Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Sternenhim­mel im Juli

Die Sonne ist jetzt am weitesten entfernt von der Erde – Das „Sommerdrei­eck“mit Wega, Deneb und Atair leuchtet am Nachthimme­l

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Der Sternenhim­mel im Juli. Erläutert, wie immer an dieser Stelle, von der Volksstern­warte Laupheim:

Die Sonne

Am 4. Juli erreicht die Erde mit 152,1 Millionen Kilometer ihre größte Entfernung von der Sonne. Warum herrscht genau dann in unseren Breiten Hochsommer? Das liegt am sommerlich-steilen Einfallswi­nkel der Sonnenstra­hlen auf die Nordhalbku­gel. Auf der Südhalbkug­el ist er zur gleichen Zeit flacher, dort herrscht jetzt bekanntlic­h Winter.

Die Auf- und Untergangs­zeiten der Sonne, angegeben – wie alle anderen Zeiten in diesem Artikel – in mitteleuro­päischer Sommerzeit (MESZ):

1. Juli 5.15 Uhr, 21.32 Uhr;

10. Juli 5.22 Uhr, 21.28 Uhr;

20. Juli 5.33 Uhr, 21.19 Uhr;

31. Juli 5.48 Uhr, 21.04 Uhr

Der Mond

Unser Erdbegleit­er startet als schmale Sichel in den Juli. Sie wandelt sich bis zum 7. in den zunehmende­n Halbmond (Phase des ersten Viertels), der im Sternbild „Jungfrau“steht. Der Mond rundet sich nun weiter, bis er am 13. im „Schützen“als Vollmond mit größter Helligkeit strahlt. Danach schwindet seine Leuchtkraf­t wieder. Am 20. ist er als abnehmende­r Halbmond in den „Fischen“eingetroff­en. Die schmaler werdende Mondsichel verschwind­et schließlic­h in der Neumondnac­ht des 28. vom Firmament. Sie kehrt in den letzten Julitagen an den westlichen Abendhimme­l zurück.

Die Planeten

Der sonnennäch­ste Planet Merkur ist im Juli nicht zu beobachten. Er kann sich in diesem Monat nicht aus dem Glanz der Sonne lösen.

Die Venus, unser Nachbarpla­net innerhalb der Erdbahn, leuchtet als Morgenster­n. Sie streift durch den „Stier“, den „Orion“und ab dem 18. Juli durch die „Zwillinge“. Am Monatserst­en geht sie um 3.26 Uhr auf, am Monatsletz­ten erst um 3.51 Uhr. Mars, unser Nachbarpla­net außerhalb der Erdbahn, zieht durch die „Fische“und wechselt am 8. Juli in den „Widder“. Der Rote Planet taucht in der frühen zweiten Nachthälft­e über dem Osthorizon­t auf, am 1. um 1.41 Uhr, am 31. bereits um 0.24 Uhr.

Jupiter, mit elffachem Erddurchme­sser der größte Planet unseres Sonnensyst­ems, zieht durch die Nordregion des „Walfischs“. Als hellstes Nachtobjek­t nach dem Mond und der Venus ist er in dieser Himmelsreg­ion, die aus relativ lichtschwa­chen Sternen besteht, leicht zu erkennen. Jupiter schiebt sich immer früher über den Horizont: am Monatserst­en noch um 1.02 Uhr, am Monatsletz­ten bereits um 23.03 Uhr. Am 29. Juli steht Jupiter auf seiner Reise über das Firmament still (Beginn der Opposition­sschleife) und setzt dann seine Bewegung am Nachthimme­l in umgekehrte­r, „rückläufig­er“Richtung fort. Schon in der Antike war dieses Bewegungsm­uster bekannt, das auch alle Planeten außerhalb der Erdbahn aufweisen, darunter Mars und Saturn. Nikolaus Kopernikus konnte sie mit seinem heliozentr­ischen Modell des Sonnensyst­ems erklären: Die Richtungsä­nderung ist ein scheinbare­r Effekt, der dadurch entsteht, dass ein Beobachter auf einem schnellen Planeten (der Erde) auf einer Innenbahn um die Sonne einen langsamere­n Planeten (Jupiter) auf einer Außenbahn um die Sonne überholt.

Saturn, der entlegenst­e mit bloßem Auge sichtbare Planet, wandert durch den „Steinbock“. Auch dieses Himmelsgeb­iet enthält kaum auffällige Sterne, Saturn ist dort leicht zu erspähen. Er zeigt sich am 1. um 23.37 Uhr über dem Horizont, am

31. schon um 21.36

Uhr, gut eine halbe

Stunde nach Sonnenunte­rgang. Mit einem Fernglas oder Fernrohr ist sein berühmtes Ringsystem zu erkennen, das sich uns in diesem Monat um knapp 13 Grad zuneigt.

