Jetzt muss Florian Zimmer liefern
Erstes großes Heimspiel im Magietheater – Der Zauberer lässt eine flotte Show steigen
NEU-ULM - Das Ende ist wirklich der Hammer: Auf der leeren Bühne stehen nur vier farbige Quadrate, dann sprühen zwei Assistenten sekundenlang von den Seiten her eine weiße Nebelwand – die schlagartig aufreißt und den Blick auf ein leibhaftiges US-amerkanisches Polizeiauto freigibt, das urplötzlich auf den Klötzen steht. Die Wagentür geht auf und der Mann entsteigt, der das alles möglich gemacht hat, Magier Florian Zimmer. Ein starker Abgang für diese ausverkaufte Premierenshow in seinem Magie-Theater. Die feiert auch – nicht nur ein klein bisschen – seinen Mut, in Neu-Ulm ein Zaubertheater zu betreiben.
Am vergangenen Wochenende durfte die Prominenz bereits einen Blick auf einen Teil seiner Zaubershow werfen, die natürlich nicht alles verriet. Florian Zimmer selbst sei davor sehr nervös gewesen, war zu hören. Es ging aber alles gut. Und auch jetzt, bei der offiziellen Premiere, war ihm die Anspannung anzumerken. Die erste Ansprache ans Publikum
wirkte noch recht auswendig gelernt und längst nicht so locker, wie man ihn von anderen Auftritten kennt. Doch im Laufe des Abends findet er rasch zu seinem jugendlichen Charme zurück, spielt viel mit dem Publikum und wird zu dem Entertainer, den ein solches Theater braucht, das nur auf seine Person zugeschnitten ist. Am Ende ist er eben der Mann, der mit seinem letzten Trick alle umhaut.
Als er vor sieben Jahren die Idee ausbrütete, in seiner Heimat ein modernes Zaubertheater zu schaffen, wie es das nicht mal in den Metropolen gibt, war die Skepsis groß. Sie ist bei vielen noch nicht verflogen. Denen begegnet Zimmer mit Mut und einem gewissen Trotz, der elementarer Teil der Show ist.
Er lässt gleich zu Beginn negative Äußerungen vom Schlage „Ein Magietheater ist die dümmste Idee“auf der Leinwand leuchten, um alldem seine eigene Sichtweise entgegenzuhalten. Die ist erzamerikanisch: Du kannst alles erreichen, wenn du nur willst. Klarer Fall: Was er erreicht hat, bekommt das Publikum auch zu sehen, etwa in einem Filmausschnitt mit den Las-Vegas-Legenden Siegfried und Roy, in dem sie ihm den Magier-Preis „Golden Lion Award“überreichen. Dorthin hat all das geführt, was vorher als grieselige Kinderund Jugendbilder des Jungzauberers Florian zu sehen war. Seht her, es geht, wenn man will.
Sein Wille und sein Talent haben ihn nun auf diese seine eigene Bühne geführt, auf der er der unumschränkte Star ist. Und nun muss er liefern. Das tut er auch – besonders gerne mit seinem Lieblingsutensil, den Spielkarten. Die kommen gleich an mehreren Stellen des Abends vor, entweder, indem er sie zerreißt und wieder heil macht, sie korrekt errät, wenn sie verdeckt sind, oder indem er jede Menge davon aus der Luft zaubert. Und weil es so schön passt und die Show „Ulmglaublich“heißt, lässt er das Münster als Kartenhaus erscheinen.
Erster Höhepunkt ist eine Nummer, in der er zusammen mit dem Publikum die Kombination eines Safes errät, was ungleich witziger und verblüffender gerät, als es sich hier in nüchternen Worten liest. Manchmal verschwinden Dinge und manchmal tauchen welche auf, was immer ein Knaller ist. Es knallt dann auch, wenn zwischen drei Pappendecken plötzlich ein BMX-Rad auftaucht, oder wenn die Assistentin wie aus dem Nichts im Glaskasten steht.
Der Knalleffekt gehört dazu, genauso wie die Begleitmusik in DiscoLautstärke. Immer wieder bindet Florian Zimmer das Publikum ein, ist charmant, frech, zugewandt und lässt es mitspielen. Das ist seine große Stärke. Und, wie sieht das alles aus?
Gut sieht es aus. Nichts wirkt billig, sondern so professionell, wie man das von einer solchen Show erwarten darf – und das in einem geschmackvoll gestalteten Gebäude, das zwar dem magischen Schein gewidmet ist, aber nicht so wirkt, als wäre am falschen Ende gespart worden.
Wie sagt Florian Zimmer gegen Ende des Auftritts? Er wolle seiner Heimat etwas zurückgeben. Er hat ihr auf jeden Fall etwas gegeben, das es in weitem Umkreis so nicht gibt.