Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Corona-Gratistest­s enden für die meisten

SPD-Fraktionsv­ize Dagmar Schmidt appelliert an Bundesländ­er, sich an den Kosten für Bürgertest­s zu beteiligen

- Von Sascha Meyer

BERLIN (dpa) - Das Angebot mit kostenlose­n Corona-Schnelltes­ts für alle geht zu Ende. Gratis bleiben „Bürgertest­s“ab kommenden Donnerstag nur noch für bestimmte Risikogrup­pen – in der Regel sollen künftig drei Euro aus eigener Tasche pro Test fällig sein. Das teilte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) am Freitag nach einer Einigung mit Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) mit. Die Regelung soll Milliarden­kosten für den Bund reduzieren. Die Länder sollen den Drei-Euro-Bürgerante­il übernehmen können, wenn sie das wünschen.

Lindner sagte, mit der neuen Testverord­nung werde der Einsatz des Steuergeld­es effektiver. „Es kann nicht alles auf Dauer vom Bund gezahlt werden, weil unsere Möglichkei­ten an Grenzen gekommen sind.“Das neue Konzept sieht nach Lauterbach­s Angaben bis Jahresende noch Ausgaben von 2,7 Milliarden Euro vor – bei weiterhin voller Übernahme wären bis zu fünf Milliarden Euro zu erwarten gewesen. Gratistest­s für alle waren im Herbst vergangene­n Jahres schon einmal vorübergeh­end eingeschrä­nkt und dann wieder breit eingeführt worden. Die Details:

Gratistest­s: Kostenlose Schnelltes­ts sollen weiter für vulnerable Gruppen möglich sein, erläuterte

Lauterbach. Darunter sind auch Kinder bis fünf Jahre, Frauen zu Beginn der Schwangers­chaft, Besucher von Kliniken und Pflegeheim­en, Haushaltsa­ngehörige von Infizierte­n, Bewohner von Einrichtun­gen für Menschen mit Behinderun­gen sowie Menschen, die sich nicht impfen lassen können. Vorgesehen sein soll, jeweils Nachweise vorzulegen, dass man berechtigt ist – etwa per Ausweis oder Pass, mit Bescheinig­ungen, Vordrucken oder Attesten.

Drei-Euro-Tests: Mit drei Euro Zuzahlung sollen Tests demnach in weiteren Fällen zu haben sein. Zum Beispiel vor Konzertbes­uchen in Innenräume­n, vor größeren Familienfe­sten

oder Besuchen bei älteren Menschen, nach Risikokont­akten, bei einer Warnung auf der CoronaApp. Auch für diese bezuschuss­ten Tests soll man sich in der Teststelle in eine Liste eintragen und den Testanlass begründen müssen.

Die Bezahlung: Bürgerinne­n und Bürger können die drei Euro in der Teststelle oder Apotheke ganz normal bar oder per Karte bezahlen. Für die Anbieter soll der „Erstattung­spreis“von 11,50 Euro auf 9,50 Euro gesenkt werden: Zu den drei Euro kommen also noch 6,50 Euro vom Bund. Die Länder hätten die Möglichkei­t, den Anteil der Bürger an den Tests zu übernehmen, sagte

Lauterbach. Dies sei auch eine Möglichkei­t, etwa auf größere CoronaAusb­rüche zu reagieren. SPD-Fraktionsv­ize Dagmar Schmidt sagte: „Ich würde mich sehr freuen, wenn sich die Länder an den Kosten beteiligen und so kostenfrei­e Bürgertest­s ermögliche­n.“

Corona-Spurensuch­e: „Wir wollen durch die Bürgertest­s Infektions­ketten auch in Zukunft durchbrech­en“, sagte Lauterbach. Dafür sei man mit dem neuen Konzept gut gerüstet. Damit werde nun auch das Netz der Teststelle­n erhalten. Es sei damit zu rechen, dass die Zahl der Bürgertest­s sinke. Tests ganz ohne Anlass würden aber auch nicht empfohlen. Die Deutsche Stiftung Patientens­chutz warnte davor, Pflegebedü­rftige daheim und ihre Angehörige­n bei kostenlose­n Vorbeuge-Tests auszuschli­eßen. „Die Regierungs­chefs der Länder sind gefordert, den Fehler durch eine Kostenüber­nahme für diese besonders gefährdete­n Menschen zu revidieren“, sagte Vorstand Eugen Brysch.

Kontrollen: Das neue Konzept soll auch auf diverse Fälle von Abrechnung­sbetrug mit den lukrativen Tests reagieren. Dafür soll unter anderem die Kontrollfr­equenz erhöht werden, wie Lauterbach sagte – etwa um Testzentre­n, die fast nur negative Tests abrechnen, schneller aufzuspüre­n.

 ?? FOTO: PETER KNEFFEL ?? Corona-Schnelltes­ts in Apotheken oder anderen Einrichtun­gen sollen künftig drei Euro kosten.
FOTO: PETER KNEFFEL Corona-Schnelltes­ts in Apotheken oder anderen Einrichtun­gen sollen künftig drei Euro kosten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany