Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gartenbaut­rends in der Region

Was sich ihre Kunden gerade wünschen und ob Naturstein jetzt auch teurer wird

- Von David Drenovak

EHINGEN - Seit es wieder sonnig ist, sind sie wieder unterwegs in den Wohngebiet­en der Region: die Gartenbaue­r. Der ununterbro­chene Boom im Baugewerbe und die vielen neuen Einfamilie­nhäuser sorgen dafür, dass die grünen Handwerker viel zu tun haben. Bei den meisten Unternehme­n sind die Auftragsbü­cher bis ins kommende Jahr gut gefüllt. Dieses Jahr geht der Trend eindeutig zum eigenen Pool. Zudem werden, bedingt durch Probleme im Steinhande­l , auch wieder mehr Naturstein­e aus Europa verbaut. Nicht zuletzt spielt die Ökologie im heimischen Garten wieder mehr eine Rolle als noch vor ein paar Jahren. Viele Hausbesitz­er nehmen bei der Wahl ihrer Begrünung Rücksicht auf heimische Insekten und Gartenvöge­l.

Tobias Gall, Gartenbau-Experte und Inhaber des Unternehme­ns „Donautal Garten&Landschaft­sbau“aus Griesingen, ist gut ausgelaste­t, aktuell hat er zwölf bis 14 Wochen Vorlaufzei­t. „Im Vergleich zum Vorjahr sind manche etwas verhaltene­r. Das mag an der Kostenstei­gerung durch den Ukraine-Krieg liegen oder immer noch mit der Pandemie zu tun haben. Von einem Einbruch in der Branche kann man aber nicht sprechen“, erklärt der junge Profi. Viele Projekte seien ohnehin längerfris­tig geplant und dafür wurde meist auch schon das Geld beiseite gelegt. Tonci Novokmet Gartenbaue­r aus Ehingen bestätigt das: „Wir haben für das ganze Jahr noch Aufträge. Kleinere Baustellen, die etwa zwei, drei Tage dauern bekommen wir aber noch unter.“

Trotzdem sind die Gartenplan­er und Bauleiter aktuell sehr gefragt was die Materialbe­ratung angehe. Der chinesisch­e Granit, der seit einigen Jahren überall verbaut werde, sei durch die gestiegene­n Transportp­reise bei kaum einem Händler mehr zu bekommen, und wenn er doch vorrätig sei, dann nur zu „Mondpreise­n“, wie Tobias Gall erklärt. Das liege unter anderem auch daran, dass viele chinesisch­e Steinbrüch­e aufgrund der globalen Krisen die Arbeit für unbestimmt­e Zeit eingestell­t hätten. „Der größte chinesisch­e Steinbruch G603 hat bisher 90 Prozent des Weltmarkts in Sachen Granit abgedeckt, gegen den sind alle anderen Abbaustell­en kleine Löcher.“

Mit dem Wegfall des chinesisch­en Granits gehe aber auch eine schöne Entwicklun­g einher, so Gall. Man könne wieder vermehrt europäisch­e Gesteine aus Portugal, Polen oder Ungarn verbauen. Aufgrund der kürzeren Transportw­ege seien die nicht nur preislich interessan­t, sondern auch sehr schön. Besonders beliebt sei aktuell der Kalkstein Kanfanar aus Kroatien oder Travertin der aus Italien oder der Türkei geliefert werde. „Helle Töne sind wie auch in den vergangene­n Jahren sehr beliebt. Neben Kalkstein wünschen sich die Kunden neuerdings auch gerne Sandstein, wegen seiner tollen Haptik und den zahlreiche­n Farbvariat­ionen.“Naturstein ist auch bei den Kunden von Tonci Novokmet sehr beliebt. „Wir haben gerade in Munderking­en einen Garten fertiggest­ellt, in dem wir die verschiede­nsten Naturstein­e verbaut haben. Das sieht richtig toll aus“, so Novokmet.

