Landwirt klagt: Das Schweinefleisch ist viel zu billig
Die CDU-Politiker Manuel Hagel und Steffen Bilger informierten sich auf dem Hof von Hans-Benno Wichert
OBERDISCHINGEN (kö) - Der CDUFraktionsvorsitzende der CDU im Landtag Manuel Hagel und sein Parteifreund Steffen Bilger, stellvertretender CDU-Vorsitzender im Bundestag, haben gemeinsam den Hof des Schweinezüchters Hans Benno Wichert in Oberdischingen besucht, um sich über die aktuelle Lage der Schweinebauern zu informieren. Mit dabei war auch Hans Roggenkamp vom Kreisbauernverband EhingenUlm.
Der Hof von Wichert gehört zu den beiden Herdbuchzucht-Betrieben in Baden-Württemberg, auf dem noch Eber und Jungsauen gezüchtet werden. Von 20 000 Betrieben mit Schweinehaltung im Jahr 2000 gibt es in Baden-Württemberg nur noch 1700, sagte Wichert. Es besorgt ihn, dass viele jüngere Landwirte aufhören. Viele Betriebe im Land stehen auf der Kippe, die Landwirte wandern in die Industrie ab. 2023 rechnet man in Deutschland mit vier Prozent weiterer Stilllegungen von landwirtschaftlichen Flächen.
Wichert hat seinen Betrieb vor 36 Jahren von seinem Onkel übernommen, hat heute 120 Muttersauen und Ackerbau, so dass er seine Tiere autark versorgen kann. Wie alle Schweinehalter plagen ihn große Sorgen. „Der Preis für ein Kilo Schweinefleisch mit 1,80 Euro ist nicht kostendeckend, wir brauchen 50 Cent mehr. Daher reduzieren viele Betriebe ihre Schweinehaltung und vergrößern die Ackerflächen“, erklärte Wichert. Corona sei ein Brandbeschleuniger bei der Schweinhaltung gewesen, sagte er weiter. Hatten die Deutschen bis dahin im Jahr 40 Kilo Schweinefleisch verbraucht, sind es jetzt nur noch 30 Kilo. Für ein Ferkel müsste der Erzeuger 80 Euro erhalten, bekommt aber nur 47 Euro. „Wir wollen mehr Tierwohl schaffen und sollen mehr Geld bekommen, will die Politik, aber der Verbraucher kauft mehr Billigprodukte“, meinte Hans Roggenkamp. Außerdem kaufen deutsche Kunden ausschließlich nur die edleren Teile eines Tieres.
Die Landwirte bemängelten, dass man auf Regionalität Wert legen soll, der Handel aber bis auf einen Supermarkt
nicht mitzieht. Den Bauern fehlt die Perspektive, Bilger fordert die Herkunftsbezeichnung bei den Produkten, Spanien würde immer mehr Fleisch nach Deutschland liefern.
Ein anderes Problem sind die Düngemittel, die sich um das vierfache verteuert haben. Anstatt für 15 000 Euro muss Wichert jetzt für 50 000 Euro Dünger kaufen, obwohl er selbst viel Gülle verwenden kann. „Stickstoffdünger bringt beim Getreide eine bessere Qualität, benötigt aber Erdgas für die Herstellung. Marktexperten befürchten eine Futtermittelknappheit in der nächsten Zeit. Bilger bedauert, dass die Regierung in Fragen der Landwirtschaft so weit auseinanderdriftet.
Auf das Problem mit dem Wolf und die afrikanische Schweinepest von den Politikern angesprochen, erklärte Roggenkamp: „Wenn sich der Wolf etabliert, bedeutet das für viele Tierhalter den Ausstieg aus der Landwirtschaft, unsere Ställe sind relativ offen. Für mich gibt es keinen Grund, warum wir den Wolf wieder ansiedeln sollen, das wäre alles andere als lustig für den Tierhalter, wir können unsere Tiere nicht wolfsicher auf der Weide halten. 4000 Tiere haben Wölfe im letzten Jahr gerissen. Wir haben aus dem Biber nichts gelernt.“
Zur afrikanischen Schweinepest meinte Wichert, man müsse das Schwarzwild intensiv bejagen. Das verendete Tier bei Forchheim erlag einer Sprunginfektion, die besonders bei kleinen Betrieben leicht möglich ist. Roggenkamp ergänzte, man müsse die Menschen sensibilisieren, dass sie keine Fleisch- und Wurstreste in der Natur und auf Parkplätzen zurücklassen. Der Erreger kann sich in der Wurst lange halten.