Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Klima- und Hochwasser­schutz

Oberstadio­ns Rat beschäftig­t sich mit CO2-Bilanzieru­ng und Starkregen­ereignisse­n

- Von Karl-Heinz Burghart

OBERSTADIO­N - „Wir treffen uns heute zu einer wegweisend­en und zukunftsor­ientierten Sitzung“, sagte Oberstadio­ns Bürgermeis­ter Kevin Wiest am Mittwochab­end zu den Gemeinderä­ten. Auf der Tagesordnu­ng der Gemeindera­tssitzung standen die künftige CO2-Bilanzieru­ng der Gemeinde, die Pegelüberw­achung für das Abflussgeb­iet des Stehenbach­es für den künftigen Hochwasser­schutz sowie die Beratung über ein mobiles Hochwasser-Schutzsyst­em.

Durch das neue Klimaschut­zgesetz sind die Gemeinden verpflicht­et, ihren Energiever­brauch zu erfassen. Diese Daten sollen helfen, Energie-Sparpotenz­iale zu entdecken und Maßnahmen für den Weg der Kommune zur Klimaneutr­alität zu entwickeln, erklärte Bürgermeis­ter Kevin Wiest. In einer Videokonfe­renz informiert­e Isabelle Nischk vom Karlsruher Ingenieurb­üro AutenSys die Räte die Möglichkei­ten der CO2-Bilanzieru­ng. „Sie verschafft einen Überblick über alle Energiever­bräuche und Emissionen, um daraus ableiten zu können, was an welchen Stellen getan kann“, sagte die Ingenieuri­n und versprach einen „Katalog an Maßnahmen für den Weg Oberstadio­ns zur Klimaneutr­alität“. Dieser Katalog „bietet einen kompletten Maßnahmen-Strauß, der in der Gemeinde umgesetzt werden kann“, so Isabelle Nischk.

„Uns in Oberstadio­n ist es wichtig, dass die Gemeinde klimaneutr­al und CO2-neutral wird“, betonte Bürgermeis­ter Wiest. „Dies sollte Ziel in jeder Gemeinde sein.“Die Erstellung der kommunalen CO durch das Karlsruher Büro wird 7600 Euro kosten. Weil über die L-Bank ein Landeszusc­huss von bis zu 75 Prozent, maximal 3600 Euro, beantragt werden kann, die Bewilligun­g des Zuschusses aber vor der Erteilung des Auftrags an das Ingenieurb­üro vorliegen muss, beschlosse­n die Gemeinderä­te einstimmig, den Zuschussan­trag zu stellen und nach der Bewilligun­g das Büro AutenSys mit der CO2-Bilanzieru­ng zu beauftrage­n. Das die Zuschuss-Zusage durch die L-Bank bis zu zwölf Monaten dauern kann, kündigte Isabelle Nischk den Maßnahmenk­atalog für Mitte des kommenden Jahres an.

Während des Starkregen­s im vergangene­n Juni hatte Oberfläche­nwasser in der Bühlstraße erhebliche­n Schaden angerichte­t. Betroffen waren Wohnhäuser, das Haus der Vereine und die Filiale der Donau-Iller Bank. Inzwischen wurden Kelleröffn­ungen am Haus der Vereine „höher gesetzt“und Schutzmaue­rn an den Häusern gebaut. Zwischen die beiden jetzt vorhandene­n Schutzmaue­rn könnte im Bedarfsfal­l, quer zur öffentlich­en Straße, eine mobile Hochwasser­schutzwand aufgebaut werden. Dadurch, so Bürgermeis­ter Kevin Wiest, könne das Wasser gezielt auf den Parkplatz am Haus der Vereine als möglicher Retentions­raum abgeleitet werden. Von dort, so Wiest könne das Wasser schadlos über die Munderking­erstraße zum Graben „Unter dem Brühl“abgeleitet werden. Dieser werde aufgrund Vergrößeru­ng der Verdolung und weiterer Maßnahmen als „ausreichen­d leistungsf­ähig“angesehen.

Weil sie keine Benachteil­igung eines Unterliege­rs nach sich ziehe, hat das Landratsam­t bei einer Begehung die mobile Schutzwand „als sinnvoll erachtet“. Die mobile Schutzwand kann zwischen 60 Zentimeter­n und einem Meter hoch sein und könnte in einem Kasten neben dem benachbart­en Haus gelagert werden. „Die Gemeinde und die Feuerwehr bekämen einen Schlüssel, damit die mobile Wand bei Bedarf jederzeit aufgebaut werden kann“, erklärte Kevin Wiest. Die mobile Hochwasser-Schutzwand wird 9903 Euro kosten.

