Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ulrich Köpf beleuchtet Persönlich­keiten vergangene­r Tage

„Aus den Augen, aus dem Sinn“ist Thema beim Frauenfrüh­stück

- Von Barbara Körner

EHINGEN - Menschen, die früher im Altkreis Ehingen von Bedeutung waren, hat Ulrich Köpf aus der Versenkung geholt und den 39 Frauen beim Frauenfrüh­stück vorgestell­t.

26 Männer und Frauen aus einem Jahrtausen­d hatte Köpf ausgewählt und näher beleuchtet. Priorin Anna Maria Bloching aus Dettingen bei Ehingen hat im 19. Jahrhunder­t eine Schwesterg­emeinschaf­t mit vier Schwestern ins Leben gerufen, die Kranke im Spital versorgt haben, es waren dann zum Schluss 14 Schwestern, die viel Sozialarbe­it gemacht haben. Letztendli­ch haben sie sich dem Kloster Reute angeschlos­sen und Anna Maria Bloching wurde dessen erste Priorin. Rupert Kniele aus Allmending­en war Wundarzt, musste kleine Blessuren versorgen. Er hat die Welthilfss­prache Volapük erfunden, hat auf der Alb einen Klub gegründet, der sich nur mit dieser Sprache befasste. „Sie kommt wohl noch im Internet vor, ansonsten hat sich Volapük aber wohl im Sande verlaufen“, meinte Köpf. Jakob Friedrich Sprandel war ebenfalls Wundund Hebearzt, das bedeutete Geburtshel­fer. Er gründete eine private

Entbindung­sanstalt, wo Töchter aus gutem Hause diskret ihre uneheliche­n Kinder gebären konnten, die Frauen kamen von weither zu ihm nach Schelkling­en.

1930 wurde die Schule in Urspring gegründet. Viele bekannte Persönlich­keiten haben dort die Schulbank gedrückt, Ulrich Wickert, Wolf Dieter Hasencleve­r. Literaturk­ritiker Helmut Karasek war sogar Lehrer in Urspring. Wenig bekannt ist ein anderer Urspringsc­hüler Jochen Holy, ein Enkel von Hugo Boss, der als erster auf die Idee kam, seine Ware direkt ab der Fabrik an Konsumente­n zu verkaufen. Das Outlet Metzingen geht auf seine Initiative zurück. Friedrich Salomon Kaulla hatte in Oberdischi­ngen aus dem Besitz des Grafen Schenk zu Castell eine mustergült­ige Landwirtsc­haft geschaffen, war zu viel Geld gekommen und wollte Ritterguts­besitzer, Patronatsh­err und geadelt werden, was ihm als

Jude zunächst nicht möglich war. Er gab das Geld für den Kirchturm für die Pfarrkirch­e nur unter der Bedingung, dass man ihm seine Wünsche erfüllte, was zähneknirs­chend dann auch geschah. Der Adel war aber nur personenge­bunden. Seine Vogelsamml­ung ist heute im Ehinger Museum eine Attraktion. Adelheit von Mochental lebte im 11. Jahrhunder­t und galt als sehr erfolgreic­he Schwiegerm­utter, sie verheirate­te ihre vier Töchter alle an Herzöge, Salomé wurde sogar Herzogin von Polen.

Bekannt war den Frauen der Frühstücks­runde, dass Christophe­r von Schmid das Lied „Ihr Kinderlein kommet“geschriebe­n hat. Von Köpf erfuhren sie auch, dass er ein sehr erfolgreic­her

Ulrich Köpf über Michel Buck Jugendschr­iftsteller war. Franz von Bodmann aus Zwiefalten­dorf war Arzt und SS Obersturmf­ührer. Er war in Auschwitz und mehreren anderen KZ im Osten tätig. Bodmann galt als Erfinder der todbringen­den Phenolinje­ktionen, die er an jüdischen Gefangenen durchführt­e und war auch für die Vergasunge­n verantwort­lich. Nach Kriegsende hat er sich in einem Lazarett in Österreich erschossen. Peinlich wurde, dass seine Tochter mit einem Spross des Hauses Württember­g verbandelt war.

Den Schlusspun­kt unter seine Reihe bekannter Persönlich­keiten vergangene­r Tage setzte Köpf mit Mundartdic­hter Michel Buck als Arzt. Zusammen mit Bürgermeis­ter Müller hat er in Ehingen die Kanalisati­on und so eine gesunde Wasservers­orgung auf den Weg gebracht. „Er hat die Wühlarbeit für ein Krankenhau­s in Ehingen geleistet und sich in vielfältig­er Weise für die Volksgesun­dheit eingesetzt“, erklärte Köpf den Frauen.

„Er hat die Wühlarbeit für ein Krankenhau­s in Ehingen geleistet und sich in vielfältig­er Weise für die Volksgesun­dheit eingesetzt.“

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FOTO: BARBARA KÖRNER Ulrich Köpf musste von der Organisato­rin des Frauenfrüh­stücks nicht mehr vorgestell­t werden – ihn kannten alle.

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