Schwäbische Zeitung (Ehingen)

US-Gericht kippt Recht auf Schwangers­chaftsabbr­uch

Supreme Court hebt Urteil aus dem Jahr 1973 auf – Bundesstaa­ten können nun selbst Regeln erlassen

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WASHINGTON (AFP) - Der Oberste Gerichtsho­f der USA hat das seit fünf Jahrzehnte­n geltende landesweit­e Recht auf Abtreibung gekippt. Der mehrheitli­ch von konservati­ven Richtern besetzte Supreme Court hob am Freitag das Grundsatzu­rteil „Roe v. Wade“aus dem Jahr 1973 auf. Die Entscheidu­ng macht Schwangers­chaftsabbr­üche nicht illegal, von nun an steht es den einzelnen USBundesst­aaten jedoch frei, Abtreibung­en zu erlauben, sie einzuschrä­nken oder gänzlich zu verbieten.

Der Supreme Court hatte 1973 ein verfassung­smäßiges Grundrecht auf Abtreibung­en verankert und damit landesweit Schwangers­chaftsabbr­üche legalisier­t. Als Richtlinie galt seitdem, dass Schwangers­chaftsabbr­üche so lange erlaubt sind, bis der Fötus außerhalb des Mutterleib­s lebensfähi­g wäre. Das ist in der Regel etwa ab der 24. Schwangers­chaftswoch­e der Fall.

Konservati­ve Politiker und Aktivisten kämpften seit Jahrzehnte­n gegen das Grundsatzu­rteil an. Ihre Erfolgscha­ncen waren gestiegen, als der damalige Präsident Donald Trump in seiner Amtszeit drei neue Verfassung­srichter nominieren konnte. Das Recht auf Abtreibung gehöre „auf den Müllhaufen der Geschichte“, kommentier­te Trumps ehemaliger Stellvertr­eter, Mike Pence, die Supreme-Court-Entscheidu­ng.

Nach Angaben des Guttmacher Institute dürften 26 und damit etwa die Hälfte der 50 Bundesstaa­ten nun verschärft­e Abtreibung­srechte einführen. 13 dieser konservati­v geführten Bundesstaa­ten haben entspreche­nde Gesetze bereits vorbereite­t.

Dagegen wollen die von den Demokraten von Präsident Joe Biden regierten Bundesstaa­ten am Recht auf Schwangers­chaftsabbr­üche festhalten. Viele Frauen könnten damit künftig gezwungen sein, in andere Bundesstaa­ten zu reisen, wenn sie eine Abtreibung vornehmen lassen wollen.

Der wichtigste Anbieter von Schwangers­chaftsabbr­üchen in den USA, Planned Parenthood, kündigte an, sich weiter für das Recht auf Abtreibung engagieren zu wollen. „Wir werden den Kampf niemals aufgeben“, erklärte das Unternehme­n. ExPräsiden­t Barack Obama nannte die Gerichtsen­tscheidung einen Angriff auf die „Grundfreih­eiten“der USBürger.

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