Im Magie-Theater hebt sich der Vorhang
Acht Jahre lang hat Florian Zimmer geplant und Hindernisse überwunden: Jetzt eröffnet das Haus
NEU-ULM - Im Flur wird noch gewischt, in der Küche werden die Kartons mit dem hauseigenen Cuvée Magique ausgepackt. Und im Zuschauersaal stehen noch Stühle statt der bequemen Sessel. Auch ein Florian Zimmer kann eben nicht zaubern, wenn es um die letzten Handgriffe zur Fertigstellung seines MagieTheaters geht. Eröffnung feiern ließ sich am Samstagabend hier trotzdem schon sehr gut. Vorher gab der Hausherr Einblick in das Florian-ZimmerTheater – und einen kleinen Vorgeschmack auf seine magische Show.
Aus dem Strahlen kommt Florian Zimmer gar nicht mehr heraus. Irgendwie wirkt er wie ein Abiturient kurz vor der Zeugnisübergabe, dem der Lehrer in der neunten Klasse noch gesagt hat: Das wird nichts bei dir.
Solche Sätze kennt der 39-Jährige zur Genüge. „In der Schule hieß es, Zaubern, das ist doch kein richtiger Beruf. Meine Mitschüler haben mir gesagt, ich verschwende bloß meine Zeit, wenn ich übe.“Und als er vor mehr als sieben Jahren mit seinem Traum, in seiner schwäbischen Heimat ein Magietheater zu bauen, aufgeschlagen war, klangen die Reaktionen ähnlich. Ob sich so was wirklich rechnet? „Ich lasse mich nicht demotivieren“, sagt Florian Zimmer. Sein
Motto ist eher: so lange ausprobieren, bis es klappt.
Dass es geklappt hat und dass am Mittwoch, 15. Juni, die Eröffnung über seine eigene Bühne gehen kann, ist nicht selbstverständlich. „Es gab ein paar Stolpersteine“, räumt er ein. Die Corona-Pandemie, die Chip-Krise, und aktuell der Ukraine-Krieg hatten Einfluss auf die Vorbereitungen. Den schwelenden Rechtsstreit mit einem langjährigen Weggefährten erwähnt er an dieser Stelle nicht, doch auch der dürfte in die Kategorie Ungemach fallen. Trotz alledem: „Für mich ist es ein kleines Wunder, dass ich hier heute sitzen kann“, sagt Florian Zimmer, der es sich im Schneidersitz auf seiner Bühne gemütlich gemacht hat.
Allerdings nicht für lange, denn viel lieber möchte er dieses Haus endlich allen zeigen. Für den international erfolgreichen Zauberer muss sich das anfühlen wie der erste Zauberkasten für ein Kind. Wie das damals war, weiß Florian Zimmer noch ganz genau. Mit zehn Jahren hat er die Magie für sich entdeckt. Bei einem Sportfest habe er mal ein Tuch schweben lassen. Zuschauer, die damals dabei waren, würden heute noch davon erzählen. „Das ist genau das, was wir hier schaffen wollen: einen Abend kreieren, an den sich die Leute noch in 30 Jahren erinnern.“Magie schaffe einen emotionalen Zusammenhang.
„Es bleibt im Gedächtnis, weil man nicht weiß, wie es funktioniert hat.“Die Illusionen sind natürlich streng gehütetes Betriebsgeheimnis, weshalb auch die Foto- und Videokameras der Medienschaffenden im Saal ausgeschaltet bleiben müssen. Wie das mit seinem Magietheater funktioniert, erzählt Florian Zimmer ganz offen. Er sei Existenzgründer
mit seinem Haus, habe genauso viel eingesetzt wie seine Investoren auch. Fördermittel gab es fürs Haus keine, wiewohl Oberbürgermeisterin und Oberbürgermeister der Doppelstadt ihm versichert hätten, welche Strahlkraft seine Gründung für Neu-Ulm und Ulm habe. Lediglich für sein eigenes Ticketing-System, das eine regionale ITFirma
eigens programmiert habe, gab es eine Finanzspritze von der Digitalförderung Bayern.
Das Haus muss also Gewinn abwerfen – trotzdem möchte Florian Zimmer bei den Preisen fair bleiben. Schließlich will er Familien ansprechen, eine Show bieten, an der vom Enkel bis zur Uroma alle Spaß haben. Der Theaterabend soll ein echtes Erlebnis werden, verspricht Zimmer. Das hauseigene Restaurant bietet zusätzlich zum Ticket Menüs an, es ist aber auch für die Öffentlichkeit von Dienstag bis Samstag (18 bis 24 Uhr) geöffnet. Nach der Show soll in der Bar mit einem DJ Party-Stimmung aufkommen. Die wichtigere Einnahmequelle für das Haus mit derzeit 22 Festangestellten und vielen freien Mitarbeitenden dürfte allerdings eine andere sein: Auf dem Balkon über dem Publikumsraum bieten Logen Platz für zehn bis 50 Besucher. „Es ist so: Ich bekomme einfach viele Anfragen von Firmen, die mich gerne für ihre Veranstaltungen buchen würden. Doch in Verbindung mit der Bühne, dazu dann Catering und Location – das kann sich ein kleineres Unternehmen kaum leisten.“Das Gesamtpaket Loge, Menü mit fünf Gängen, Getränke und Aftershowparty sei da deutlich erschwinglicher. Außerdem hätten bereits mehrere Firmen gleich das ganze Theater für ihre Veranstaltungen gebucht.
Was aber bekommen die Gäste zu sehen? Einen kleinen Einblick gab es dazu am Samstag bereits. Am Eröffnungstrick habe er insgesamt 15 Jahre gearbeitet, verrät Florian Zimmer. Gedauert hat die Illusion gerade einmal fünf Sekunden. Dass das abendfüllende Zauberprogramm einmal langweilig werden könnte, hält er für ausgeschlossen. „Meine Show funktioniert wie ein Baukasten, aus dem ich Teile herausnehmen oder neue einbauen kann. Und ich habe in meinem Leben schon so viele Illusionen erschaffen, die passen niemals alle in ein Zwei-Stunden-Programm.“
Neues aus seiner Magie-Manufaktur bekomme in Zukunft sein Neu-Ulmer Publikum als Erstes zu sehen, verspricht er. Die Bezeichnung „Home of Magic“sei für ihn Programm, hier sei er zu Hause, deswegen habe es auch keinen anderen Ort für das Magietheater geben können. Die erste Show im neuen Haus trägt nicht von ungefähr den Titel „Ulmglaublich“– eine Hommage an seine Heimat, bei der auch das Ulmer Münster als Kartenhaus eine Rolle spielen wird. Wer bei der AfterShow-Party von der Galerie ins Foyer schaut, kann das Ulmer Wahrzeichen übrigens auch entdecken: Kupferfarbene Elemente schweben von der Decke und holen das Münster herüber nach Neu-Ulm. Wenn das keine schöne Illusion ist.