Reinigungskräfte werden zur Mangelware
Erbach setzt auf Fremdvergabe, muss aber europaweit ausschreiben
ERBACH - Die Unterhaltsreinigung an städtischen Gebäuden der Stadt Erbach wird seit dem Jahr 2007 überwiegend mit städtischem Personal bewältigt. Qualifizierte Reinigungskräfte zu bekommen ist jedoch für die Stadtverwaltung schwer. Bereits im Jahr 2018 wurde aufgrund von zunehmenden Problemen im laufenden Betrieb die Reinigungen des Kinderhauses „Auf der Wühre“und der Kindertagesstätte „Brühlwiese“auf Fremdreinigung umgestellt. Jetzt soll diese Möglichkeit ausgebaut werden, denn wegen kurzfristiger Ausfälle und Krankheiten tut sich die Verwaltung immer schwerer damit, Ersatz zu besorgen. Insbesondere sind Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen betroffen.
„Unsere Firmen helfen uns zwar so gut wie möglich, wenn jemand von unseren eigenen Leuten ausfällt, aber diese Aushilfen kosten natürlich ein bisschen mehr, besonders wenn dies kurzfristig geschieht“, erläuterte Stadtbaumeisterin Sandra Dolderer. Zudem sind die Hygieneanforderungen gestiegen, was dafür sorgt, dass der Arbeitsaufwand nicht mehr zum Zeitansatz der Reinigungskräfte passe. Ferner sei der Mindestlohn gestiegen, aber viele der kommunalen Reinigungskräfte hätten einen 450-EuroVertrag. „Das bedeutet unter dem Strich für uns, dass die Mitarbeiter immer weniger für uns arbeiten können. Aber wegen zwei fehlender Stunden können wir keine Viertelstelle für eine neue Kraft schaffen“, so Dolderer.
Aktuell ist eine Stelle vakant und sieben Stellen werden von 450-EuroKräften bekleidet. Die Stadtverwaltung will nun mit einer teilweisen Personalverschiebung objektweise fremdreinigen lassen. Das bedeutet, dass die meisten Mitarbeiter ihre gewohnte Arbeit wie bisher verrichten und wenige das Gebäude wechseln. Das somit freie Gebäude soll dann komplett von einem Unternehmen übernommen werden. Die ersten Gebäude, die unter die neue Regelung fallen, sollen hier die beiden Trakte I und II des Erbacher Schulzentrums sowie die Dellmensinger Schule sein.
„Für uns ist wichtig, dass, wenn wir Stellen nicht besetzen können, die Freigabe bekommen, auch weitere Objekte fremd vergeben zu dürfen. Die Wartezeit und die kurzfristig gebuchten Aushilfen sorgen dafür, dass uns die Reinigung am Ende doppelt so viel kostet“, erklärt Sandra Dolderer. Es sei wichtig, dass die Verwaltung hier auch in Zukunft flexibel reagieren könnte, damit Kosten nicht unerwartet steigen und die Standards eingehalten werden können. Zudem hätten Reinigungsfirmen Mitarbeiterpools, aus denen sie bei Ausfällen schöpfen könnten.
Die Stadt muss nun in einem ersten Schritt die Reinigungsleistung für das Schulzentrum und die Dellmensinger Schule für 24 Monate ausschreiben. Die geschätzten Kosten dafür belaufen sich auf rund 400 000 Euro. „Dienstleistungen über 223 000 Euro müssen wir europaweit ausschreiben. Mit einem Einjahresvertrag lägen wir zwar darunter, aber dafür lohnt sich eine Ausschreibung nicht. Außerdem haben wir das für die Kindergärten Brühlwiese und Wühre versucht. Das Ergebnis war, dass es für die kleinen Unternehmen der Region nicht leistbar war und die größeren fanden das Angebot zu klein.“Zudem versicherte die Stadtbaumeisterin, dass vom bisherigen Reinigungspersonal niemandem gekündigt werde, da die Stadt hier für jeden Mitarbeiter dankbar sei.
Überprüft werden soll die Reinigungsleistung wie bisher durch die Hausmeister der Gebäude. „Zudem können sich natürlich alle Nutzer bei uns melden, wenn etwas nicht gereinigt ist. Das Bauamt ist dafür telefonisch immer erreichbar“, bekräftigte Erbachs Bürgermeister Achim Gaus. Der in diesem Rahmen aber auch auf einen jüngsten Problemfall an der Schule aufmerksam machte. „Teilweisen sehen die Toiletten so aus, dass sogar eine Reinigungskraft unter Vollschutz sich geweigert hat, diese zu säubern. Das begleitet uns nicht täglich, ist aber auch kein Einzelfall.“Das Thema wurde bereits in den Schulen mit den Schülern besprochen. Es soll nun möglicherweise aber auch noch bei Elternabenden thematisiert werden.