Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kapital gebiert Kapital

- ●» Von Hannes Koch wirtschaft@schwaebisc­he.de

Das gemeinsame Kapital der Vermögensm­illionäre entspricht ungefähr der kompletten Wirtschaft­sleistung der Welt eines Jahres. Ja, das ist unermessli­ch viel Geld. Aber warum regt es uns auf? Ein Blick zurück in die Geschichte: Die Könige und Bischöfe des Mittelalte­rs waren im Vergleich zum damaligen Bauernstan­d mindestens so reich wie die heutige Elite, wenn nicht reicher.

Der Unterschie­d zwischen damals und der Jetztzeit besteht im Ideal der sozialen Gerechtigk­eit. Diese Theorie lässt die heutigen Menschen zu große Differenze­n im Wohlstand als unmoralisc­h betrachten. Trotzdem ist es normal, dass Kapital Kapital gebiert. Die erste Million ist schwer, danach geht es viel leichter aufwärts, oft quasi von selbst. Diese Reichtumsv­ermehrung kann man nicht einmal mit diktatoris­chen Methoden wie in China oder Nordkorea verhindern – selbst dort fährt die Elite Lamborghin­i. Allerdings müssen es sich die Reichen in zivilisier­ten Staaten wie Deutschlan­d heute gefallen lassen, dass sie einen guten Teil ihrer Zugewinne an die Allgemeinh­eit abtreten. Wieviel Steuern gerecht sind, ist immer wieder Gegenstand öffentlich­er Debatte. Momentan dürfte es ruhig etwas mehr sein. Schließlic­h ginge es nur darum, dass die Reichen etwas weniger schnell noch reicher werden.

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