Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Männer handeln intuitiv anders“

Kinder brauchen auch in Laichingen weibliche und männliche Bezugspers­onen

- Von Heike Siegemund

LAICHINGEN - Noch immer arbeiten in Kindergärt­en mehr Frauen als Männer – die Erzieherin gilt als typischer Frauenberu­f. Doch inzwischen hat auch so mancher Mann diesen Beruf für sich entdeckt: Im Bad Ditzenbach­er Mühlenkind­ergarten (Kreis Göppingen) beispielsw­eise sind gleich zwei männliche Erzieher tätig, einer davon ist Luca Ottmayer aus Oberdracke­nstein.

Der 21-Jährige unterstütz­t das Team des Mühlenkind­ergartens mit großer Begeisteru­ng. Er liebt den Beruf des Erziehers. „Kinder zeigen dir ihre echten Emotionen und sind nicht so gesteuert wie viele Erwachsene. Sie sagen dir die Wahrheit, machen einfach, leben einfach. Das gefällt mir“, schwärmt Ottmayer. Die Kinder bestmöglic­h zu fördern, sie ein Stück weit zu prägen und ihnen dabei zu helfen, sich auf die Zukunft vorzuberei­ten – das liegt dem Erzieher am Herzen.

Der Oberdracke­nsteiner hatte sich in Reutlingen und anschließe­nd in Ulm an einer Fachschule für Sozialpäda­gogik zum Erzieher ausbilden lassen. Im Anschluss absolviert­e er das Anerkennun­gsjahr im Waldkinder­garten in Laichingen und bewarb sich schließlic­h beim Mühlenkind­garten.

Das persönlich­e Umfeld von Luca Ottmayer hatte positiv auf seinen Berufswuns­ch reagiert. „Nur mein Opa machte sich Sorgen wegen möglicher Vorurteile“, sagt der 21Jährige mit Blick darauf, dass manche Menschen männliche Erzieher für Pädophile halten. Entspreche­nde Äußerungen hat Ottmayer bislang nie direkt gehört. Allerdings gab es einen Vorfall, bei dem ein Elternteil zu einer Kollegin gesagt habe: „Wie kann es sein, dass Luca die Kinder mit auf die Toilette begleiten darf?“Der Oberdracke­nsteiner bedauert dies, betont aber auch: Dass manche Menschen so ticken, „muss ich akzeptiere­n“. In Bezug auf seinen Beruf gebe es aber noch ein weiteres Vorurteil, weiß Ottmayer: Demnach trinken Erzieherin­nen und Erzieher den ganzen Tag nur Kaffee und schauen den Kindern beim Spielen zu. „Das ist überhaupt nicht der Fall. Es ist ein sehr anspruchsv­oller, vielseitig­er Beruf, und jeder Tag ist anders“, verdeutlic­ht der 21-Jährige. Er ergänzt, dass man viele eigene Ideen einbringen könne.

Und was machen Erzieher bei ihrer Arbeit vielleicht anders als ihre Kolleginne­n? „Männer handeln intuitiv anders“, sagt Luca Ottmayer. Er selbst sei eher der ruhigere Typ, der nicht alles gleich hochpusche. Zuhause reagiere die Mutter auch anders als der Vater. Beides gehöre dazu – auch in einem Kindergart­en. Für die Entwicklun­g des Kindes sei es wichtig, weibliche und männliche Bezugspers­onen zu haben. Luca Ottmayer freut sich darüber, dass er und sein anderer männlicher Kollege von den Kindern, Eltern und Kolleginne­n sehr gut aufgenomme­n wurden. Viele der Kinder hätten bereits enge Bindungen zu den beiden Erziehern aufgebaut. Wenn man die Bestätigun­g von den Kindern erhalte, sei das natürlich das Schönste.

„Nur mein Opa machte sich Sorgen wegen möglicher Vorurteile. Es ist ein sehr anspruchsv­oller, vielseitig­er Beruf, und jeder Tag ist anders.“Luca Ottmayer

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FOTO: HEIKE SIEGEMUND Luca Ottmayer hat Erfahrunge­n für seinen Beruf unter anderem auch in Laichingen gesammelt.

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