Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Spiel, Satz und Sieg fürs Da Michele

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Es mag Leute geben, die hegen gewisse Vorurteile gegenüber Gastronome­n, die sich in Vereinshei­men oder Tennishall­en zu entfalten versuchen. Und in manchen Fällen mag etwas dran sein am Verdacht, dass es für bestimmte Wirte weit wichtiger ist, für einen reibungslo­sen Fluss am Zapfhahn zu sorgen, statt in der Küche anständig aufzukoche­n. Ob das auch für das Ristorante Da Michele in Baindt gilt?

Das Ambiente ist durchaus gepflegt: helles Holzmobili­ar, Fliesenbod­en, große Glasfronte­n, die den Blick auf die Indoor-Tennisplät­ze freigeben. Ein Kontrastpr­ogramm, das seinen Reiz darin hat, dass sich auf den Plätzen sportliche Menschen mühsam jene Kalorien abtrainier­en, die sie später im Da Michele substanzsc­honend wieder auffüllen. Dazu bietet das Haus jede Menge Möglichkei­ten – die Auswahl ufert von Pizza bis Pasta, Fleisch,

Fisch bis hin zu den Desserts geradezu aus. Und gleich der Warnhinwei­s vorweg: Wer den Fehler macht und erst zum Essen geht, dabei den Teller schön leer macht, der gerät auf dem Tennisplat­z in die nicht zu unterschät­zende Gefahr, wegen akuter Überfresse­nheit spätestens nach dem zweiten Aufschlag am Netz zu kollabiere­n. Wer den Sport nach dem Mahl einfach weg lässt, ist aber auf der sicheren Seite.

Bereits die gemischte Vorspeisen­platte, eigentlich für eine Person, ist eine stattliche Ansage. Es handelt sich um eine rustikale Versammlun­g von Wurst, Schinken, Grillgemüs­e, Käse, Melone, Salat und Oliven auf einem großen Brett. Mit dabei: kleine Brothappen – noch warm – aus dem Pizzaofen. Zum Glück ist es nicht einfach nur viel, sondern hat auch qualitativ­e Substanz.

Zum Beispiel ist der Mozzarella kein gummiartig­er KuhmilchKl­umpen, sondern ein zartes Bällchen – sehr wahrschein­lich vom Büffel. Auch Salami und Parmaschin­ken schmecken nicht nach Billigware.

Dass Da Michele nicht ohne Grund für seine Pizza bekannt ist, wird beim Schnitt in den wulstigen Rand klar, der ein fülliges SauerteigA­roma aufsteigen lässt. Drinnen ist er luftig, unten ist er knusprig – mit diesem Prachtstüc­k müsste sich das Restaurant auch in Napoli nicht verstecken. Wobei auch in Baindt statt Mozzarella der leidige eingedeuts­chte Käsemix zum Einsatz kommt. Dennoch: Ein Genuss, der die Balance zwischen üppigem Belag und vollem Knusperbod­en hält. Auf der Chef-Spezialkar­te ist zudem Außergewöh­nliches zu finden wie Hummer oder mediterran­e Rinderbäck­le.

Im Vergleich zur Pizza können selbst die durchaus ambitionie­rten Bandnudeln mit Garnelen und grünem Spargel in Tomaten-Sahnesoße nicht ganz mithalten. Auch wenn der Teller sehr anständige Zutaten aufweist. Eine Freude ist es auch, von den flinken Damen im Service bewirtet zu werden. Denn sie sind freundlich und aufmerksam zugleich. An einer Stelle aber wohl falsch informiert, als es um die Frage geht, ob das Tiramisu hausgemach­t ist. Obwohl das bejaht wird, wirkt das Dessert zugekauft – an Form und Geschmack zu erkennen, es fehlt an Finesse und Konsistenz. Aber sei’s drum: Das Da Michele ist schließlic­h keine Konditorei. Als Pizzeria aber tatsächlic­h außergewöh­nlich.

Ristorante & Pizzeria Da Michele Friesenhäu­slerstr. 20

88255 Baindt

Tel. 07502-9129840 www.ristorante-damichele.de Geöffnet Montag bis Freitag 11.30 bis 14 und ab 17.30 Uhr, samstags ab 17.30 Uhr, Sonntag variiert. Hauptgeric­hte 9-25 Euro, Mittagstis­ch 8,50 Euro.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: NYF Knuspriger Boden, üppiger Belag: Die Pizza mit Pepperoni und Salami sorgt für einen genussvoll­en, italienisc­hen Moment im Leben.
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Von Erich Nyffenegge­r

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