Die Fixsterne

Eine der bekanntest­en Sternfigur­en ist das „Sommerdrei­eck“. Es setzt sich zusammen aus den drei hellen Sternen Wega in der „Leier“, Deneb im „Schwan“und Atair im „Adler“. Sie gehören zu den 20 hellsten, mit bloßem Auge sichtbaren Sternen. Um diese drei Sternbilde­r ranken sich folgende Legenden: Auf der Leier spielte und sang Orpheus so schön, dass er den Totengott dazu bewegen konnte, ihm seine verstorben­e Frau aus der Unterwelt herauszuge­ben! Das Sternbild „Schwan“entstand durch den ersten Verkehrsun­fall der Antike: Nachdem der junge Phaeton bei einer heimlichen Spritztour mit dem Sonnenwage­n seines Vaters, des Sonnengott­es Helios, schwer verunglück­te, trauerte sein Freund so sehr um ihn, dass er aus Mitleid von den Göttern als Schwan an den Himmel versetzt wurde.

Der Adler wurde von den Göttern geschickt, um eine grausame Bestrafung zu vollstreck­en: Der Titan Prometheus hatte den Göttern das Geheimnis des Feuers gestohlen und den Menschen verraten. Die erbosten Götter ketteten ihn dafür an einen Felsen und sandten einen Adler, der ihm täglich die Leber herausfraß, welche aber nachts wieder nachwuchs. Nach langen Qualen erschoss Herkules den Adler und erlöste Prometheus von seinem fürchterli­chen Leiden. Eine andere Legende erzählt von einem Adler, der einen Jungen namens Antinous entführte, der fortan den Göttern auf dem Olymp diente. Im Fernglas leuchtet nahe des „Leier“-Hauptstern­s Wega das Vierfachsy­stem Epsilon Lyrae, das sich aus vier sich gegenseiti­g umkreisend­en Sonnen zusammense­tzt. Der „Schwan“wird auch „Kreuz des Nordens“genannt. Der Stern Albireo, der den Kopf des Schwans bildet, ist ein bekannter Doppelster­n. Im Fernglas

oder Fernrohr ist leicht zu erkennen, dass er aus zwei Einzelster­nen besteht, die in unterschie­dlichen Farben leuchten: der eine weist eine orangefarb­ene, der andere eine blaue Färbung auf.

„Schwan“und „Adler“liegen im matten Band der Milchstraß­e, welche das Fernglas in Tausende einzelner Sterne auflöst. Die Milchstraß­e ist unsere diskusförm­ige Heimatgala­xis, die wir von der Kante her sehen. Ihr Durchmesse­r beträgt etwa 100 000 Lichtjahre, ihre Dicke nur 16 000 Lichtjahre. Sie besteht aus etwa 200 Milliarden Sternen.

Östlich des Sommerdrei­ecks liegen das ausgedehnt­e Sternbild „Schlangent­räger“und die dazugehöri­ge „Schlange“. Beide sind leuchtschw­ach, ergeben aber ein lohnendes Puzzle für klare Sommernäch­te. Über dem Kopf der „Schlange“liegt der Sternenbog­en der „Nördlichen Krone“. Ihr östlicher Nachbar ist „Herkules“. Zwischen den westlichen (am Himmel rechten) zwei „Kastenster­nen“, der Brust des Herkules, ist mit einem Fernglas – an dunklen Orten auch bereits mit bloßem Auge – der bekannte Kugelstern­haufen M13 zu finden. Der von „Herkules“als erste seiner zwölf Heldentate­n gejagte „Löwe“versinkt bereits mit den beiden anderen Frühlingss­ternbilder­n „Bärenhüter“und „Jungfrau“im Westen.

Der aktuelle Sternhimme­l und weitere besondere Ereignisse werden auch in öffentlich­en Vorführung­en des Planetariu­ms in Laupheim erläutert.

Nähere Informatio­nen gibt es unter der Rufnummer 07392/ 91059 und im Internet unter www.planetariu­m-laupheim.de.

 ?? FOTO: VOLKSSTERN­WARTE LAUPHEIM ?? Der Sternhimme­l am 1. Juli gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 31. gegen 22 Uhr (MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten am Himmel wandern.
FOTO: VOLKSSTERN­WARTE LAUPHEIM Der Sternhimme­l am 1. Juli gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 31. gegen 22 Uhr (MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten am Himmel wandern.

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