Bei Garnelen auf Nachhaltigkeit achten
Drei Kennzeichnungen geben Auskunft über Aufzucht und Fanggebiet
BERLIN (dpa) - Garnelen stehen auf der Rangliste der meistverzehrten Fisch-, Krebs- und Weichtierarten in Deutschland auf Platz fünf. Doch Überfischung kann das Ökosystem Meer strapazieren, ihre groß angelegte Zucht in Aquakulturen die Gewässer und Böden vor Ort. Wer möglichst guten Gewissens zugreifen möchte, sollte daher auf Siegel für nachhaltige Garnelenzucht achten – oder auf die jeweiligen Fanggebiete.
Garnelen, die hierzulande in den Handel kommen, stammen oft aus Aquakulturen. Die Zucht im großen Stil kann die Umwelt belasten, etwa wenn für den Bau von Garnelenbecken Mangrovenwälder in tropischen Küstenregionen abgeholzt werden – oder Rückstände aus den Farmen die Böden und Gewässer vor Ort belasten.
Wer Garnelen aus Aquakultur im Handel kauft, kann sich an drei Kennzeichnungen orientieren: Sowohl das ASC-Label des „Aquaculture Stewardship Council“wie auch das EU-Biosiegel und das NaturlandSiegel stehen für Vorgaben zum Mangrovenschutz an den Küsten und zum Gewässer- und Bodenschutz. Alle drei werden von der Stiftung
Warentest für Garnelen aus Aquakultur empfohlen. In ihrer Zeitschrift „Test“(6/22) kommt sie zu dem Urteil: „Verbraucherinnen und Verbraucher können den Siegeln vertrauen.“Besonders das Naturland-Label überzeugt die Tester: Es stelle die höchsten Ansprüche, die dabei auf den Farmen auch gut umgesetzt würden.
Die Zertifizierung schreibt etwa eine natürliche Larvenproduktion vor. Das heißt: Es ist verboten, die Augenstiele der weiblichen Tiere abzuschnüren – eine Praxis, die den Überlebenstrieb der Garnelen anfachen und zu mehr Eiern führen soll. Auch eine Begrenzung auf maximal 15 Garnelen pro Quadratmeter Teichfläche sieht das Naturland-Siegel vor. Zum Vergleich: Bei intensiver Aquakultur werden bis zu 300 Garnelen pro Quadratmeter in den Becken gehalten.
Auch wichtig: Garnelen mit Naturland-Siegel dürfen nicht mit Antibiotika behandelt werden. Rückstände sollten damit verhindert werden. Zudem ist bei der Zertifizierung die Fütterung der Garnelen mit gentechnisch veränderten Futtermitteln untersagt.
Zu den Garnelen zählen übrigens auch Nordseekrabben und die oft als Shrimps bezeichneten Eismeergarnelen. Sie alle leben auf dem Meeresboden und werden mit Grundschleppnetzen gefangen. Das hat Auswirkungen – auch auf andere auf dem Meeresgrund lebende Organismen. Manchen Garnelenbeständen droht zudem Überfischung.
Wer möglichst nachhaltig gefangene Wildgarnelen mit nach Hause nehmen möchte, sollte laut Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin auf das jeweilige Fanggebiet der Tiere achten. Empfehlenswerte und weniger empfehlenswerte Fanggebiete haben die Verbraucherschützer zusätzlich zur Fangmethode in ihrem Fischratgeber aufgelistet.
Demnach kann bei Eismeergarnelen aus dem Nordostatlantik, die im Teilfanggebiet Barentsee gefischt wurden, durchaus guten Gewissens zugegriffen werden. Garnelen aus der nördlichen Nordsee oder dem Skagerrak werden hingegen nur bedingt empfohlen. Das jeweilige Fanggebiet ist auf der Produktpackung zu finden – dort allerdings oft nur in Kürzelform. Nachschlagen lassen sich die Kürzel beispielsweise auf der Website des Thünen-Instituts für Ostseefischerei.