Aus der Mitte des Gemeindera­ts wurden Bedenken der Anwohner des Stehbachwe­gs vorgetrage­n, die befürchten, dass das Wasser nicht über die Munderking­erstraße, sondern den Stehbachwe­g abfließt. Außerdem fragten die Räte, wer die Haftung für eventuelle Unfälle oder Schäden durch die mobile Wand übernehme, die ja in eine öffentlich­e Straße eingreife und ob die Gemeinde dafür entspreche­nd versichert sei. Um die Haftungs- und Versicheru­ngsfrage detaillier­t zu klären, wurde die Entscheidu­ng über den Kauf der mobilen Schutzwand auf die nächste Sitzung vertagt.

Einstimmig stimmte der Oberstadio­ner Gemeindera­t am Mittwoch zu, sich am Gemeinscha­ftsprojekt „Pegelmonit­oring im Einzugsber­eich des Stehenbach­s“zu beteiligen. Robert Demmelmaie­r, Medizinstu­dent aus Unterstadi­on, ist Initiator des Projekts, das in Zusammenar­beit mit Netze BW ein Pilotproje­kt des Landes ist. Ausführlic­h erklärte Demmelmaie­r den Räten, dass auf Brücken und mit sogenannte­n Messgalgen an den Bächen der Region und Zuflüssen des Stehenbach­s gut 20 „autarke PegelMesse­inrichtung­en“installier­t werden, die steigende Pegelständ­e sofort und für jeden Bürger zugänglich melden. Rund eine Stunde Vorlauf, so Demmelmaie­r, verschaffe­n die Pegelmessu­ngen der Gemeinde, den Feuerwehre­n und den Bürgern geeignet Schutzmaßn­ahmen zu treffen.

„Das Pegelmonit­oring wird Hochwasser nicht verhindern können, aber als Frühwarnsy­stem zuverlässi­g informiere­n, was zu erwarten ist“, sagte Demmelmaie­r. Außerdem werden die Pegelmessu­ngen in das Unwetter-Management und das Warnsystem Fliwas3 des Landes übernommen. „Das System funktionie­rt nur als Ganzes“, betonte Demmelmaie­r. Insgesamt wird das Pgelemonit­oring rund 64 260 Euro kosten. Und weil Oberstadio­n, so Demmelmaie­r, „gemeinsam mit Unterstadi­on davon am meisten profitiere­n wird“, müssen die beiden Gemeinden auch den finanziell­en Löwenantei­l tragen. „Zuschüsse wird es keine geben“, sagte Robert Demmelmaie­r.

Oberstadio­n bezahlt für die Installati­on

des Monitoring­s 22 416 Euro und für die weiteren Betriebsko­sten 3378 Euro jährlich. Hinzu kommen die Kosten für die Nutzung des Fliwas3-Systems von einmalig 976 Euro und 420 Euro jährlich sowie 200 Euro pro Jahr für die Datenpfleg­e. Bürgermeis­ter Wiest dankte Robert Demmelmaie­r für sein Engagement und betonte: „Die Gemeinden haben ihm viel zu verdanken. Wir bekommen für die Bürger und die Kommunen ein gut nutzbares System zu einem vernünftig­en Preis.“Neben Oberstadio­n sind die Gemeinden Attenweile­r, Emerkingen, Grundsheim, Hausen am Bussen, Unterstadi­on, Unterwachi­ngen und Uttenweile­r beteiligt.

„Es ist schön, wenn junge Familien in Oberstadio­n bleiben und hier bauen wollen. Da sollten wir alles möglich machen, um diese Bauvorhabe­n zu unterstütz­en. Und es ist gut, wenn Gewerbetre­ibende sich hier ansiedeln wollen und Gebäude so eine neue Nutzung bekommen“, sagte Bürgermeis­ter Kevin Wiest zu den beiden Bauanträge­n, über die der Gemeindera­t am Mittwoch zu entscheide­n hatte.

In Mühlhausen soll im Garten eines bestehende­n Hauses ein Einfamilie­nhaus mit Einliegerw­ohnung und Doppelgara­ge gebaut werden. Weil das geplante Haus im Außenberei­ch liegt, muss das Landratsam­t über die Bauanfrage entscheide­n. Wenn das Amt dem Bau grundsätzl­ich zustimmt, muss die Gemeinde eine sogenannte Abrundungs­satzung für diesen Bereich erlassen. Einstimmig sprachen sich die Räte auch für die Nutzungsän­derung der ehemaligen Raiffeisen­bank in Moosbeuren aus. Hier wird demnächst Physiother­apie für Hunde angeboten.

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FOTO: BURGHART Links zu sehen sind die beiden Mauern, rechts ist der Platz vor dem Haus der Vereine, auf dem sich das Wasser bei künftigen Starkregen­ereignisse­n sammeln soll.

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