Lohner tritt nicht mehr als Bürgermeister an
Nach 24 Jahren soll nächstes Jahr Schluss sein – Wichtige Projekte stehen an
MUNDERKINGEN - Rund ein Jahr vor Ende seiner aktuellen Amtszeit erklärt Munderkingens Bürgermeister Michael Lohner, dass er für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung steht. Nach 24 Jahren soll für Lohner an der Spitze der Donaustadt im Jahr 2023 Schluss sein.
Michael Lohner sitzt in seinem Amtszimmer im Munderkinger Rathaus. Er holt tief Luft und sagt unumwunden: „Es fällt mir schon schwer, aufzuhören, weil ich einfach noch gerne schaffa däd.“Seine Amtszeit endet zwar erst Ende Juni kommenden Jahres, doch Lohner will nun dafür sorgen, dass in der Donaustadt Gewissheit herrscht, was das Amt des Bürgermeisters betrifft. „Wenn ich nochmal antreten würde, wäre ich am Ende der nächsten Amtszeit über 69 Jahre alt“, sagt Lohner und schiebt gleich hinterher: „Eine halbe Amtsperiode würde ich nie machen. Das wäre nicht redlich. Ich mache keine halbe Sachen. Das hat niemand verdient, weder die Stadt, noch ich.“
Mit dem Ende seiner aktuellen Amtszeit im kommenden Jahr ist Lohner dann 61 Jahre alt. „Munderkingen ist gut aufgestellt, alle wichtigen Zukunftsthemen werden angepackt, so zum Beispiel bereits nächste Woche im Gemeinderat“, so Lohner. Denn dann werden unter dem Titel „Wie wohnen wir in Zukunft in Munderkingen?“wichtige Fragen beantwortet, zudem geht es auch um die Quartiersentwicklung im „Feiler II“.
„Ich mache meinen Job als Bürgermeister immer mit Haut und Haaren, mit Herz und Verstand“, erklärt Lohner, der im kommenden Jahr den Platz frei machen möchte für jemanden, der jünger ist. „Es braucht jemanden, der jünger, spritziger und leistungsfähiger ist. Wir haben so tolle Themen in Munderkingen“, sagt Lohner, der das kommende, letzte Jahr seiner Zeit als Bürgermeister noch mit vollem Tatendrang angehen möchte.
Beim Blick zurück erinnert sich der Schultes noch natürlich an seine Wahl im Jahr 1999, als es vier Kandidaten in Munderkingen gab und Lohner als 37-Jähriger gleich im ersten Wahlgang 64 Prozent und damit den Sieg holte. Jetzt, 23 Jahre später, kann Lohner auf viele Meilensteine seiner Amtszeiten zurückblicken. „Das erste, was wir damals, im Jahr 2000, gemacht haben, war, dass wir betreutes Wohnen bei St. Anna hochgezogen haben. Damals gab es eine Studie, wonach betreutes Wohnen im ländlichen Raum nicht gebraucht wird. Wir haben es dennoch gemacht“, erinnert sich Lohner, der vor seiner Wahl beim Fraunhofer-Institut gearbeitet hat.
Auch das Interkommunale Gewerbegebiet wurde damals durch die Initiative Lohners belebt. „Damals mussten die Umlandgemeinden 300 000 Mark Zins zahlen, die Stadt Munderkingen 150 000. Wir mussten das Gewerbegebiet beleben“, sagt Lohner, der rund ein Jahr lang gebraucht hat, bis er es schaffte, mit dem Discounter Aldi jemanden zu finden, der 11 000 Quadratmeter Fläche kauft. „Das war weit weg von der Innenstadt und somit nicht schädlich“, betont Lohner.
