Marchtaler Kunst- und Handwerkermarkt
Viele Kunstraritäten werden im Juli auf dem Obermarchtaler Marktplatz angeboten
OBERMARCHTAL (khb) – Wenn der Musikverein Obermarchtal wieder zum traditionellen Heimatfest „Peter & Paul“einlädt, ist der „Marchtaler Kunst- und Handwerkermarkt“seit 2008 einer der Höhepunkte des Festwochenendes. Mehr als vierzig Aussteller aus der weiten Region werden am Sonntag, 3. Juli, zwischen 10.30 Uhr und 18 Uhr, ihre verschiedensten Raritäten und Kunstgegenstände auf dem Obermarchtaler Marktplatz vor dem Klostertorbogen anbieten.
„Die Aussteller werden aus der Schwarzwald-Region genauso anreisen, wie aus Stuttgart, Nördlingen und Schwäbisch Gmünd“, sagt Marktmeister Paul Karner. Neben Holzskulpturen, Gefilztem und Geflochtenem sowie Babykleidung, Kerzen, Leder oder Puppen werden „Steinbücher“zu den Besonderheiten des „13. Marchtaler Kunst- und Handwerkermarkt“gehören. „Die sind aus Steinplatten in Buchform geschliffen“, erklärt Paul Karner und nennt „3D-Designbilder“, aber vor allem „die bemalten Biberschwänze“als weitere Höhepunkte des „Marchtaler Kunst- und Handwerkermarkt“in diesem Jahr. „Die Biberschwänze sind mindestens hundert Jahre, manche bis zu 150 Jahre alt und wurden von Hand aus Lehm geformt“, erklärt Paul Engst aus Bockighofen, der die Dachplatten bemalt und mit seiner Tochter Erika Jerg zum Markt nach Obermarchtal bringen wird.
Wenn in der Region ein alten Haus oder ein Schuppen abgerissen wird, sichert sich Paul Engst die Biberschwänze. „Bevor sie im Müll landen“, sagt er. Zuhause werden die Dachplatten gesäubert, ein „bissle geschliffen“, grundiert und dann mir Acrylfarbe bemalt. Als gelernter Dekorationsmaler und Autolackierer – er sei damals der erste gelernte Autolackierer im Altkreis Ehingen gewesen, so der 83-Jährige – habe er sein ganzes Leben lang mit Farben zu tun gehabt. „Und mit dem Eintritt in den Ruhestand habe ich die Malerei für mich entdeckt“, sagt er. Zunächst malte Paul Engst auf Leinwand, dann kam ihm die Idee mal eine Dachplatte zu bemalen. Und weil Freunde und Bekannte großes Interesse zeigten, ist die „Biberschwanz-Malerei“heute sein liebstes Hobby. „Weil ich sehr naturverbunden bin, male ich ausschließlich Tiere, Vögel und Blumen auf die Biberschwänze“, erzählt er. Zum Teil malt Engst nach
Vorlagen, zum Teil auch „aus dem Kopf“. „Aber immer ohne mit dem Bleistift was vorzuzeichnen. Ich male immer direkt mit dem Pinsel“, sagt er. Um seine Biberschwänze herzurichten und zu bemalen, hat sich Paul Engst im Keller seines Hauses in Bockighofen ein Werkstatt-Atelier eingerichtet. Dort sitzt er bis zu einem Tag an einem seiner detailgetreuen Motive. Rund 250 Biberschwänze hat Engst bereits bemalt. Seine Motive reichen von Amsel bis Zaunkönig und von Astern bis Zypressen. Stieglitz, Schwalbe, Specht und Eichelhäher sind auf den Dachplatten genauso zu entdecken, wie Klatschmohn, Margeriten oder Rosen. Aufgehängt werden die Biberschwänze mit einem Lederriemchen, das der Hobbymaler mit einem Weberknoten verknüpft und sichert. „Und damit meine bemalten Biberschwänze auch lichtecht und wetterbeständig sind, werden sie am Schluss natürlich lackiert“, erklärt der Hobbymaler.
„Die Biberschwänze sind mindestens hundert Jahre, manche bis zu 150 Jahre alt und wurden von Hand aus Lehm geformt.“Paul Engst