Mord und Totschlag im Land der Elben
Theatertruppe des JVG zeigt im diesjährigen Stück eine Gesellschaftsstudie im Fantasy-Gewand
EHINGEN - Ein weiteres Mal hat es die Theatertruppe des Johann-VanottiGymnasiums geschafft, ihr Publikum zu begeistern. Mit ihrem Stück „Verlierer, Verräter, König“ernteten sie bei der Premiere am Mittwochabend von den Zuschauern ausdauernden Applaus. Unter der Regie der beiden betreuenden Lehrerinnen, Carola Jenter und Janett Wetzel, ist die Inszenierung einer Gesellschaftsstudie im FantasyGewandt mehr als nur gelungen. Besonderen Beifall erhielt Maximilian Renske, aus dessen Feder das Stück stammt und der selbst in eine der Rollen schlüpfte.
„Verlierer, Verräter, König“war wohl das Stück des JVG-Theaters, das bisher mit den meisten Widrigkeiten zu kämpfen hatte. Denn die Pandemie machte vor der Schauspieltruppe des Gymnasiums nicht halt. Was für Akteure und Regie nicht nur immer wieder abgesagte Proben bedeutete und am Ende sogar eine krankheitsbedingte Premierenverschiebung, oft konnte nur in der Kleingruppe oder im Freien geübt werden. Umso höher ist die Leistung der beteiligten Schüler einzuschätzen, die am Mittwoch eine hervorragende Premiere präsentierten.
Das Stück selbst besticht durch eine gewisse Einfachheit aber auch Dynamik. Das Königreich der Elfen ist in Aufruhr, ein Mord ist geschehen und ein Schuldiger schnell gefunden. Von da an nimmt die Tragödie ihren Lauf und beschreibt als Gesellschaftsstudie sehr eindrücklich wie Intrigen, Misstrauen und Ausgrenzung den Charakter
eines Individuums beeinflussen können und zugleich weitreichende Konsequenzen für dessen Umfeld, ja einer ganzen Gesellschaftsgruppe, verursachen können.
Im Ansatz einer modernen Fabel agieren die Schauspieler in ihren elbischen Kunstfiguren glaubwürdig und überspitzen die Charaktere in ihrer Darstellung soweit, dass das Publikum völlig ins Stück eintaucht - mit den Protagonisten mitfiebert oder sich erschreckt. Unterstützt wird dies alles vom opulenten Bühnenbild, welches Franziska Braig mit Helfern gestaltet hat, sowie den schön zusammengestellten Kostümen und dem gut gemachten Bühnen-Make-Up.
Besonders Michael Mattheis in seiner Rolle als „Filza“zeigt unglaubliche Präsenz und fesselnde Mimik. Viktoria Scheidler, in der Rolle des „Run“, wandelt sich im Verlauf der Handlung gekonnt vom Pro- zum Antagonisten. Im Zusammenspiel der beiden Schüler resultieren daraus einige schauspielerische Höhepunkte des Stücks. Aber auch die Interaktion zwischen Autor Maximilian Renske (als Lilyo) und Theresa Mauz (Elvio) oder Carolin Matheis (König), Marlena Frey (Heilo) und Diana Zink (Bote) bringen das Publikum zum Lachen oder staunen.
Duett-Szenen beherrschen das Stück, lassen es aber nicht abgehackt erscheinen, sondern schlagen immer eine Brücke zum zentralen Handlungsstrang. Trotz aller düsterer Tiefen, welche die Akteure durchschreiten, endet das Stück mit Hoffnung und der Möglichkeit eines Neuanfangs. Fazit: Gelungen, äußerst sehenswert und zudem pädagogisch wertvoll.