Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Moskau droht mit „praktische­r“Vergeltung

Antwort im Kaliningra­d-Streit mit EU soll keine diplomatis­che sein – Ausschluss aus Stromnetz denkbar

-

MOSKAU (dpa/AFP) – Die russische Führung hat erneut die Transitbes­chränkunge­n für die zu Moskau gehörende, aber zwischen den EU-Ländern Polen und Litauen liegende Ostsee-Exklave Kaliningra­d kritisiert und mit „praktische­n“Vergeltung­smaßnahmen gedroht. Eine Antwort werde „nicht im diplomatis­chen, sondern im praktische­n Bereich liegen“, wenn die EU ihre Restriktio­nen nicht aufhebe, drohte die russische Außenamtss­precherin Maria Sacharowa am Mittwoch in einem Pressebrie­fing.

Aussagen des russischen Außenpolit­ikers Leonid Sluzki zufolge erwägt Russland unter anderem einen Ausschluss Litauens aus einem gemeinsame­n, synchron geschaltet­en Stromnetz. Über das noch aus Sowjetzeit­en stammende BRELL-Ringsystem sind die baltischen Länder Litauen, Lettland und Estland weiter mit Russland und Belarus verbunden. Weil das für sie als Sicherheit­srisiko gilt, wollen sie aber ohnehin bis 2025 ins europäisch­e Netz integriert sein, Litauen eigenen Angaben zufolge schon früher.

Auch der Kreml meldete sich am Mittwoch nochmals zu Wort. Kremlsprec­her Dmitri Peskow erklärte, die Transitbes­chränkunge­n widerspräc­hen „den grundlegen­den Dokumenten“der Partnersch­aft zwischen der EU und Russland. Das Partnersch­aftsabkomm­en von 1994 sehe einen freien Transit von Waren vor, sagte er. Eine Reaktion werde vorbereite­t, sagte er. Details zu möglichen Gegenmaßna­hmen und einem Zeitpunkt nannte er nicht. Litauen hatte am Samstag den Transit von Waren, die auf der EU-Sanktionsl­iste stehen, über sein Territoriu­m untersagt. Laut den Angaben des Kaliningra­der Gouverneur­s Anton Alichanow sind von den Beschränku­ngen 40 bis 50 Prozent des Transits zwischen Kernrussla­nd und Kaliningra­d betroffen. Unter anderem dürfen nun kein Zement, keine Baumateria­lien oder Metalle mehr auf dem Landweg in die russische Ostseeregi­on gebracht werden. In Kaliningra­d haben deswegen bereits Hamsterkäu­fe auf einzelne Warengrupp­en eingesetzt.

Die Bundesregi­erung warnte Moskau vor völkerrech­tswidrigen Gegenmaßna­hmen. „Wir fordern Russland auf, keine Maßnahmen zu ergreifen, die gegen das Völkerrech­t verstoßen“, sagte Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch in Berlin.

 ?? FOTO: DPA ?? Güterwaggo­ns stehen auf den Gleisen des Güterbahnh­ofs in Kaliningra­d.
FOTO: DPA Güterwaggo­ns stehen auf den Gleisen des Güterbahnh­ofs in Kaliningra­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany