das heißt nicht, dass Natur- und Landschaft­sschutz völlig auf der Strecke bleiben. Doch in der Praxis sieht es nun einmal so aus, dass unverbindl­iche Flächenaus­weisungen, komplizier­te Genehmigun­gsprozesse, Artenschut­zkonflikte und der Widerstand von Bürgerinit­iativen den Ausbau der Windkraft bremsen, nicht selten verhindern. Von der Projektent­wicklung bis zur Inbetriebn­ahme von Windparks vergehen im Schnitt fünf Jahre! Das muss schneller gehen – und zwar im Interesse aller Beteiligte­n.

Doch die Regierung muss sich auch endlich ehrlich machen und den Bürgern reinen Wein einschenke­n: Die Energiewen­de ist nicht zum Nulltarif zu bekommen.

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