Ein Plädoyer für Gemeinschaft, Austausch und Frieden
Sternwallfahrt und Jugendtag in Untermarchtal mit rund 320 Gästen
UNTERMARCHTAL – Der diesjährige Jugendtag in Untermarchtal wurde am Sonntag von rund 320 Gästen besucht. Manche Gruppen waren seit Mittwoch unterwegs, alle trafen sich zu einem musikalisch dominierten Auftakt in der Vinzenzkirche. In den anschließenden Workshops wurde gebastelt, die Geschicklichkeit getestet, und es gab leckeren Kaffee aus Tansania. Weihbischof Matthäus Karrer leitete zum Abschluss eine Eucharistiefeier.
Nach zwei Jahren ohne Präsenzveranstaltung konnten die Schwestern im Kloster Untermarchtal unter dem Motto „was lässt Dich leben" wieder Jugendliche und junge Erwachsene zu einem Jugendtag begrüßen. Wenngleich aufgrund der Verkürzung auf einen Tag ohne Übernachtung alles anders war als gewohnt, hatten die rund 320 Teilnehmenden eine ausgesprochen gute Zeit. Aus Unterschneidheim bei Ellwangen waren 42 Jugendliche gekommen, deren Firmung am kommenden Sonntag stattfindet. Bereits am Mittwoch ist die Gruppe zu Fuß aufgebrochen. Übernachtet wurde auf dem Weg in Unterriffingen, Neresheim und Bachhagel in der jeweiligen Turnhalle. Die Nacht auf Sonntag verbrachte die Gruppe bei der katholischen Kirchengemeinde in Giengen an der Brenz. Dort war am Sonntag um 5 Uhr Aufstehen angesagt, um 7 Uhr hat der Bus paratgestanden, der die Gruppe nach Untermarchtal brachte.
Pastoralreferent Hans-Christian Richter und Routenplaner Georg Kaiser waren froh, dass das Wetter so gut war, und das gemeinsame Unterwegssein viel Abwechslung gebracht hat. „Wir haben Volleyball und Fußball gespielt, morgens, mittags und abends gab es Impulse. Am Samstag waren wir zum Entspannen im Freibad in Giengen", berichteten die Begleitpersonen. Die Liedtexte und Ideen waren im Vorfeld aus Untermarchtal
gekommen. Alle lobten den Teamgeist, und dass das gemeinsame Bewältigen des Weges zusammengeschweißt habe. „Jetzt kennen sich alle", meinte Hans-Christian Richter, denn die Jugendlichen kämen aus acht verschiedenen Kirchengemeinden der Seelsorgeeinheit, und gingen auf unterschiedliche Schulen. Die von ihnen getragenen blauen TShirts mit dem Motto des Jugendtags, was lässt Dich leben?", haben sie selbst fertigen lassen. Georg Kaiser ergänzte, „ich bin zum fünften Mal beim Untermarchtaler Jugendtag. Inzwischen sind meine beiden Töchter als Begleitpersonen dabei".
Eine Vierergruppe von Ministranten aus Kirchheim/Teck ist angekommen, aus Schwäbisch Hall waren es zwölf Firmlinge, von denen neun aus Großallmerspann waren. Jugendreferent Thorsten Wassermann, seit 2012 jedes Mal dabei, und die Leiterin der Firmgruppe Sylvia Krämer sprachen von einem großartigen Gruppenerlebnis im Rahmen der Kooperation innerhalb ihrer Seelsorgeeinheit.
Auch sie waren am Mittwoch gestartet, und haben bis Freitag Rundwanderungen unternommen. Im Vorfeld waren sie mit dem Gestalten von Fahnen und Baseballcaps beschäftigt. Ein Ständchen zum Geburtstag gab es für ein Mitglied der Gruppe sowie für Diakon Nico Schmid.
Pünktlich zum Beginn der Auftaktveranstaltung in der Vinzenzkirche ist noch eine Fahrradgruppe aus Rottenacker eingetroffen. Der ÖChor aus Mössingen begleitete musikalisch den Auftakt. Fast die Hälfte der Teilnehmenden ist zum ersten Mal bei einem Untermarchtaler Jugendtag dabei gewesen. Generaloberin Schwester Elisabeth Halbmann freute sich über die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten in der Vinzenzkirche, die von ihnen getragenen Zeichen der Teilnahme in Form von Freundschaftsbändchen aus Tansania sowie den in den Workshops zu erwartenden Austausch.
