Der Kapitän gibt die Spielführerbinde ab
Georg Steinle übergibt das Amt des Sportkreispräsidenten in jüngere Hände
EHINGEN - Die Bühne ist bereitet, die Zeit reif für eine Zeitenwende. Zweifelsohne wird der kommende Freitag einen Wendepunkt in der Geschichte des Sportkreis Alb-Donau/ Ulm darstellen. Unter Punkt zehn der Tagesordnung des 16. Sportkreistages am 24. Juni in der Lonetalhalle in Westerstetten ist kurz und knapp vermerkt: Neuwahlen Sportkreispräsidum. „Nach zehn Jahren als stellvertretender Vorsitzender und danach noch 20 weitere Jahre als Erster Vorsitzender beziehungsweise Präsident werde ich das Amt in jüngere Hände weitergeben“, kündigt Georg Steinle an.
„Es war eine schöne und eine interessante Zeit – aber aufgrund des Alters wird es langsam Zeit für mich. Viele Dinge gehen mir nicht mehr so leicht von der Hand, wie noch in jüngeren Jahren. Zudem ändert sich im Sport gerade einiges, da wird es Zeit, dass sich auch wieder jüngere Leute vermehrt einbringen“, begründet er seine Entscheidung. Georg Steinle war Zeit seines Lebens eng mit dem Sport und vor allen Dingen dem Fußball verbunden – nicht zuletzt während seiner 17 Jahre als Vorsitzender des SV Unterstadion oder bei einem der über 750 Fußballspiele, die er als Schiedsrichter selbst leitete. Nun hebt allerdings sinnbildlich der Linienrichter die Fahne: Steinle selbst signalisiert seine Auswechslung auf eigenen Wunsch. Kein Abgang à la Jürgen Klinsmann, mit wütendem Tritt in die Werbetonne nach einer Frust-Auswechslung. Eine Auswechslung als respektvolle Geste für einen verdienten Spieler kurz vor dem Spielende, wenn der Sieg schon längst in trockenen Tüchern ist.
„Tausendsassa“oder „Mister Ehrenamt“– über Georg Steinle gibt es viel zu erzählen. Und natürlich hat der 75-Jährige auch selbst viel zu erzählen angesichts seiner nahenden Amtsaufgabe. In den 30 Jahren im Amt haben sich etliche Anekdoten angesammelt. Dabei war der Einstieg des ehemaligen Lehrers in die Sportpolitik und seine Funktionärs- beziehungsweise Vorstandstätigkeit nicht wirklich geplant. „Mein Vorgänger
Heinz Kneer hat bei meinem Chef angerufen und gefragt: hast Du nicht jemand, der bei mir den Stellvertreter machen kann? Und mein Chef hat das dann für mich so bestimmt“, erinnert sich Steinle an seinen gefühlten Sprung ins kalte Wasser der Sportpolitik.
Es folgten 30 prägende Jahre. In seinem Amt als Sportkreispräsident fördert und unterstützt er über 280 Vereine mit weit mehr als 100 000 Mitgliedern – verteilt auf über 30 verschiedene Sportarten. An Anekdoten mangelt es da wahrlich nicht. Augenzwinkernde Geschichten, wie etwa seine Begegnungen mit den Sportfreunden Helios Ulm/NeuUlm. Einem Verein, der nicht nur dem Sportkreis Alb-Donau/Ulm angehört, sondern auch Mitglied im Deutschen Verband für Freikörperkultur
e.V. ist. „Da war ich zum 25jährigen Jubiläum eingeladen und habe auch noch meine Frau mitgenommen. Ich bin bei Helios zunächst auch gar nicht direkt drauf gekommen, dass das ein FKK-Verein ist – aber an dem Abend haben sie dann eben auch ihre Aktivitäten vorgestellt“, erinnert sich Georg Steinle schmunzelnd.
Natürlich gab es in den vergangenen Jahrzehnten auch viele interessante und spektakuläre Begegnungen – als alter Fußballer nennt Steinle dabei natürlich zuvorderst Namen wie Franz Beckenbauer oder Gerhard Mayer-Vorfelder, aber auch Politiker wie Baden-Württembergs einstigen Ministerpräsidenten Erwin Teufel („Wir hatten immer ein gutes Verhältnis!“).
In Zukunft möchte der scheidende Vorstand vermehrt seinem Forscherdrang nachgehen und sich verstärkt seinem Hobby als Heimatkundler widmen: „Das macht mir einfach Spaß“.
„Das wichtigste am Sport ist für mich einfach das Gemeinschaftsgefühl, die Kameradschaft – die gemeinsamen Erlebnisse, da wird mir schon einiges fehlen“, wird Georg Steinle kurz vor dem nahenden Ende seiner Amtszeit dann doch etwas wehmütig. „Ich werde freitags oder samstags sicherlich schon das ein oder andere Mal überlegen, wo muss ich denn am Wochenende noch überall hin – um dann festzustellen: nirgendwo“, lacht Steinle.
Auf den Fußballplätzen der Region wird man ihn allerdings auch ohne offizielles Amt zukünftig weiterhin immer wieder antreffen.