Dank Querbeat die größte WG-Party der Stadt
Die Bonner Brasspop-Band reißt das Ulmer Zelt mit, das Konzert wird zur Party
ULM - Das dritte Lied läuft gerade, da bittet Sänger Jojo Berger das Publikum im Ulmer Zelt: „Wir brauchen eure Liebe!“Dabei sind Querbeat die Herzen längst zugeflogen, vielleicht eine halbe Minute hat das nach Konzertbeginn gedauert. Und später tun die 13 Leute aus Bonn noch einiges dafür, dass dieser Abend nicht so schnell vergessen wird. Ein Abend, den die Brasspop-Band selbst zur „größten WG-Party der Stadt“erhebt.
Zweimal ist die Fasnet in Ulm abgesagt worden. Aber jetzt, im Juni, ist Zeit für Karneval. Dort sind Querbeat groß geworden, Karnevalshymnen im Dialekt gehören bis heute zu den beliebtesten Liedern der Bonner Band, „Nie mehr Fastelovend“zum Beispiel. Das ist auch im Ulmer Zelt nicht anders, wo den Menschen die Lust am Ausflippen anzumerken ist. Aber wer könnte auch ruhig bleiben bei dem, was Querbeat da abliefert?
„Radikal Positiv“heißt die Tour der Band und so heißt auch das aktuelle Album. Es ist im vergangenen Sommer erschienen und steht ziemlich genau für das, was die Band ausmacht. Kein Moment, wo keiner auf der Bühne lacht oder grinst. Diese
Freude an der Musik und am Konzert kann niemand spielen, sie ist echt. An anderen Abenden treten die zwölf Männer und Saxofonistin Janine Dornbusch vor viel mehr Menschen auf, etwa beim selbst organisierten Festival Randale & Freunde am 5. Juni vor 25 000 Gästen in Bonn. Das kleine Ulmer Zelt reißen sie mit – mit viel Blech und ein bisschen Konfettiregen.
Querbeat lassen das Publikum klatschen, hüpfen, tanzen und quer durchs Zelt springen – buchstäblich von einer Seite auf die andere. Jeder solle am Ende des Abends jeden kennengelernt haben, sagt Jojo Berger. Das könnte geklappt haben. Der Sänger ruft den Besucherinnen und Besuchern zu: „Lasst uns die größte WG-Party der Stadt feiern!“Später, vor dem Song „Ich schlaf nicht“, kündigt er die „Komfortzone für alle, die nicht richtig tanzen können“, an. Können oder nicht: Der größte Teil des Publikums tanzt.
Die Menschen feiern mit, Partyspiele inklusive. Trompeter Daniel Breidenbach tritt gegen einen Konzertgast an: Wer sich am schnellsten auf einem aufblasbaren Flamingo durchs Zelt und zurück tragen lassen kann. Philipp, der Gast, gewinnt – und bekommt das Versprechen, das gigantische Badetier mitnehmen zu dürfen. Breidenbach klettert derweil am Zeltgestänge.
Später wird es dunkel auf der Bühne, auf einmal steht dort nur noch Schlagzeuger Christian Clever. Dann schieben sich die anderen zwölf von der Seite durch die Menge, mit ihren Instrumenten und leeren Getränkekisten. Mitten im Publikum stehen Querbeat auf den Trägern und spielen „Bunte Pyramiden“.
Am Ende, sie stehen längst wieder auf der Bühne, sagt Sänger Jojo Berger: „Das war ganz besonders.“Stimmt. Bevor Querbeat nach den Zugaben das Zelt verlassen, bleiben sie minutenlang auf der Bühne. Sie winken, werfen Luftküsse, formen Herzen aus den Händen. Radikal positiv. Und richtig gut.