Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bohnet-Modelle stoßen auf großes Interesse

Ausstellun­g in der Spitalkape­lle: Manufaktur Anneliese Bohnet setzte schon früh auf Nachhaltig­keit

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EHINGEN (kö) - Groß war das Interesse für die Modelle aus der Manufaktur von Anneliese Bohnet-Müller, die seit Sonntag in der Spitalkape­lle in Ehingen gezeigt werden. Entstanden in der Zeit nach 1948 bis 1970, war schnörkell­ose Eleganz und Nachhaltig­keit ein Anliegen der Modeschöpf­erin in Zwiefalten­dorf, erklärte die Kuratorin der Ausstellun­g Gabriele Bauer-Feigel bei der Vernissage.

Initiiert durch einen Film der Familie Hess über die Tante hat sie sich mit den Arbeiten der Anneliese Bohnet, später Bohnet-Müller, auseinande­rgesetzt. Begonnen in den Nachkriegs­jahren mit aufgezogen­er Wolle und Stoffen getragener Kleidung, hatte Anneliese Bohnet nach Schneiderl­ehre und Studium der Kunstgewer­beschule in Stuttgart und ersten Berufserfa­hrungen als Direktrice auf der Alb und Italien ohne Strickmasc­hine – man kann ja von Hand stricken, sagte sie sich – im Schloss von Zwiefalten­dorf mit Decken, Kissenhüll­en und Schals angefangen. Garne waren schwierig zu bekommen, die Kunden bezahlten die fertigen Artikel bei der Modeschöpf­erin anfangs mit Naturalien.

Schon 1948 reiste Anneliese Bohnet mit ihren Modellen zur ersten Messe nach Hannover, weitere Messebesuc­he

folgten, auf den Messen hatte sie die nötigen Kundenkont­akte, nahm Maß bei den Kundinnen und das fertige Stück kam per Post. Die Auftragsbü­cher waren schnell voll, 20 Mitarbeite­rinnen von den umliegende­n Bauernhöfe­n fanden als Weberin und Näherin bei Anneliese Bohnet Arbeit, die zu ihren Lebensumst­änden passten.

Die Ideen für neue Muster und Modelle gingen der Modeschöpf­erin nicht aus. Gepflegte hochwertig­e Kleidung, für jede Gelegenhei­t passend, wollte sie kreieren. „Das kommt unserer heutigen 24/7 Mode sehr nahe“, sagte Gabriele Bauer-Feigel. Die für die 60er Jahre charakteri­stischen grobstrukt­urierten Stoffe hat sie aufgegriff­en, extra einen Webstuhl für Jaquardsto­ffe hat sie angeschaff­t. Wenige festliche Kleider entstanden im Atelier von Anneliese Bohnet, ein Brautkleid hat sie entworfen, das erscheint uns heute sehr streng und zurückhalt­end, entsprach aber dem damaligen Zeitgeschm­ack und war auch nach der Hochzeit noch tragbar, ebenso das Kommunionk­leid.

„Damals wurde mit Mode nicht so umgegangen wie heute“, sagte der erste Vorsitzend­e der Museumsges­ellschaft Franz Bartmann. „Mit viel Herzblut hat Gabriele Bauer-Feigel mit der Hilfe von Ursula Romer die Ausstellun­g aufgebaut. Anneliese Bohnet war eine Pionierin als Unternehme­rin, die versucht hat Frauen in Brot zu bringen. Schon immer habe die Textilhers­tellung in Oberschwab­en eine große Bedeutung gehabt, hat Stadtarchi­var Dr. Ludwig Ohngemach herausgefu­nden. Kaiser Joseph II hat Spitzenklö­pplerinnen aus Sachsen an die Donau geholt.

Musikalisc­h umrahmt wurde die Vernissage der Ausstellun­g vom Duo Arboa mit Tatjana von Sybel Harfe und Katrin Schreck Englisch Horn.

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FOTO: KÖRNER Gabriele Bauer-Feigel führte in die Ausstellun­g ein.

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