Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Beliebte Ulmer Disco Theatro schließt

Nach 14 Jahren hört Inhaber Mario Schneider auf, will aber im Nachtleben aktiv bleiben

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Der letzte Vorhang fällt am Samstag, 25. Juni. Dann zieht sich Mario Schneider nach 14 Jahren als Chef der Disco Theatro zurück. Doch getanzt werden soll auch in Zukunft im ehemaligen Kino. Unter neuem Betreiber und vermutlich auch unter neuem Namen.

Die Ära des Theatro endet. „Es hat mir unfassbar viel Spaß bereitet“, sagt Mario Schneider über die vergangene­n 14 Jahre. Doch zuletzt hatte dieser etwas gelitten. „Die vergangene­n zwei Jahre waren schon sehr aufreibend.“

Corona sei eine Herausford­erung, die er genutzt habe, um neue Horizonte zu eröffnen. Die in einen Club umgebauten Kammerlich­tspiele wechselten während der Pandemie mehrfach ihr Gesicht: Der Wandel fing an mit dem Gastronomi­e-Projekt „Zirkel 854“, einem Kind der Corona-Auflagen, die den Betrieb von Diskotheke­n untersagte­n. Doch auch dieses wurde durch den zweiten Lockdown unmöglich.

Im Winter 2020 wurden die Theken dann nicht mehr für WhiskeySou­r oder Gin-Tonic gebraucht, sondern als Verkaufsti­sche für handgefert­igten Babybedarf, Bücher oder auch Olivenöl - der „Super Markt Mitte“eröffnete damals pünktlich zum Weihnachts­geschäft. Bis auch dieser durch ein Corona-Testzentru­m abgelöst wurde. Nun wird wieder gefeiert im Theatro. Doch Schneider spürt, dass ihm etwas der Elan abhandenge­kommen sei.

„Ich bin ein wenig müde geworden“, sagt Schneider. Es dürfe ruhig wieder ruhiger werden in seinem Leben. Der 42-Jährige will mehr Zeit für die Kinder (zehn und fünf Jahre alt) haben. Der Club laufe jetzt in diesem kaum von Corona beeinträch­tigten Frühsommer bestens. So habe er gleich mehrere Angebote für seinen Club auf dem Tisch gehabt.

Einem „sehr gewissenha­ften und guten Menschen“habe er den Zuschlag gegeben. Den Namen will er noch nicht verraten, weil es noch Kleinigkei­ten zu klären gebe. Der Firmensitz des neuen Betreibers sei in Ulm, derzeit veranstalt­e er Events auch im Ausland.

Schneider will sich nicht gänzlich aus dem Nachtleben zurückzieh­en. „Ich kann jetzt das machen, worauf ich immer Lust hatte.“Zusammen mit Sanjit Singh („Die Bar“), einem „sehr, sehr guten Freund“, wolle er etwas „Kleines“auf die Beine stellen. „Etwas, bei dem ich mich nicht verbiegen muss.“Und auch der Druck, jedes Wochenende 800 bis 1200 Menschen in den Laden zu bekommen, werde wegfallen. „Es wird auch ein Club werden“, sagt Schneider. Doch viel kleiner. Die elektronis­che Musik ist seine Leidenscha­ft, die er hier wohl auch ausleben wird.

„Ganz viel Schmerz ist beim Abschied dabei“, sagt Schneider. „Es tut mir weh.“Aber gleichzeit­ig verlasse er des Theatro mit einem Lächeln auf den Lippen. Und nimmt viele Erinnerung­en mit: Im Theatro lernte Schneider seine Frau Denise kennen, hier feierten die beiden ihre Hochzeit und später auch Kindergebu­rtstage. „Du bist ein Teil von uns.

Wir haben dich nicht nur gebaut und dir Leben eingehauch­t, wir haben dich geliebt, verehrt, gehasst, verflucht, gefeiert, dich mit Hingabe, Leidenscha­ft und unfassbar viel Emotionen zu dem gemacht, was du warst und heute bist“, schreibt Schneider in einer Art letztem Brief an sein geliebtes Theatro in den sozialen Netzwerken.

Schneider ist sich sicher, dass der neue Betreiber das Theatro unter neuem Namen in eine großartige Zukunft führen werde. Denn er kenne die Menschen dahinter, die hätten viel Liebe und Leidenscha­ft für das Ulmer Nachtleben. „Es ist schwierig, loszulasse­n“, sagt Schneider, den unsere Redaktion telefonisc­h auf der Mittelmeer­insel Ibiza erreichte. „Das ist unser zweites Zuhause“, sagt Schneider, der hier seit 1997 jedes Jahr viel Zeit verbringt. Was genau der neue Betreiber

mit dem 1910 als „vornehmste­s Licht- und Tonbildthe­ater“eröffneten Kinos vorhat, werde später bekannt gegeben. Schneider habe einen „Neuanfang“unter neuem Namen empfohlen.

„Er liebäugelt schon mit verschiede­nen Themen.“Die Übergabe der Räume ist am 1. August. Nach dem inzwischen schon traditione­llen und nun letzten Schwörmont­ags-Open-Air in der Passage am 18. Juli. Eine Neueröffnu­ng - unter neuem Design - könnte dann im Oktober erfolgen. Sicher ist sich Schneider, dass der neue Pächter seriös und ordentlich agiere. Das sei, so Schneider, nicht bei allen Bewerbende­n unbedingt auf der Hand gelegen. Gerade als Familienva­ter werde ihm immer stärker bewusst, wie wichtig es sei, Clubs zu haben, die für Seriosität in jeglicher Beziehung stehen.

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FOTO: ARCHIV Inhaber Mario Schneider verkauft das Theatro.

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