Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Kapitän gibt die Spielführe­rbinde ab

Georg Steinle übergibt das Amt des Sportkreis­präsidente­n in jüngere Hände

- Von Andrej Meinzer

EHINGEN - Die Bühne ist bereitet, die Zeit reif für eine Zeitenwend­e. Zweifelsoh­ne wird der kommende Freitag einen Wendepunkt in der Geschichte des Sportkreis Alb-Donau/ Ulm darstellen. Unter Punkt zehn der Tagesordnu­ng des 16. Sportkreis­tages am 24. Juni in der Lonetalhal­le in Westerstet­ten ist kurz und knapp vermerkt: Neuwahlen Sportkreis­präsidum. „Nach zehn Jahren als stellvertr­etender Vorsitzend­er und danach noch 20 weitere Jahre als Erster Vorsitzend­er beziehungs­weise Präsident werde ich das Amt in jüngere Hände weitergebe­n“, kündigt Georg Steinle an.

„Es war eine schöne und eine interessan­te Zeit – aber aufgrund des Alters wird es langsam Zeit für mich. Viele Dinge gehen mir nicht mehr so leicht von der Hand, wie noch in jüngeren Jahren. Zudem ändert sich im Sport gerade einiges, da wird es Zeit, dass sich auch wieder jüngere Leute vermehrt einbringen“, begründet er seine Entscheidu­ng. Georg Steinle war Zeit seines Lebens eng mit dem Sport und vor allen Dingen dem Fußball verbunden – nicht zuletzt während seiner 17 Jahre als Vorsitzend­er des SV Unterstadi­on oder bei einem der über 750 Fußballspi­ele, die er als Schiedsric­hter selbst leitete. Nun hebt allerdings sinnbildli­ch der Linienrich­ter die Fahne: Steinle selbst signalisie­rt seine Auswechslu­ng auf eigenen Wunsch. Kein Abgang à la Jürgen Klinsmann, mit wütendem Tritt in die Werbetonne nach einer Frust-Auswechslu­ng. Eine Auswechslu­ng als respektvol­le Geste für einen verdienten Spieler kurz vor dem Spielende, wenn der Sieg schon längst in trockenen Tüchern ist.

„Tausendsas­sa“oder „Mister Ehrenamt“– über Georg Steinle gibt es viel zu erzählen. Und natürlich hat der 75-Jährige auch selbst viel zu erzählen angesichts seiner nahenden Amtsaufgab­e. In den 30 Jahren im Amt haben sich etliche Anekdoten angesammel­t. Dabei war der Einstieg des ehemaligen Lehrers in die Sportpolit­ik und seine Funktionär­s- beziehungs­weise Vorstandst­ätigkeit nicht wirklich geplant. „Mein Vorgänger

Heinz Kneer hat bei meinem Chef angerufen und gefragt: hast Du nicht jemand, der bei mir den Stellvertr­eter machen kann? Und mein Chef hat das dann für mich so bestimmt“, erinnert sich Steinle an seinen gefühlten Sprung ins kalte Wasser der Sportpolit­ik.

Es folgten 30 prägende Jahre. In seinem Amt als Sportkreis­präsident fördert und unterstütz­t er über 280 Vereine mit weit mehr als 100 000 Mitglieder­n – verteilt auf über 30 verschiede­ne Sportarten. An Anekdoten mangelt es da wahrlich nicht. Augenzwink­ernde Geschichte­n, wie etwa seine Begegnunge­n mit den Sportfreun­den Helios Ulm/NeuUlm. Einem Verein, der nicht nur dem Sportkreis Alb-Donau/Ulm angehört, sondern auch Mitglied im Deutschen Verband für Freikörper­kultur

e.V. ist. „Da war ich zum 25jährigen Jubiläum eingeladen und habe auch noch meine Frau mitgenomme­n. Ich bin bei Helios zunächst auch gar nicht direkt drauf gekommen, dass das ein FKK-Verein ist – aber an dem Abend haben sie dann eben auch ihre Aktivitäte­n vorgestell­t“, erinnert sich Georg Steinle schmunzeln­d.

Natürlich gab es in den vergangene­n Jahrzehnte­n auch viele interessan­te und spektakulä­re Begegnunge­n – als alter Fußballer nennt Steinle dabei natürlich zuvorderst Namen wie Franz Beckenbaue­r oder Gerhard Mayer-Vorfelder, aber auch Politiker wie Baden-Württember­gs einstigen Ministerpr­äsidenten Erwin Teufel („Wir hatten immer ein gutes Verhältnis!“).

In Zukunft möchte der scheidende Vorstand vermehrt seinem Forscherdr­ang nachgehen und sich verstärkt seinem Hobby als Heimatkund­ler widmen: „Das macht mir einfach Spaß“.

„Das wichtigste am Sport ist für mich einfach das Gemeinscha­ftsgefühl, die Kameradsch­aft – die gemeinsame­n Erlebnisse, da wird mir schon einiges fehlen“, wird Georg Steinle kurz vor dem nahenden Ende seiner Amtszeit dann doch etwas wehmütig. „Ich werde freitags oder samstags sicherlich schon das ein oder andere Mal überlegen, wo muss ich denn am Wochenende noch überall hin – um dann festzustel­len: nirgendwo“, lacht Steinle.

Auf den Fußballplä­tzen der Region wird man ihn allerdings auch ohne offizielle­s Amt zukünftig weiterhin immer wieder antreffen.

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ARCHIV-FOTO: KHB Georg Steinle freut sich zukünftig über mehr Freizeit.

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