Derby-Spektakel vor imposanter Kulisse
Der gemeine Fußball-Fan freut sich am Samstagnachmittag für gewöhnlich bei strahlendem Sonnenschein auf seine Stadionwurst und ein kühles Bier. Dass beim Meisterschaftsshowdown in der Kreisliga B zwischen Türkgücü Ehingen und dem KSC Ehingen am Spielfeldrand statt klassischer Schweinsbratwurst Köfte kredenzt wurden, nimmt der gemeine Fußball-Fan dabei durchaus gerne als kulinarische Köstlichkeit in Kauf. Dass allerdings auf behördliche Anweisung hin der Alkoholausschank im TSG-Stadion untersagt wurde, schlug dem gemeinen Fußball-Fan dann doch auf den Magen. Scharenweise zog es die Besucher vor allem während der Halbzeitpause aber auch das ganze Spiel über immer wieder in Gruppen vor das Stadion, um sich dort flüssig mit einem hopfenhaltigen Kaltgetränk bei den sommerlichen Temperaturen zu erfrischen.
Den absoluten Zuschauerrekord eines Kreisliga-Amateurfußballspiels konnten sich die Ehinger DerbyKontrahenten am Samstag nicht sichern – der wird zumindest semi-offiziell einem 11.-Liga-Spiel in der Kreisklasse Leipzig der Begegnung Lok Leipzig gegen Eintracht Großdeuben II am 9. Oktober 2004 mit 12.421 Zuschauern im Zentralstadion Leipzig zugeschrieben. Rekordverdächtig war die imposante Kulisse in Ehingen allerdings allemal. Weit über 1000 Zuschauer versammelten sich rund um das Spielfeld - eine vollbesetzte Tribüne fest in TürkgücüHand dabei inklusive. Unter die Besucher mischte sich auch ein gutes Dutzend Einsatzkräfte. Im ProfiFußball würde man von einem Hochsicherheitsspiel sprechen und gefühlt den Ausnahmezustand verhängen, in Ehingen genügt ein DinA4Ausdruck mit dem freundlichen Hinweis, dass auf dem Stadiongelände Alkoholverbot herrscht. Die Polizisten blieben am Samstag eher beschäftigungslos. Ein Grund dafür: vor allen Dingen extrem viele Familien nutzten das Spiel für einen gemütlichen Familienausflug mit ihren Kindern. Die Kids tobten sich aus, nutzten den goßen Auslauf rund um das Spielfeld für ihre eigenen Derbys, Spiele und Abenteuer.
Auslauf bekamen nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Joachim Gutzer allerdings auch die Anhänger des KSC Ehingen. Die kroatische Fangemeinde feierte den 1:0 Erfolg und die damit verbundene Kreisligameisterschaft mit einem Platzsturm. Die Polizisten vor Ort schauten dem fröhlichen Treiben derweil gelassen zu – auch das Zünden einzelner (Silvester-)Kracher ließen den Puls bei den Beamten nicht sonderlich hochschlagen. In Sachen Pyrotechnik besteht bei den KSC-Anhängern sicherlich noch Luft nach oben. Gejubelt und gefeiert wurde nach dem Siegtreffer von Ivan Ivanic kurz vor Schluss dennoch ausgelassen – auch nach der Übergabe des Meisterwimpels ging die Sause weiter.
Am Ende des Abends blieb ein gelassenes Fazit, in das auch KSC-Trainer Mario Gegic mit einstimmte. Er betonte, dass sich Spieler und Zuschauer während und nach dem Spiel sehr fair benommen haben. Bis zur Tagesschau am Samstagabend hatte sich dann auch wieder der Abreisestau rund um das TSG-Stadion aufgelöst und die Camper auf dem benachbarten Volksplatz hatten endlich wieder ihre verdiente Samstagsruhe und konnten bei bester Aussicht über das Ehinger Umland noch einen schönen Sommerabend genießen.