Auch der Bau des Bürgerparks mit dem Streit um das abgebaute Kriegerdenkmal
ist Lohner ebenfalls in Erinnerung, wie auch die Donaubrücke, die in zwei Jahren saniert werden konnte. „Ein weiterer Meilenstein für die Stadt war natürlich das Medizinische Versorgungszentrum“, so Lohner, der sich noch gut an Treffen mit dem damaligen Chef der ADK GmbH, Wolfgang Neumeister und Alt-Landrat Heinz Seiffert erinnern kann. „Das MVZ war und ist gut für die Zukunft der Stadt Munderkingen. Und Dank der Hilfe der Bürgerschaft konnten wir auch am alten Krankenhaus festhalten“, so Lohner.
Natürlich sei auch die Stadtsanierung in Munderkingen eine Aufgabe gewesen, die ihn schon immer begleitet habe. „Das war und ist das allerwichtigste für die Stadt. Als ich als Bürgermeister begonnen habe, war die Stadt nicht im Landessanierungsprogramm. Hier hat mich der ehemalige Landtagsabgeordnete Karl Traub immens unterstützt. Wir konnten eine Million Euro für die Vorstadtsanierung gewinnen und haben beispielsweise die Bleicherstraße gemacht. Dann wurden wir wieder in das Programm aufgenommen“, betont der Schultes, dem es wichtig ist, weiterhin Wohnraum in der Stadt zu schaffen. So ist es auch ein historischer Moment, dass just am Dienstag der Bauantrag für sechs Wohnungen im Löwen ins Rathaus geflattert ist.
Einen langen Atem musste Bürgermeister Lohner bei der Sanierung der Martinskapelle beweisen. „Als Bürgermeister von Munderkingen muss man ausdauernd sein. Man muss Wille haben, muss dicke Bretter bohren und es schaffen, Geld zu akquirieren. Geld von Privatpersonen, die investieren möchten, aber auch öffentliche Gelder.“Deshalb sei es auch ein Segen für Munderkingen gewesen, vor rund zehn Jahren in das Projekt Kleinstadtleben zu kommen. „Da haben mittlerweile mehr als 200 Bürgerinnen und Bürger mitgemacht. Wir haben es geschafft, die Menschen für ihre Stadt neu zu begeistern. Ohne das Projekt sähe Munderkingen heute anders aus“, sagt Lohner und erklärt mit einem Augenzwinkern: „Vor zehn Jahren war es völlig neu, von Aufenthaltsqualität zu sprechen, von modernen öffentlichen Räumen. Das haben die Bürger so entwickelt.“
Bei all den großen Projekten gibt es aber auch Dinge, die laut Lohner nicht so gelungen sind. „Wir haben es nicht geschafft, die Donauhalle zu sanieren, weil wir eben den Schwerpunkt auf das Lehrschwimmbecken gelegt haben. Hier sind zwei Millionen Euro investiert worden, weitere 800 000 Euro flossen in die Umkleide und Sanitärbereiche der Halle.“Ebenfalls nicht so gut gelaufen ist laut Lohner die Veränderung am Schulzentrum. „Ich bedaure es, dass die Realschule durch das politische Hick-Hack Federn hat lassen müssen. Hier muss man weiterhin viel Arbeit im Aufbau leisten. Das wird gelingen, wird aber beim großen Wettbewerb in der Schullandschaft eine große Herausforderung werden.“
Dass Lohner ohne seine Familie nie das geschafft hätte, was er in den vergangenen 23 Jahren für Munderkingen geleistet hat, ist klar. „Meine Familie, die Bevölkerung und der Gemeinderat waren mein Rückhalt. Wir haben hier in Munderkingen eine Heimat gefunden. Wir alle sind Munderkinger und wollen auch nicht weg. Und ich gehöre zu den wenigen Bürgermeistern, bei denen die Menschen nicht blöd zur Familie waren. Auch wenn man es nicht jedem recht machen kann.“
Dass ein Schultes in Munderkingen gesellig sein muss und nicht auf die Uhrzeit schauen darf, ist für Lohner genauso selbstverständlich wie die Tatsache, dass „man die Fasnet lieben muss“.