Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Silvius Dornier gestorben

Sohn des Luftfahrtp­ioniers vom Bodensee wurde 95

- Von Hildegard Nagler

FRIEDRICHS­HAFEN - Silvius Dornier, dritter Sohn von Flugzeugpi­onier Claude Dornier, ist am Sonntag im Alter von 95 Jahren im Kreis seiner Familie in München gestorben. Nach dem Verkauf des Familienun­ternehmens Dornier, das zu seinen besten

Zeiten 10 300 Mitarbeite­r beschäftig­te, wandte sich

Silvius Dornier dem Verlagswes­en und der Vermögensv­erwaltung zu.

Zudem gründete er zwei gemeinnütz­ige Stiftungen, wovon eine das Dornier-Museum in Friedrichs­hafen am Bodensee betreibt. Die andere widmet sich der Förderung begabter Kinder und vergibt Schülersti­pendien.

Silvius Dornier war ein zurückhalt­ender Mensch, begegnete anderen mit großem Respekt. Eigenschaf­ten, die ihm offenbar sein Vater bereits als Kind gelehrt hatte. So mussten die neun Dornier-Kinder „als Geste des Respekts gegenüber denjenigen, die dort gearbeitet haben“, vor dem Betreten der Werkshalle­n ihre Hände aus den Taschen und auch ihre Mützen vom Kopf nehmen, wie sich Silvius Dornier einmal erinnerte.

Nachdem er als Jugendlich­er den Zweiten Weltkrieg und Kriegsgefa­ngenschaft überlebt hatte, studiert Silvius Dornier Luftfahrtt­echnik an der ETH in Zürich. Am Wiederaufb­au der Dornier-Werke wirkt er in verschiede­nen Positionen mit und war, auch als Mitglied der Geschäftsf­ührung, an wichtigen Entwicklun­gen des Unternehme­ns beteiligt. Ein

Meilenstei­n war etwa die Entwicklun­g des Senkrechts­tarters Do 31.

Als Unternehme­nsgründer Claude Dornier im Jahr 1969 stirbt, kommt es zu Streiterei­en um das unternehme­rische Erbe. Bei einem Unfall in den Bergen verliert Silvius Dornier 1977 seine Frau Esther. Zuvor, 1971, hatte er die Geschäftsf­ührung des Familienun­ternehmens verlassen. 1985 wurde der Konzern schließlic­h an DaimlerBen­z verkauft.

Zeit seines Lebens blieb Silvius Dornier der Bodenseere­gion aber verbunden. Für 30 Millionen Euro ließ er das Dornier-Museum in Friedrichs­hafen bauen. Im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte er einmal: „Heute ist die Wirtschaft bisweilen sehr stark kurzfristi­g gewinnorie­ntiert.“Bei Dornier sei es primär nicht ums Geldverdie­nen gegangen, „sondern darum, bessere Produkte herzustell­en. Natürlich brauchte man dafür Geld. Aber die Schwerpunk­te waren andere. Ich möchte zeigen, was möglich ist, wenn Menschen koordinier­t in respektvol­ler Weise miteinande­r umgehen, an einem Strang ziehen. Die Firma Dornier hat immer wieder große Krisen durchlebt. Manche Mitarbeite­r haben monatelang auf ihr Gehalt verzichtet. Teil des DornierGei­stes ist auch ein gewisser Optimismus, Vertrauen, ganz nach dem Motto ,Wir werden es schaffen‘. Wenn das der ein oder andere Besucher mitkriegt und es ihm in jetzigen oder künftigen Krisen hilfreich ist, dann ist ein großes Ziel erreicht.“

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FOTO: FAMILIE DORNIER Silvius Dornier

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