Gartenbautrends in der Region
Was sich ihre Kunden gerade wünschen und ob Naturstein jetzt auch teurer wird
EHINGEN - Seit es wieder sonnig ist, sind sie wieder unterwegs in den Wohngebieten der Region: die Gartenbauer. Der ununterbrochene Boom im Baugewerbe und die vielen neuen Einfamilienhäuser sorgen dafür, dass die grünen Handwerker viel zu tun haben. Bei den meisten Unternehmen sind die Auftragsbücher bis ins kommende Jahr gut gefüllt. Dieses Jahr geht der Trend eindeutig zum eigenen Pool. Zudem werden, bedingt durch Probleme im Steinhandel , auch wieder mehr Natursteine aus Europa verbaut. Nicht zuletzt spielt die Ökologie im heimischen Garten wieder mehr eine Rolle als noch vor ein paar Jahren. Viele Hausbesitzer nehmen bei der Wahl ihrer Begrünung Rücksicht auf heimische Insekten und Gartenvögel.
Tobias Gall, Gartenbau-Experte und Inhaber des Unternehmens „Donautal Garten&Landschaftsbau“aus Griesingen, ist gut ausgelastet, aktuell hat er zwölf bis 14 Wochen Vorlaufzeit. „Im Vergleich zum Vorjahr sind manche etwas verhaltener. Das mag an der Kostensteigerung durch den Ukraine-Krieg liegen oder immer noch mit der Pandemie zu tun haben. Von einem Einbruch in der Branche kann man aber nicht sprechen“, erklärt der junge Profi. Viele Projekte seien ohnehin längerfristig geplant und dafür wurde meist auch schon das Geld beiseite gelegt. Tonci Novokmet Gartenbauer aus Ehingen bestätigt das: „Wir haben für das ganze Jahr noch Aufträge. Kleinere Baustellen, die etwa zwei, drei Tage dauern bekommen wir aber noch unter.“
Trotzdem sind die Gartenplaner und Bauleiter aktuell sehr gefragt was die Materialberatung angehe. Der chinesische Granit, der seit einigen Jahren überall verbaut werde, sei durch die gestiegenen Transportpreise bei kaum einem Händler mehr zu bekommen, und wenn er doch vorrätig sei, dann nur zu „Mondpreisen“, wie Tobias Gall erklärt. Das liege unter anderem auch daran, dass viele chinesische Steinbrüche aufgrund der globalen Krisen die Arbeit für unbestimmte Zeit eingestellt hätten. „Der größte chinesische Steinbruch G603 hat bisher 90 Prozent des Weltmarkts in Sachen Granit abgedeckt, gegen den sind alle anderen Abbaustellen kleine Löcher.“
Mit dem Wegfall des chinesischen Granits gehe aber auch eine schöne Entwicklung einher, so Gall. Man könne wieder vermehrt europäische Gesteine aus Portugal, Polen oder Ungarn verbauen. Aufgrund der kürzeren Transportwege seien die nicht nur preislich interessant, sondern auch sehr schön. Besonders beliebt sei aktuell der Kalkstein Kanfanar aus Kroatien oder Travertin der aus Italien oder der Türkei geliefert werde. „Helle Töne sind wie auch in den vergangenen Jahren sehr beliebt. Neben Kalkstein wünschen sich die Kunden neuerdings auch gerne Sandstein, wegen seiner tollen Haptik und den zahlreichen Farbvariationen.“Naturstein ist auch bei den Kunden von Tonci Novokmet sehr beliebt. „Wir haben gerade in Munderkingen einen Garten fertiggestellt, in dem wir die verschiedensten Natursteine verbaut haben. Das sieht richtig toll aus“, so Novokmet.
