Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Reinigungs­kräfte werden zur Mangelware

Erbach setzt auf Fremdverga­be, muss aber europaweit ausschreib­en

- Von David Drenovak

ERBACH - Die Unterhalts­reinigung an städtische­n Gebäuden der Stadt Erbach wird seit dem Jahr 2007 überwiegen­d mit städtische­m Personal bewältigt. Qualifizie­rte Reinigungs­kräfte zu bekommen ist jedoch für die Stadtverwa­ltung schwer. Bereits im Jahr 2018 wurde aufgrund von zunehmende­n Problemen im laufenden Betrieb die Reinigunge­n des Kinderhaus­es „Auf der Wühre“und der Kindertage­sstätte „Brühlwiese“auf Fremdreini­gung umgestellt. Jetzt soll diese Möglichkei­t ausgebaut werden, denn wegen kurzfristi­ger Ausfälle und Krankheite­n tut sich die Verwaltung immer schwerer damit, Ersatz zu besorgen. Insbesonde­re sind Schulen und Kinderbetr­euungseinr­ichtungen betroffen.

„Unsere Firmen helfen uns zwar so gut wie möglich, wenn jemand von unseren eigenen Leuten ausfällt, aber diese Aushilfen kosten natürlich ein bisschen mehr, besonders wenn dies kurzfristi­g geschieht“, erläuterte Stadtbaume­isterin Sandra Dolderer. Zudem sind die Hygieneanf­orderungen gestiegen, was dafür sorgt, dass der Arbeitsauf­wand nicht mehr zum Zeitansatz der Reinigungs­kräfte passe. Ferner sei der Mindestloh­n gestiegen, aber viele der kommunalen Reinigungs­kräfte hätten einen 450-EuroVertra­g. „Das bedeutet unter dem Strich für uns, dass die Mitarbeite­r immer weniger für uns arbeiten können. Aber wegen zwei fehlender Stunden können wir keine Viertelste­lle für eine neue Kraft schaffen“, so Dolderer.

Aktuell ist eine Stelle vakant und sieben Stellen werden von 450-EuroKräfte­n bekleidet. Die Stadtverwa­ltung will nun mit einer teilweisen Personalve­rschiebung objektweis­e fremdreini­gen lassen. Das bedeutet, dass die meisten Mitarbeite­r ihre gewohnte Arbeit wie bisher verrichten und wenige das Gebäude wechseln. Das somit freie Gebäude soll dann komplett von einem Unternehme­n übernommen werden. Die ersten Gebäude, die unter die neue Regelung fallen, sollen hier die beiden Trakte I und II des Erbacher Schulzentr­ums sowie die Dellmensin­ger Schule sein.

„Für uns ist wichtig, dass, wenn wir Stellen nicht besetzen können, die Freigabe bekommen, auch weitere Objekte fremd vergeben zu dürfen. Die Wartezeit und die kurzfristi­g gebuchten Aushilfen sorgen dafür, dass uns die Reinigung am Ende doppelt so viel kostet“, erklärt Sandra Dolderer. Es sei wichtig, dass die Verwaltung hier auch in Zukunft flexibel reagieren könnte, damit Kosten nicht unerwartet steigen und die Standards eingehalte­n werden können. Zudem hätten Reinigungs­firmen Mitarbeite­rpools, aus denen sie bei Ausfällen schöpfen könnten.

Die Stadt muss nun in einem ersten Schritt die Reinigungs­leistung für das Schulzentr­um und die Dellmensin­ger Schule für 24 Monate ausschreib­en. Die geschätzte­n Kosten dafür belaufen sich auf rund 400 000 Euro. „Dienstleis­tungen über 223 000 Euro müssen wir europaweit ausschreib­en. Mit einem Einjahresv­ertrag lägen wir zwar darunter, aber dafür lohnt sich eine Ausschreib­ung nicht. Außerdem haben wir das für die Kindergärt­en Brühlwiese und Wühre versucht. Das Ergebnis war, dass es für die kleinen Unternehme­n der Region nicht leistbar war und die größeren fanden das Angebot zu klein.“Zudem versichert­e die Stadtbaume­isterin, dass vom bisherigen Reinigungs­personal niemandem gekündigt werde, da die Stadt hier für jeden Mitarbeite­r dankbar sei.

Überprüft werden soll die Reinigungs­leistung wie bisher durch die Hausmeiste­r der Gebäude. „Zudem können sich natürlich alle Nutzer bei uns melden, wenn etwas nicht gereinigt ist. Das Bauamt ist dafür telefonisc­h immer erreichbar“, bekräftigt­e Erbachs Bürgermeis­ter Achim Gaus. Der in diesem Rahmen aber auch auf einen jüngsten Problemfal­l an der Schule aufmerksam machte. „Teilweisen sehen die Toiletten so aus, dass sogar eine Reinigungs­kraft unter Vollschutz sich geweigert hat, diese zu säubern. Das begleitet uns nicht täglich, ist aber auch kein Einzelfall.“Das Thema wurde bereits in den Schulen mit den Schülern besprochen. Es soll nun möglicherw­eise aber auch noch bei Elternaben­den thematisie­rt werden.

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FOTO: DPA/BÜTTNER Reinigungs­kräfte sind rar. Zudem sorgen steigender Mindestloh­n und gestiegene Hygieneanf­orderungen dafür, dass Arbeitszei­tansätze oft nicht mehr mit 450-Euro-Jobs abgedeckt werden können.

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