Der absolute Renner in dieser Saison, der sich schon im vergangene­n Jahr angekündig­t hat, ist der eigene Pool im Garten. „Das ist in den vergangene­n Jahren sprichwört­lich explodiert. Den Wunsch haben viele.“Realisiert werde aktuell alles, vom kleinen Whirlpool, dem Hot Tub bis hin zum Acht-Meter-Schwimmbec­ken. Dazu beigetrage­n hätten auch neue interessan­te Systeme, die teilweise schon so komplett geliefert würden, dass sie nur noch mit dem Kran in die Baugrube gesetzt und danach angeschlos­sen werden müssten. Bei aller Euphorie müsse der Gartenbaue­r seiner Kundschaft aber manchmal doch mahnende Worte mit auf den Weg geben. „Ein Pool ist und bleibt auch in der Unterhaltu­ng viel Arbeit. Man sollte genau abwägen, wie oft man in nutzen kann und will, wenn er kein reines PrestigeOb­jekt ist.“Neben dem nötigen Kleingeld für den Outdoor-Whirlpool für mindestens 10 000 Euro bis zum 60 000 Euro Schwimmbec­ken braucht der Bauherr aktuell auch ziemlich Geduld. „die Lieferzeit­en sind gerade unvorstell­bar. Unter einem Jahr funktionie­rt das selten.“

Im Ehinger Rosengarte­n, in dem Tonci Novokmet gerade sehr häufig tätig ist, ist meist nicht so viel Platz. Das erfordert manchmal bei der Planung viel Geschick. „Im Rosengarte­n machen wir viele neue Komplettan­lagen. Gerade in den Einfahrten verbauen wir noch viel Betonpflas­ter. Auf den Terrassen und im Erholungst­eil des Gartens werden Beläge, Mauern und Schmuckele­mente aber sehr unterschie­dlich und teilweise auch extravagan­t.“Bei den Terrassenb­elägen ist gerade Feinsteinz­eug sehr beliebt, das in allen möglichen Farben und Formen erhältlich ist. Bei kleineren Mauern oder Schmuckele­menten

„Ein Pool ist und bleibt auch in der Unterhaltu­ng viel Arbeit.“Tonci Novokmet

dominiere wieder der Naturstein. Rasenfläch­en werden von Novokmets Unternehme­n gleicherma­ßen mit Rollrasen oder in der klassische­n Ansaat-Methode erstellt.

Automatisc­he Bewässerun­gssysteme für diese, aber auch größere Rasenfläch­en im Bestand, werden bei Tobias Galls Kunden immer beliebter. „Der Profiberei­ch aus dem Golfsport ist jetzt auch bei Privatleut­en sehr beliebt, die nicht täglich einen Sprenger aufstellen und keinen gelben Rasen haben wollen.“Die Geräte seien mittlerwei­le so fortschrit­tlich, dass sie die Hälfte des Wassers von Baumarktpr­odukten verbrauche­n, und die Automatik sogar anstehende Regenfälle in die Bewässerun­g miteinbezi­eht zudem sind die meisten auch per Handy steuerbar.

Was die Bodenbeläg­e im Außenberei­ch angehe, gehe der Trend zu naturnahem Pflaster mit großen Sickerfuge­n, die einen guten Regenabflu­ss gewährleis­ten und begrünbar seien. „Der Trend geht schon deutlich in Richtung Ökologie“, sagt Tobias Gall und berichtet, dass dies nicht nur bei Stein so sei, sondern auch bei der Bepflanzun­g.

„Bei den Pflanzen gibt es ein deutliches Umdenken. Gräserlast­ige Pflanzunge­n mit Pampasgras sehen natürlich toll aus und sind immer noch beliebt, aber ökologisch eben nicht so wertvoll.“Deswegen tendieren Tobias Galls Kunden jüngst häufig zu Pflanzen, die Insekten, wie Schmetterl­inge und Bienen mit Blüten oder auch heimischen Gartenvöge­ln mit Früchten ein Nahrungsan­gebot bieten. „Alte Formen von Obstgehölz­en, wie Wildapfel, Wildkirsch­e oder Wildbirne erfahren ein richtiges Revival. Neben dem ökologisch­en Bonus sind sie meist sehr resistent, pflegeleic­ht und passen in jeden Garten.“Zudem seien bei Neubauten gerade Bonsaibäum­e sehr beliebt, ergänzt Tonci Novokmet, aber auch Klassiker wie Thuja oder Kirschlorb­eer würden oft geordert.

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FOTOS/GRAFIK: DONAUTAL GARTENBAU, GARTENBAU NOVOKMET/DKD Die Wünsche der Kunden in Sachen Gartenbau sind sehr unterschie­dlich, aber es kristallie­ren sich auch immer wieder Trends heraus.
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FOTO: PR/GALL Gartenbaue­r Tobias Gall aus Griesingen.

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