Der absolute Renner in dieser Saison, der sich schon im vergangenen Jahr angekündigt hat, ist der eigene Pool im Garten. „Das ist in den vergangenen Jahren sprichwörtlich explodiert. Den Wunsch haben viele.“Realisiert werde aktuell alles, vom kleinen Whirlpool, dem Hot Tub bis hin zum Acht-Meter-Schwimmbecken. Dazu beigetragen hätten auch neue interessante Systeme, die teilweise schon so komplett geliefert würden, dass sie nur noch mit dem Kran in die Baugrube gesetzt und danach angeschlossen werden müssten. Bei aller Euphorie müsse der Gartenbauer seiner Kundschaft aber manchmal doch mahnende Worte mit auf den Weg geben. „Ein Pool ist und bleibt auch in der Unterhaltung viel Arbeit. Man sollte genau abwägen, wie oft man in nutzen kann und will, wenn er kein reines PrestigeObjekt ist.“Neben dem nötigen Kleingeld für den Outdoor-Whirlpool für mindestens 10 000 Euro bis zum 60 000 Euro Schwimmbecken braucht der Bauherr aktuell auch ziemlich Geduld. „die Lieferzeiten sind gerade unvorstellbar. Unter einem Jahr funktioniert das selten.“
Im Ehinger Rosengarten, in dem Tonci Novokmet gerade sehr häufig tätig ist, ist meist nicht so viel Platz. Das erfordert manchmal bei der Planung viel Geschick. „Im Rosengarten machen wir viele neue Komplettanlagen. Gerade in den Einfahrten verbauen wir noch viel Betonpflaster. Auf den Terrassen und im Erholungsteil des Gartens werden Beläge, Mauern und Schmuckelemente aber sehr unterschiedlich und teilweise auch extravagant.“Bei den Terrassenbelägen ist gerade Feinsteinzeug sehr beliebt, das in allen möglichen Farben und Formen erhältlich ist. Bei kleineren Mauern oder Schmuckelementen
„Ein Pool ist und bleibt auch in der Unterhaltung viel Arbeit.“Tonci Novokmet
dominiere wieder der Naturstein. Rasenflächen werden von Novokmets Unternehmen gleichermaßen mit Rollrasen oder in der klassischen Ansaat-Methode erstellt.
Automatische Bewässerungssysteme für diese, aber auch größere Rasenflächen im Bestand, werden bei Tobias Galls Kunden immer beliebter. „Der Profibereich aus dem Golfsport ist jetzt auch bei Privatleuten sehr beliebt, die nicht täglich einen Sprenger aufstellen und keinen gelben Rasen haben wollen.“Die Geräte seien mittlerweile so fortschrittlich, dass sie die Hälfte des Wassers von Baumarktprodukten verbrauchen, und die Automatik sogar anstehende Regenfälle in die Bewässerung miteinbezieht zudem sind die meisten auch per Handy steuerbar.
Was die Bodenbeläge im Außenbereich angehe, gehe der Trend zu naturnahem Pflaster mit großen Sickerfugen, die einen guten Regenabfluss gewährleisten und begrünbar seien. „Der Trend geht schon deutlich in Richtung Ökologie“, sagt Tobias Gall und berichtet, dass dies nicht nur bei Stein so sei, sondern auch bei der Bepflanzung.
„Bei den Pflanzen gibt es ein deutliches Umdenken. Gräserlastige Pflanzungen mit Pampasgras sehen natürlich toll aus und sind immer noch beliebt, aber ökologisch eben nicht so wertvoll.“Deswegen tendieren Tobias Galls Kunden jüngst häufig zu Pflanzen, die Insekten, wie Schmetterlinge und Bienen mit Blüten oder auch heimischen Gartenvögeln mit Früchten ein Nahrungsangebot bieten. „Alte Formen von Obstgehölzen, wie Wildapfel, Wildkirsche oder Wildbirne erfahren ein richtiges Revival. Neben dem ökologischen Bonus sind sie meist sehr resistent, pflegeleicht und passen in jeden Garten.“Zudem seien bei Neubauten gerade Bonsaibäume sehr beliebt, ergänzt Tonci Novokmet, aber auch Klassiker wie Thuja oder Kirschlorbeer würden oft geordert.