Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Starkes Finale

- Von Barbara Waldvogel

Tatort München: Flash (ARD,

So., 20.15 Uhr) - Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), die beiden im Dienst ergrauten TV-Kommissare, hat man schon spritziger und aktiver erlebt. Nach endlosen Dienststun­den stellen beide bei einer Tasse Instantbrü­he fest, sich mit der Aufklärung eines neuen Falles wohl übernommen zu haben. So ziehen sich die Ermittlung­en in diesem „Tatort“(Regie: Andreas Kleinert) auch entspreche­nd zäh dahin, obwohl die Zeit drängt: Nach 30 Jahren Haft wurde der wegen Mordes verurteilt­e Alois Meininger (Martin Leutgeb) aus der Sicherheit­sverwahrun­g entlassen. Kurz darauf liegt eine ermordete Frau auf dem Müllplatz. Ihre Haare sind genauso abgebrannt wie beim ersten Mord. Ein klassische­r Fall von Wiederholu­ngstat also.

Batic und Leitmayr müssen den untergetau­chten Meininger finden. Unterstütz­ung erhoffen sie sich von Meiningers ehemaligem Therapeute­n Professor Prinz (Peter Franke). Doch Prinz leidet an Demenz. Um sein Erinnerung­svermögen zu aktivieren, starten die Kommissare zusammen mit dem Neuropsych­ologen Vonderheid­en (André Jung) ein Experiment: Die ehemalige Prinz-Praxis wird nachgebaut, der Senior darf in seine alte Rolle schlüpfen, und Leitmayr liegt auf der Couch, um mit gezielten Fragen Hinweise auf Meiningers Versteck zu erhalten. Leitmayr fühlt sich sichtlich unwohl.

Die beiden Autoren Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser haben sich ein recht anschaulic­hes Kapitel der Demenzfors­chung herausgepi­ckt: Wenn man Betroffene mit einem Ambiente konfrontie­rt, das sie in frühere, glückliche­re Zeiten versetzt, dann fühlen sie sich beheimatet, und mitunter tauchen dann Erinnerung­sfetzen wieder auf.

Bis der Versuch aber eingericht­et ist und Prinz trotz der Vorbehalte seiner Tochter Nele (Jenny Schily) wieder in seiner angeblich alten Praxis Platz nimmt, bedarf es vieler spannungst­ötender Gespräche. Immerhin geht das Spiel von Peter Franke als Demenzpati­ent unter die Haut. Genauso wie Jenny Schily als besorgte Tochter und gleichzeit­ig überforder­te Pflegerin ihres Vaters ein sehr realistisc­hes Bild abgibt.

Alle, die sich zwischendu­rch etwas langweilen, sollten dranbleibe­n. Denn das Beste kommt zum Schluss. Und dann muss man sein Urteil über die angeblich im Dienst etwas dösig gewordenen Kommissare revidieren.

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