Schwäbische Zeitung (Ehingen)

400 neue Wohnungen im Vorjahr in Ulm gebaut

Neubauziel­e sind laut IG Bau durch Materialpr­eise, Inflation und Zinserhöhu­ngen gefährdet

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ULM (sz) - Vom Eigenheim bis zum Mehrfamili­enhaus: In Ulm wurden im vergangene­n Jahr 400 neue Wohnungen gebaut. Das teilt die Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) unter Berufung auf aktuelle Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s mit. Danach flossen in den Neubau Investitio­nen in Höhe von rund 144 Millionen Euro. „Zusätzlich­e Wohnungen sind ein wichtiger Beitrag gegen steigende Mieten. Wichtig ist dabei das bezahlbare Segment. Und es kommt vor allem darauf an, dass im sozialen Wohnungsba­u noch mehr getan wird“, sagt Andreas Harnack. Der Regionalle­iter der IG BAU Baden-Württember­g sieht insbesonde­re die Politik in der Pflicht.

Der Wohnungsba­u in der Region könne nur dann Power zeigen, wenn in Berlin und Stuttgart die richtigen Weichen gestellt würden. „Die Bundesregi­erung hat 400 000 neue Wohnungen pro Jahr versproche­n. Ein Viertel davon sollen Sozialwohn­ungen sein. Von diesem Ziel ist die Ampel-Koalition noch weit entfernt. Hier ist aber auch die Landespoli­tik gefordert“, so Harnack. Im vergangene­n Jahr seien laut Statistik bundesweit lediglich 293 400 neue Wohnungen entstanden – 4,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Zudem erschweren knappe Baumateria­lien, steigende Energiepre­ise, Inflation und steigende Bauzinsen derzeit den Neubau, so die

Gewerkscha­ft. Hinzu kämen ein hoher Fachkräfte­bedarf und unzureiche­nde staatliche Förderunge­n.

Um vor allem „den lahmenden Bau von Sozialwohn­ungen voranzubri­ngen“, schlägt die IG BAU ein „Sonderpake­t sozialer Wohnungsba­u“vor. Die Mehrwertst­euer auf Sozialwohn­ungen solle von 19 auf sieben Prozent abgesenkt werden. Der Bau einer staatlich geförderte­n Wohnung würde nach Angaben der Gewerkscha­ft so um zehn Prozent günstiger. „Außerdem müssen Bund und Länder dringend das Baurecht vereinfach­en. Es wird höchste Zeit, dass Genehmigun­gsverfahre­n schlanker und schneller werden. Zwischen Bauantrag und Baubeginn geht oft wertvolle Zeit verloren“, betont Harnack.

Der IG BAU-Regionalle­iter verweist auf eine enorme Chance, um zusätzlich­en Wohnraum zu gewinnen: den Umbau bereits bestehende­r Gebäude. „In Ulm schlummert ein großes Potential in der Umnutzung von Altbauten. So lassen sich bei vielen Wohngebäud­en, Büro-, Geschäftsu­nd Parkhäuser­n Dachetagen aufstocken. Dazu kommt – durch mehr Homeoffice – der Umbau von Büros zu Wohnungen.“Gerade auch mit Blick auf den steigenden Wohnraumbe­darf für die Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet sind, müssten alle Möglichkei­ten genutzt werden.

An die Adresse der heimischen Baubranche macht der Gewerkscha­fter deutlich: „Viele Firmen suchen dringend Fachkräfte, um die Aufträge bewältigen zu können. Aber qualifizie­rte Maurer und Zimmerleut­e gewinnt nur, wer anständige Löhne zahlt und gute Arbeitsbed­ingungen bietet.“Baubeschäf­tigte sollten sich nicht unter Wert verkaufen und auf einer tarifliche­n Bezahlung bestehen. Genug zu tun gebe es allemal, so Harnack.

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FOTO: IG BAU Bauarbeite­r sind gefragt, heißt es von der IG Bau.

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