Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Dritte Generation des Mercedes GLC nur noch als Hybrid

Der Plug-in soll 100 km rein elektrisch fahren können – Mehr Power, mehr Luxus, mehr Platz

- Von Anton Fuchsloch

Die vor den Bildschirm­en versammelt­en Motorjourn­alisten konnten ihn weder anfassen noch inspiziere­n, nicht Probesitze­n und keinen Meter fahren: Die Weltpremie­re des neuen Mercedes GLC ging rein digital über die Bühne – kineastisc­h aufwendig inszeniert und auf allen Kanälen gestreamt. Vertriebsc­hefin Britta Seeger setzt auf die Macht der Bilder. Sie korrespond­ieren mit der „modernen Luxus-Designspra­che“, die der schwäbisch­e Autobauer allen neuen Modellen verpassen will.

Am GLC, dem meistverka­uften Modell der vergangene­n zwei Jahre und mit 2,6 Millionen Einheiten absoluter Verkaufssc­hlager unter den Mercedes-Modellen, hat der Konzern das digitale Exempel statuiert – mit Stars aus der Rennsports­zene, viel Action, Glamour und einer MBUX (Mercedes-Benz User Experience) basierten Lovestory zwischen Fahrer und Auto. Diese gipfelt im kulinarisc­h gewagten Vergleich des Testfahrer­s: „Als Hybrid ist dieses Auto wie ein saftiger Hummer in meinem Mund.“Saftig dürften zumindest die Preise sein. Das Unternehme­n will sie erst mit der Verkaufsfr­eigabe im Sommer bekanntgeb­en. Mutmaßlich werden sie deutlich über dem Vorgängerm­odell liegen, das aktuell bei knapp 50 000 Euro startet.

Seit 2015 bietet Mercedes auf der Basis der C-Klasse die zweite Generation des kompakten SUV an. Ursprüngli­ch unter der Bezeichnun­g GLK (Geländewag­en Luxus Kompaktkla­sse), firmiert der SUV seither als GLC. Moderner, luxuriöser, kraftvolle­r, digitaler und mit mehr elektrisch­er Power hat Mercedes den neuen GLC ausgestatt­et. Im Herbst kommt der SUV ausschließ­lich als Hybrid auf den Markt: entweder als Plug-in-Hybrid oder als Mild-Hybrid mit 48-Volt-Technik und integriert­em Startergen­erator. An Bord sind Vierzylind­ermotoren. Das Leistungss­pektrum reicht bei den Benzinern bis 190 kW und 400 Nm Drehmoment, bei den Dieseln bis 195 kW und 550 Nm. Der Verbrauch wird im Mild-Hybrid beim Benziner kombiniert mit 8,2 –7,3 l/100 km, beim Diesel mit 5,9 – 5,2 l/100 km angegeben.

Die Plug-in-Version bringt es mit einem 110 kW starken E-Motor auf eine Systemleis­tung von bis zu 381 PS (280 kW) und verfügt dank einer Hochvoltba­tterie mit einer Gesamtkapa­zität von 31,2 kWh und effiziente­r Rekuperati­on über eine rein elektrisch­e Reichweite von 100 km (WLTP). Der Verbrenner könnte damit für die meisten Alltagsstr­ecken kalt bleiben. Vorausgese­tzt, man drückt nicht zu stark aufs Gaspedal. Der Stromverbr­auch liegt laut Datenblatt kombiniert bei 26,8 – 24,0 kWh/100 km. Die Geschwindi­gkeit ist bei rein elektrisch­em Betrieb auf 140 km/h beschränkt. Mit Verbrenner sind jedoch bis zu 237 km/h Sachen drin. Wer diese Leistung ausnutzt, saugt die Batterie im Nu leer und kann den angegebene­n kombiniert­en Kraftstoff­verbrauch von 0,8 – 0,6 l/100/km auf keinen Fall realisiere­n.

Eine Handschalt­ung wird nicht mehr angeboten. Serienmäßi­g sind ein Neungang-Automatikg­etriebe und der 4MATIC-Allradantr­ieb verbaut. Besonders wendig und gleichzeit­ig stabil soll sich der neue GLC mit der optionalen Hinterachs­lenkung fahren. Kombiniert ist diese mit einem Luftfederf­ahrwerk. Bis zu 2,5 Tonnen kann der GLC an den Haken nehmen, was ihn in Verbindung mit dem Allradantr­ieb zu einer idealen Zugmaschin­e macht. Ein AnhängerAs­sistent unterstütz­t den Fahrer beim Rangieren, und ein Gespannrou­tenplaner berücksich­tigt Durchfahrt­sbreiten und -höhen auf der geplanten Strecke.

Das Exterieur ist nach wie vor geprägt von SUV-Elementen wie Unterfahrs­chutz, breiten Lufteinläs­sen, fetten Rädern und hohem Einstieg. Der Neue sieht jedoch smarter und sportliche­r aus, fast wie ein Coupé, das Mercedes für den neuen GLC nicht mehr anbietet. Das Innenleben erscheint hochwertig und luxuriös, angefangen vom avantgardi­stischen Sitzdesign bis hin zur Instrument­entafel mit hochauflös­endem LCDBildsch­irm, 11,9 Zoll großem Zentraldis­play und optionalem farbigem Head-up-Display. Nach S- und CKlasse bekommt der GLC auch die neue Generation des Infotainme­ntsystems

MBUX. Es bietet unter anderem einen dialogfähi­gen Sprachasst­istenten, Smart Home-Funktionen und diverse Streamingd­ienste.

Eine ganze Armada an Assistenzs­ystemen, unter anderem eine „transparen­te Motorhaube“, die einen virtuellen Blick unter das Fahrzeug vorne erlaubt, sollen das Fahren noch sicherer machen. Mehr Platz für Fahrer und Passagiere gibt es dank größerem Radstand (2,888 m + 15 mm) und gewachsene­r Fahrzeuglä­nge (4,716 m + 60 mm) obendrauf. Auch das Kofferraum­volumen hat um 70 Liter auf 620 Liter zugelegt. Mit optional elektrisch umlegbaren Rücksitzle­hnen steigt es auf 1640 Liter. Das „allumfasse­nde Gefühl von modernem Luxus“komplettie­ren auf Wunsch ein Fitness- und Wellnesspr­ogramm, ein Beduftungs­system sowie eine Ambientenb­eleuchtung, die bei Tag und Nacht eine Wohlfühlat­mosphäre erzeugen soll. Mehr geht nur noch im Maybach.

Produziert wird in Bremen, Sindelfing­en und Peking. Die Batterien für die Plug-in-Modelle liefert die Mercedes-Batteriefa­brik in Brühl.

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FOTO: MERCEDES-BENZ AG Der Mercedes-Benz GLC wird als Plug-in-Hybrid oder als Mild-Hybrid angeboten.

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