„Hier können wir Antworten finden auf die Frage, was lässt mich leben", sagte die Generaloberin, die von einer Zeit des Krieges und der Bedrohung der Erde und unserer Lebensgrundlagen sprach. Ordensgründer Vinzenz von Paul, Anne Frank und Dr. Martin Luther King unterhielten sich über den Traum des Pfarrers aus Atlanta, Georgia, einen Traum vom Frieden und der Gleichheit der Menschen, egal welcher Hautfarbe. Und sie arbeiteten die dafür noch fehlenden Schritte der Menschheit heraus. Zum Traum von Martin Luther King gehörte zudem die Freiheit, jeden Platz in der Gesellschaft einnehmen zu können, und die innere Freiheit, sich selbst akzeptieren zu können. Das Gespräch der drei Persönlichkeiten, die sich in Wahrheit nie begegnet sind, führte zu Jesus als Vorbild, der jeden Menschen als Mensch behandelte, egal woher er kam.
Die St. Josef Schule für Hörgeschädigte in Schwäbisch Gmünd hat eine Kerze entzündet, die Symbole für die Bedürfnisse der Menschen zeigte. In 20 jeweils zweistündigen Workshops waren die Teilnehmenden aufgerufen, sich geistig oder praktisch einzubringen, fortzubilden und gemeinsam etwas zu erleben. Diese waren auf die Scheune, die Kirche und das Bildungsforum verteilt.
Im Tansania Café servierten Katharina Eichinger und Anna Merz leckeren Kaffee aus Tansania. Beide haben ein Jahr im freiwilligen weltkirchlichen Friedensdienst vor sich, auf das sie sich schon durch Sprachkurse in kisuaheli vorbereiten. Katharina Eichinger berichtete: „Ich werde ab August für ein Jahr in einem Waisenhaus in Tansania leben, arbeiten und beten.“An ihrem Stand unterstützt wurden sie von Riya Cloud aus Indien, die seit drei Wochen in Untermarchtal lebt, und demnächst in Speyer eine Ausbildung zur Krankenpflegerin beginnt.
Schwester Franziska war auf der Slackline auf der Suche nach Balance, Schwester Birgit Peter half, Engel aus Totholz zu fertigen. Simone Weber, die Schachteln für den Transport herstellte, meinte, „es gibt schon über 1000 Engel aus Totholz. Die Idee ist nach einem Sturm in Stuttgart entstanden, wo Schwester Birgit das Totholz fand. Ein großer Kreis um Schwester Martha Maria knüpfte Freundschaftsbändchen. Am Stand der Diözese konnte man beim richtigen Ausfüllen eines Fragebogens Preise wie Bücher oder Kulis gewinnen. Weihbischof Matthäus Karrer, Pfarrer Gianfranco Loi, Diakon Nico Schmid und Schwester Dorothea Piorkowski standen den Teilnehmenden Rede und Antwort.
Im Bildungsforum fand der Workshop „Gebärdensprache" sehr großen Anklang, wo Schwester Judith Schwarzkopf und Andrea Schott Grundkenntnisse von Gestik und Mimik vermittelten, die bei Kindern vorhanden sind, aber bei Erwachsenen verloren gehen. „Wir können in zwei Stunden zwar nicht das Erlernen der Gebärdensprache bewirken, aber ein Grundverständnis dafür erzeugen, wie diese funktioniert", fasste Schwester Judith zusammen.
Nach einer leckeren Verpflegung in der Mittagspause luden die Schwestern zu Mitmachtänzen auf dem Parkplatz ein. Dabei kamen die Teilnehmenden tanzend in Bewegung, und erfuhren Leben, Freude und Kraft. Schwester Gabriele Maria Sorg hat alles so angelegt, dass keine Vorkenntnisse erforderlich waren. Höhe- und Schlusspunkt war das von Schwester Barbara Volk angeführte „Macarena". In der vollbesetzten Vinzenzkirche stimmte der ÖChor fröhlich auf die abschließende Eucharistiefeier mit Weihbischof Matthäus Karrer ein. Dieser betonte, wie sehr das Leben in den letzten drei Jahren ein anderes geworden sei. „Jetzt in bewegten Zeiten muss es darum gehen, was dem Menschen dient und ihm ein erfülltes Leben geben kann. Jesu Worte gelten auch jetzt", sagte der Weihbischof, und rief die Messebesucher auf, zu erkunden, was sie wirklich leben lässt. In einem lebendigen Vortrag, gemeinsam mit Schwester Dorothea, trug er seinen Standpunkt vor, und bat in einer lebensfeindlichen Welt des Krieges um Frieden. Generaloberin Schwester Elisabeth sagte trotz der diesjährigen Einschränkungen, „es war ein schönes und fruchtbares Miteinander zu spüren". Für den 3. und 4. Juni 2023 lud sie zum nächsten Jugendtag nach Untermarchtal ein.