Red Bull jubelt, Ferrari hadert
Max Verstappen gewinnt erstmals in Aserbaidschan und zieht in WM-Wertung davon
BAKU (SID) - Max Verstappen raste scherzend und gut gelaunt dem Ende seines Baku-Traumas entgegen, als Charles Leclerc und Ferrari bereits ihre Zelte in Baku abbrachen. Zwei Defekte, null Punkte: Das nächste Debakel beim Großen Preis von Aserbaidschan sorgte für Krisenstimmung bei der fehleranfälligen Scuderia – und verstärkte zugleich das Hochgefühl beim großen Titelrivalen Red Bull.
Erstmals schaffte Weltmeister Verstappen am Sonntag den Sprung auf das Podest in Baku. „Wir hatten eine gute Pace und konnten die Führung immer weiter ausbauen“, sagte Verstappen, der vor seinem Teamkollegen Sergio Perez und George Russell im Mercedes triumphierte: „Wir hatten auch etwas Glück mit den Ausfällen.“
Verstappens fünfter Saisonsieg war im Grunde schon vor der Halbzeit des Rennens besiegelt. In der 21. Runde stieg Rauch aus dem Ferrari von Herausforderer Leclerc, der Pole-Setter aus Monaco musste seinen Wagen vorzeitig abstellen. „Es ist ziemlich schwierig. Es ist sehr enttäuschend, mir fehlen die Worte. Wir müssen uns das sehr genau anschauen“, sagte Leclerc: „Es schmerzt.“
Der 24-Jährige war nicht der einzige Leidtragende der fehlenden Zuverlässigkeit bei der Scuderia, Teamkollege Carlos Sainz schied bereits in der zehnten Runde mit einem Defekt aus – ein Worst-Case-Szenario für Ferrari. „Das macht uns Sorgen. Die Zuverlässigkeit ist immer ein Schlüsselfaktor. Wir müssen verstehen und analysieren, was passiert ist“, sagte Teamchef Mattia Binotto. Viel Zeit bleibt nicht, bereits am kommenden Wochenende steht der neunte WMLauf in Kanada auf dem Plan.
Dort startet Verstappen mit einer inzwischen komfortablen WM-Führung. Der 24-Jährige führt nun mit 21 Punkten vor Perez. Leclerc fiel mit 34 Zählern Rückstand auf den dritten Rang zurück.
Zufriedenheit herrschte derweil bei Sebastian Vettel. Der Baku-Spezialist fuhr trotz eines Fahrfehlers nach einem eigentlich gelungenen Überholmanöver in der 13. Runde sein bestes Saisonergebnis ein. Der Aston-Martin-Pilot belegte den sechsten Platz und erreichte damit erneut die Punkteränge. „Alles in allem war es ein gutes Wochenende für uns“, sagte der ehemalige Weltmeister.
Mick Schumacher verpasste derweil den erhofften Befreiungsschlag. Vom letzten Startplatz aus beendete er das Rennen zwar unfallfrei, für den ersten WM-Punkt seiner Formel-1-Karriere reichte die Aufholjagd als 14. aber längst nicht.
„Das ganze Wochenende war schwierig. Wir wissen, dass unser Auto nicht weiterentwickelt worden ist, viele andere sind es“, sagte der Haas-Pilot, dem die wachsende Kritik an seinen Leistungen – zuletzt auch öffentlich vorgetragen von Teamchef Günther Steiner – augenscheinlich zunehmend zusetzt. Nach dem Qualifying wirkte Schumacher aufgewühlt, sprach davon, „genervt“zu sein. Steiner klagte vor dem Start über eine „Spaltung von außen“. Die Lage bei Haas bleibt angespannt. Leclerc hatte sich am Samstag souverän die sechste Pole der Saison gesichert, die gute Ausgangslage aber bereits beim Start verspielt: Perez zog vor der ersten Kurve innen vorbei, nur mit Mühe parierte Leclerc in den folgenden Runden die Attacken von Verstappen.
Der Ausfall von Sainz veränderte die Dynamik des Rennens. Leclerc kam bereits in der zehnten Runde in die Box und wechselte äußerst früh auf die harte Reifenmischung. Das Red-Bull-Duo blieb auf der Strecke, Perez führte das Feld vor Verstappen an, gab seinen Platz fünf Runden später aber kampflos ab.
Sämtliche taktischen Überlegungen am Red-Bull-Kommandostand im Fernduell mit Leclerc erübrigten sich durch Leclercs Motorschaden. Seine bittere Pechsträhne setzte sich in Baku fort: Schon in Barcelona streikte die Technik, in Monaco kosteten Strategiefehler den ersehnten Heimsieg trotz jeweiliger Pole Position.
Verstappen kontrollierte das Rennen in der Folge an der Spitze und fuhr ungefährdet dem Erfolg entgegen.