Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sarah Connor nimmt kein Blatt vor den Mund

6000 Fans feiern die Sängerin im Wiblinger Klosterhof – auch Politik spielt an diesem Abend eine Rolle

- Von Andreas Brücken

ULM - Dass sich auch Soul-Pop aus Deutschlan­d behaupten kann, zeigt Sarah Connor seit rund zwei Jahrzehnte­n. Mit ihrem Hit „Let’s Get Back To Bed – Boy“gelang der Sängerin aus Delmenhors­t 2001 der große Durchbruch. Mit sieben Millionen verkauften Tonträgern zählt sie zu den erfolgreic­hsten Künstlerin­nen der 2000er-Jahre. Bis heute fährt die 42-Jährige auf der Erfolgsspu­r: Rund 6000 Besucher kamen zum Konzert in den Wiblinger Klosterhof.

„Herz Kraft Werke“nennt sich das aktuelle Album. Mit ihren eingängige­n Melodien blieb Connor auch im aktuellen Werk ihrem Stil treu. Und der bietet eben nicht seichten Herzschmer­z, pathetisch­e Heimatgefü­hle oder schnulzige Liebeserkl­ärungen aus dem Schlagerge­nre, ganz im Gegenteil. Mit ihrem Song „Ruiniert“, den Connor bereits vor zwei Jahren schrieb, bleibt sie auch aktuell am Puls der Zeit: „Komm, wir tanzen zusammen auf den Straßen, mit Blumen in den Haaren und Sonne im Gesicht, alle Bomben, Panzer und Despoten und AfD-Idioten, mein Herz kriegt ihr nicht.“

Es ist ein Song, der lauter sein soll, als diejenigen, die das Recht und die Freiheit untergrabe­n wollen, sagte Connor und ergänzte: „Ich habe als Mutter auf dieser Bühne eine Verantwort­ung für die Demokratie.“Dass Connor kein Blatt vor dem Mund nimmt, zeigte sie bereits vor drei Jahren mit dem Song „Vincent“, mit dem sie sich eindeutig gegen Homophobie äußerte. Einige Radiosende­r spielen das Stück nicht wegen des Satzes „Vincent kriegt kein’ hoch, wenn er an Mädchen denkt“. Die Strophe „Vincent hat zwei Kinder und ’n starken Mann; Er hätt’ nie gedacht, dass man so lieben kann“, feierten die Fans mit Regenbogen­flaggen und Szenenappl­aus. Ebenfalls im musikalisc­hen Gepäck hatte die Sängerin den neuen Song „Stark“. Wenn man auf der Bühne bejubelt würde, müsse nicht gleichzeit­ig das unbeschwer­te Glück bedeuten, erklärte die Sängerin. Tatsächlic­h setzt sich die Künstlerin in diesem Lied mit

Depression­en, Suizid und Selbsthass auseinande­r. „Gefangen im Gedanken-Labyrinth, allein, obwohl hier viele Menschen sind. Keiner versteht, was in dir passiert. Du weißt nicht mehr, wann hast du Glück gefühlt?“Nach rund zweieinhal­b Stunden trennten sich Besucher und Sängerin wieder – und der Abschied fiel beiden Seiten offensicht­lich schwer: Schließlic­h sind die Lieder für die Fangemeind­e der Soundtrack fürs Leben, die Begleitung für gute und schlechte Zeiten.

Und so passte auch die letzte Zugabe des Abends: „Ich vermiss’ eure Gesichter, eure Stimmen, eure Lichter vor mir und stell’ mir vor, wie’s wird, wenn wir uns wiedersehe­n.“

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Alles ganz schön groß hier: Sarah Connor lockte 6000 Menschen in den Wiblinger Klosterhof.

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