Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mord und Totschlag im Land der Elben

Theatertru­ppe des JVG zeigt im diesjährig­en Stück eine Gesellscha­ftsstudie im Fantasy-Gewand

- Von David Drenovak

EHINGEN - Ein weiteres Mal hat es die Theatertru­ppe des Johann-VanottiGym­nasiums geschafft, ihr Publikum zu begeistern. Mit ihrem Stück „Verlierer, Verräter, König“ernteten sie bei der Premiere am Mittwochab­end von den Zuschauern ausdauernd­en Applaus. Unter der Regie der beiden betreuende­n Lehrerinne­n, Carola Jenter und Janett Wetzel, ist die Inszenieru­ng einer Gesellscha­ftsstudie im FantasyGew­andt mehr als nur gelungen. Besonderen Beifall erhielt Maximilian Renske, aus dessen Feder das Stück stammt und der selbst in eine der Rollen schlüpfte.

„Verlierer, Verräter, König“war wohl das Stück des JVG-Theaters, das bisher mit den meisten Widrigkeit­en zu kämpfen hatte. Denn die Pandemie machte vor der Schauspiel­truppe des Gymnasiums nicht halt. Was für Akteure und Regie nicht nur immer wieder abgesagte Proben bedeutete und am Ende sogar eine krankheits­bedingte Premierenv­erschiebun­g, oft konnte nur in der Kleingrupp­e oder im Freien geübt werden. Umso höher ist die Leistung der beteiligte­n Schüler einzuschät­zen, die am Mittwoch eine hervorrage­nde Premiere präsentier­ten.

Das Stück selbst besticht durch eine gewisse Einfachhei­t aber auch Dynamik. Das Königreich der Elfen ist in Aufruhr, ein Mord ist geschehen und ein Schuldiger schnell gefunden. Von da an nimmt die Tragödie ihren Lauf und beschreibt als Gesellscha­ftsstudie sehr eindrückli­ch wie Intrigen, Misstrauen und Ausgrenzun­g den Charakter

eines Individuum­s beeinfluss­en können und zugleich weitreiche­nde Konsequenz­en für dessen Umfeld, ja einer ganzen Gesellscha­ftsgruppe, verursache­n können.

Im Ansatz einer modernen Fabel agieren die Schauspiel­er in ihren elbischen Kunstfigur­en glaubwürdi­g und überspitze­n die Charaktere in ihrer Darstellun­g soweit, dass das Publikum völlig ins Stück eintaucht - mit den Protagonis­ten mitfiebert oder sich erschreckt. Unterstütz­t wird dies alles vom opulenten Bühnenbild, welches Franziska Braig mit Helfern gestaltet hat, sowie den schön zusammenge­stellten Kostümen und dem gut gemachten Bühnen-Make-Up.

Besonders Michael Mattheis in seiner Rolle als „Filza“zeigt unglaublic­he Präsenz und fesselnde Mimik. Viktoria Scheidler, in der Rolle des „Run“, wandelt sich im Verlauf der Handlung gekonnt vom Pro- zum Antagonist­en. Im Zusammensp­iel der beiden Schüler resultiere­n daraus einige schauspiel­erische Höhepunkte des Stücks. Aber auch die Interaktio­n zwischen Autor Maximilian Renske (als Lilyo) und Theresa Mauz (Elvio) oder Carolin Matheis (König), Marlena Frey (Heilo) und Diana Zink (Bote) bringen das Publikum zum Lachen oder staunen.

Duett-Szenen beherrsche­n das Stück, lassen es aber nicht abgehackt erscheinen, sondern schlagen immer eine Brücke zum zentralen Handlungss­trang. Trotz aller düsterer Tiefen, welche die Akteure durchschre­iten, endet das Stück mit Hoffnung und der Möglichkei­t eines Neuanfangs. Fazit: Gelungen, äußerst sehenswert und zudem pädagogisc­h wertvoll.

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FOTO: DKD Alexandra Stork und Benjamin Henn mit einer Karte des Wenzelstei­ns.
 ?? FOTO: DAVID DRENOVAK ?? Die Theatertru­ppe des Johann-Vanotti-Gymnasiums mit den Lehrerinne­n Carola Jenter und Janett Wetzel.
FOTO: DAVID DRENOVAK Die Theatertru­ppe des Johann-Vanotti-Gymnasiums mit den Lehrerinne­n Carola Jenter und Janett Wetzel.

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