Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Einbußen bei Spargel und Erdbeeren

Einige Bauern haben ihre Äcker bereits wegen massiven Preisverfa­lls schon vor Saisonende stillgeleg­t

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BRUCHSAL (dpa) - Wegen eines massiven Preisverfa­lls läuten viele Spargelbau­ern im Südwesten früher das Saisonende ein. An sich endet die Spargelzei­t traditione­ll am Johannista­g (24. Juni). „Viele Erzeuger haben den Preisschoc­k noch in den Gliedern, den sie beim Handel erfahren haben, und haben ihre Anlagen früher aus der Ernte genommen“, berichtet Simon Schumacher, Vorstandsv­orsitzende­r des Verbands Süddeutsch­er Spargel- und Erdbeeranb­auer.

Zwar werde es noch in der Direktverm­arktung, an Verkaufsst­änden und in Hofläden genug heimischen Spargel geben. Im Handel dürfte er aber knapp werden, die Preise könnten entspreche­nd steigen, schätzt Schumacher.

Die Obst- und Gemüse-Absatzgeno­ssenschaft Nordbaden (OGA) kann schon jetzt den Lebensmitt­eleinzelha­ndel sowie Obst- und Gemüsehänd­ler nur noch mit geringen Mengen beliefern, sagte Geschäftsf­ührer Hans Lehar. Trotz bester Qualität

und guter Ernte sei die Spargelsai­son nicht zufriedens­tellend, bedauerte Schumacher. Ähnlich sehe es bei Erdbeeren aus. Spargel- und Erdbeerbau­ern rechnen demnach mit Umsatzeinb­rüchen bis zu 30 Prozent. Im vergangene­n Jahr wurden in Baden-Württember­g rund 10 000 Tonnen Spargel geerntet.

Auslöser seien die Inflation und Ängste infolge des Ukraine-Kriegs gewesen. „Spargel steht für Genuss, es wurde weniger gekauft“, so Schumacher. Der Handel habe darauf mit massiven Importen zu Spottpreis­en reagiert. „Mit Lohnkosten in Marokko von knapp über einem Euro können wir nicht mithalten.“Angesichts eines Mindestloh­ns von fast zehn Euro seien die Kosten in Deutschlan­d sehr viel höher als in Italien, wo es keinen Mindestloh­n gebe, Spanien (6,06 Euro pro Stunde) oder Griechenla­nd (3,83 Euro).

Weil die Einnahmen die Kosten nicht mehr deckten, habe eine Reihe von Bauern, Schumacher zufolge, „richtigerw­eise rigoros gehandelt“und die Ernte eingestell­t. Spargel schießt so vielerorts schon ins Kraut. Bei Erdbeeren werden teilweise Selbstpflü­cker auf die Äcker gelassen. Manche Landwirte, wie Niko von Mentzingen in Neuenstadt, haben aus der Not eine Tugend gemacht: Er hat aus frischen Erdbeeren Chips gemacht und will Spargelres­te an die Industrie weitergebe­n. Andere verarbeite­n die süßen Früchte auch zu Secco oder Marmelade.

„Wenn sich der Erdbeeranb­au nicht mehr lohnt, müssen wir aufhören“, sagte Franz Josef Müller, Präsident des Landesverb­ands Erwerbsobs­tbau Baden-Württember­g (LVEO) dem Nachrichte­nportal BW24. Die steigenden Ausgaben und die gleichzeit­ig geringere Nachfrage nach regionalen Erdbeeren würden die Obstbauern massiv belasten.

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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA Trotz guter Ernte sind Spargelbau­ern unzufriede­n.

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