Sarah Connor nimmt kein Blatt vor den Mund
6000 Fans feiern die Sängerin im Wiblinger Klosterhof – auch Politik spielt an diesem Abend eine Rolle
ULM - Dass sich auch Soul-Pop aus Deutschland behaupten kann, zeigt Sarah Connor seit rund zwei Jahrzehnten. Mit ihrem Hit „Let’s Get Back To Bed – Boy“gelang der Sängerin aus Delmenhorst 2001 der große Durchbruch. Mit sieben Millionen verkauften Tonträgern zählt sie zu den erfolgreichsten Künstlerinnen der 2000er-Jahre. Bis heute fährt die 42-Jährige auf der Erfolgsspur: Rund 6000 Besucher kamen zum Konzert in den Wiblinger Klosterhof.
„Herz Kraft Werke“nennt sich das aktuelle Album. Mit ihren eingängigen Melodien blieb Connor auch im aktuellen Werk ihrem Stil treu. Und der bietet eben nicht seichten Herzschmerz, pathetische Heimatgefühle oder schnulzige Liebeserklärungen aus dem Schlagergenre, ganz im Gegenteil. Mit ihrem Song „Ruiniert“, den Connor bereits vor zwei Jahren schrieb, bleibt sie auch aktuell am Puls der Zeit: „Komm, wir tanzen zusammen auf den Straßen, mit Blumen in den Haaren und Sonne im Gesicht, alle Bomben, Panzer und Despoten und AfD-Idioten, mein Herz kriegt ihr nicht.“
Es ist ein Song, der lauter sein soll, als diejenigen, die das Recht und die Freiheit untergraben wollen, sagte Connor und ergänzte: „Ich habe als Mutter auf dieser Bühne eine Verantwortung für die Demokratie.“Dass Connor kein Blatt vor dem Mund nimmt, zeigte sie bereits vor drei Jahren mit dem Song „Vincent“, mit dem sie sich eindeutig gegen Homophobie äußerte. Einige Radiosender spielen das Stück nicht wegen des Satzes „Vincent kriegt kein’ hoch, wenn er an Mädchen denkt“. Die Strophe „Vincent hat zwei Kinder und ’n starken Mann; Er hätt’ nie gedacht, dass man so lieben kann“, feierten die Fans mit Regenbogenflaggen und Szenenapplaus. Ebenfalls im musikalischen Gepäck hatte die Sängerin den neuen Song „Stark“. Wenn man auf der Bühne bejubelt würde, müsse nicht gleichzeitig das unbeschwerte Glück bedeuten, erklärte die Sängerin. Tatsächlich setzt sich die Künstlerin in diesem Lied mit
Depressionen, Suizid und Selbsthass auseinander. „Gefangen im Gedanken-Labyrinth, allein, obwohl hier viele Menschen sind. Keiner versteht, was in dir passiert. Du weißt nicht mehr, wann hast du Glück gefühlt?“Nach rund zweieinhalb Stunden trennten sich Besucher und Sängerin wieder – und der Abschied fiel beiden Seiten offensichtlich schwer: Schließlich sind die Lieder für die Fangemeinde der Soundtrack fürs Leben, die Begleitung für gute und schlechte Zeiten.
Und so passte auch die letzte Zugabe des Abends: „Ich vermiss’ eure Gesichter, eure Stimmen, eure Lichter vor mir und stell’ mir vor, wie’s wird, wenn wir uns wiedersehen.“