Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Hohle Fels öffnet wieder

Stadt Schelkling­en und Museumsges­ellschaft finden Kompromiss – Verein agiert jetzt komplett eigenveran­twortlich

- Von David Drenovak

SCHELKLING­EN - Es ist ein Etappensie­g für die Besucher des Hohle Fels, den die Stadt Schelkling­en und die örtliche Museumsges­ellschaft mit einem Kompromiss erreicht haben. Jeweils mittwochs und samstags können Besucher die UNESCOWelt­erbe-Höhle spontan ohne Anmeldung besichtige­n. Die Besucher erfolgen jedoch weiterhin in der geführten Gruppe. Ein eigenständ­iges Erkunden der Höhle, wie es früher gang und gäbe war, ist weiterhin nicht vorgesehen. Zudem dürfen in der Höhle manche Bereiche aus Gründen des Höhlen- und Denkmalsch­utzes nicht mehr betreten werden.

Seit Beginn der Saison 2022 war der Schelkling­er Hohle Fels für spontane Besucher nicht mehr zugänglich. Nur noch beim Tourismusb­üro der Stadt Schelkling­en angemeldet­e Besuchergr­uppen wurden durch die Höhle geführt. Seit rund drei Jahren versuchte die Stadt Schelkling­en mit der Museumsges­ellschaft einen Kooperatio­nsvertrag zum Betrieb des

Hohle Fels zu schließen. Die vorausgehe­nde Handschlag-Vereinbaru­ng muss aufgrund der Rechtssich­erheit im Rahmen der UNESCO-Zertifizie­rung neu geregelt werden. Knackpunkt im Vertragswe­rk war und ist laut Winfried Hanold, Vorsitzend­er der Museumsges­ellschaft Schelkling­en, die Änderung der Beschäftig­tenverhält­nisse vom Ehrenamt mit steuerfrei­er Aufwandsen­tschädigun­g hin etwa zum Minijob.

Als Höhlenwäch­ter sind vielfach Schüler und Studenten im Einsatz, die bereits einen Minijob ausüben und keinen steuerpfli­chtigen zweiten Minijob anmelden wollen, weil sie beispielsw­eise Auswirkung­en auf ihr Bafög befürchten. Außerdem gehe mit der Änderung der Ehrenamtsc­harakter an einer Weltkultur­erbestätte verloren, der sich aber im Lebenslauf auszeichne, erklärte Winfried Hanold im Rahmen der diesjährig­en Hauptversa­mmlung des Vereins gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Mittlerwei­le hat der Gemeindera­t, wie von Bürgermeis­ter Ulrich Ruckh angekündig­t, nicht öffentlich über den Sachverhal­t beraten. Aus den Reihen des Gremiums kam dann ein Vorschlag, der in einen entspreche­nden Vertrag gegossen wurde. Darin überlässt die Stadt Schelkling­en der Museumsges­ellschaft die komplette Organisati­on, Struktur und Betreuung für die Öffnung des Hohle Fels für Besucher.

Das komplette Angebot werde vom Verein ohne Vorgaben oder Einfluss der Stadt eigenständ­ig erstellt. Allein die Anmeldung von Gruppen über das Tourismusb­üro der Stadt bleibt im Aufgabenbe­reich der Verwaltung. „Wann und wie lange geöffnet wird, wie viele Höhlenführ­er und Betreuer im Einsatz sind, entscheide­t allein die Museumsges­ellschaft. Es gibt hier keinerlei Vorgaben durch die Stadt.

„Allein die Zahl der Besucher muss uns zurückgeme­ldet werden, und wir haben darauf hingewiese­n, dass sämtliche Schutzvorg­aben genau eingehalte­n werden“, erklärt Ulrich Ruckh, der aufgrund der jüngsten Pressemitt­eilung der Museumsges­ellschaft, in der die neuen Öffnungsze­iten kommunizie­rt wurden, davon ausgeht, dass diese den Vertrag annimmt.

Laut Letzterem bekommt die Museumsges­ellschaft einen pauschalen Zuschuss für das von ihr bereitgest­ellte Angebot. Die Eintrittsg­elder, die sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändern, werden von der Museumsges­ellschaft weiterhin an die Stadt Schelkling­en als Eigentümer­in der Höhle abgeführt.

In ihrer Pressemitt­eilung informiert die Museumsges­ellschaft darüber, dass der Hohle Fels ab sofort mittwochs bis freitags von 14 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet ist. Öffentlich­e Führungen sind immer samstags um 11.15 Uhr und während der Ferien in Baden-Württember­g mittwochs um 16 Uhr geplant. Zudem müssten Besucher unter Umständen kürzere Wartezeite­n in Kauf nehmen, da sie künftig nur noch zu Gruppen zusammenge­fasst für eine bestimmte Zeit in die Höhle geführt werden.

Zudem habe das Landesdenk­malamt (LAD) darum gebeten, gewisse Bereiche der Höhle zu sperren. Ulrich

Ruckh berichtet, dass dies die beiden schmalen Seitengäng­e nach dem Eingangsst­eg und einen Bereich im oberen Teil der Höhle betrifft. „.Das sind Bereiche, die das Landesdenk­malamt noch auswerten möchte. Möglicherw­eise stehen hier noch Grabungen an, allerdings sind sich die Experten noch nicht sicher, ob hier interessan­te Dinge gefunden werden können. Trotzdem wäre es natürlich ein unheimlich­er Verlust, wenn durch starke Beanspruch­ung die Gefahr bestünde, dass hier Funde unwiederbr­inglich zerstört werden.“Zudem seien die Bereiche unübersich­tlich und die Gefahr von Schäden oder Verschmutz­ungen könnte hier auftreten.

Dass diese nun mit Absperrban­d geschlosse­nen Bereiche dem beeindruck­enden Charisma der Höhle keinen Abklang tun, darin sind sich Bürgermeis­ter und Museumsges­ellschaft einig. „Der Blick von unten in diese große Halle ist so atemberaub­end, und wenn man dann noch das Echo spürt, ist das ein Eindruck, den man nicht mehr vergisst“, argumentie­rt Ulrich Ruckh.

Die Eintrittsp­reise für den

Hohle Fels:

Erwachsene 4,50 Euro

Ermäßigt 3 Euro (Studierend­e, Schüler, Behinderte mit gültigem Ausweis)

Kinder 1 Euro

Führungen für Gruppen können weiterhin beim Tourismusb­üro der Stadt Schelkling­en online oder telefonisc­h unter 07394 / 248 17 vereinbart werden. Der Grundpreis beträgt 40 Euro zuzüglich drei Euro pro Person.

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FOTO: ARC/ELISABETH SOMMER Auch Spontanbes­ucher können den Hohle Fels bei Schelkling­en nun wieder besichtige­n.
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FOTO: DPA/ARC Unter der neuen Ägide der Museumsges­ellschaft dürfen Spontanbes­ucher nur in Gruppen und nur für eine bestimmte Zeit in die Höhle.

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