Stiftung beendet unerwartet Zusammenarbeit
Caritas muss bis Jahresende 35 000 Euro für ihr Projekt am Wenzelstein auftreiben
EHINGEN - Es ist eine wahre Hiobsbotschaft, welche die Caritas Ende Mai aus heiterem Himmel erhalten hat. Die Stiftung, die einen Großteil der Kosten für die Quartiersentwicklung im Ehinger Wenzelstein finanziert, wird die Förderung, trotz zweijähriger Verlängerungsoption, nicht fortführen. Damit entsteht bis Ende des Jahres ein finanzielles Loch von rund 35 000 Euro. Zudem muss die Caritas bis November Klarheit darüber haben, wie sie die Jahreskosten, jeweils in Höhe des doppelten Betrages, für 2023 und 2024 abdeckt. Sonst werden große Teile der mittlerweile gut genutzten Angebote wegfallen.
Die Nachricht des Deutschen Hilfswerks macht Alexandra Stork, Regionalleiterin der Caritas UlmAlb-Donau, immer noch sichtlich betroffen. Der Wegfall der Drittmittelfinanzierung für das Projekt Wenzelstein könnte die erfolgreiche Arbeit der vergangenen drei Jahre schnell zunichte machen und besonders Angebote für Ältere würden darunter leiden. Besonders heftig trifft die Caritas die Unvorhersehbarkeit und Kurzfristigkeit der Absage. Den Antrag haben die Verantwortliche zumindest rechtzeitig und vollständig gestellt. „Wir haben die Evaluation unserer Tätigkeit und die Dokumentation der Aktionen eingereicht, um die Verlängerungsoption zu bekommen. Zudem waren wir auch dauerhaft im Kontakt mit dem Deutschen Hilfswerk. Bis Ende Mai der Brief kam, in dem uns mitgeteilt wurde, dass die Förderung eingestellt wird, wies nichts darauf hin“, so Alexandra Stork.
Die Stiftung argumentiere, dass Quartiersprojekte seit diesem Jahr landesweit vom Sozialministerium Baden-Württemberg gefördert würden. Beim Sozialministerium gebe es aber keinen entsprechenden Fördertopf für generelle Quartiersentwicklung, berichtet die Caritas-Chefin. Es stünden zwar zielgruppenspezifische Förderungen und solche für kleinere Einzelprojekte zur Verfügung, für ein langfristiges Projekt, wie am Wenzelstein, das alle Altersgruppen und sozialen Bereiche bediene, gebe es nichts. Alle Gespräche mit dem Ministerium und der Stiftung führten bisher ins Leere.
Deshalb bleibt ein Delta von 35 000 Euro bis Ende des Jahres, welches gefüllt werden muss, damit die zahlreichen Angebote, wie der Eltern-Kind-Treff, der wöchentliche Mittagstisch für Senioren und ökumenische Seniorennachmittage sowie das Grünfinder-Ferienprogramm oder Familienfreizeiten nicht wegfallen oder stark eingeschränkt werden müssen. Dieses Geld will die gemeinnützige Organisation mit Spenden aufbringen. „Wir haben bisher Zusagen für ein knappes Drittel des Betrags, was gut ist, was aber auch heißt, dass wir noch einige Unterstützer brauchen.“
Durch Umstrukturierungen gelang es den Verantwortlichen zumindest bis Ende des Jahres die Stelle von Caritas-Mitarbeiter Benjamin Henn, der als Kümmerer im Wenzelstein agiert und dort von den Bürgern angeregte Projekte umsetzt oder initiiert, zu erhalten. Aber auch wenn Alexandra Stork zuversichtlich ist, dass die Caritas eine Anschlussfinanzierung für 2023 finden wird, macht sie ganz deutlich: „Wenn wir bis November nicht wissen wo die Reise hingeht, können wir unser Angebot so bei Weitem nicht aufrechterhalten.“
Positiv sei, dass sowohl Stadt als auch Kirchengemeinden sich weiterhin in gleichem Maße wie bisher einbringen werden und auch ideell hinter der Quartiersentwicklung stehen. So stellte die katholische Kirche beispielsweise das Gemeindezentrum St. Michael für Treffs und Aktionen zur Verfügung, da das evangelische Gemeindezentrum aufgrund des Abrisses bald nicht mehr zur Verfügung stehen wird.
„Der Wenzelstein ist unser Schatzkästchen im Alb-DonauKreis. Nirgendwo anders, auch nicht in der Stadt Ulm, setzen wir so viel Maßnahmen und können so viel Neues ausprobieren“, erklärt Alexandra
Stork. Das Wohngebiet sei ein Konglomerat aus vielen Ethnien, einer komplexen Altersstruktur und zahllosen unterschiedlichen Bedürfnissen sozialer Gruppen. Eine aktive Netzwerkarbeit in dieser Nachbarschaft, wie sie die Caritas betreibe, löse Probleme bevor diese entstehen und schaffe einen Zusammenhalt, der ein gutes und friedliches Zusammenleben ermögliche, sodass keiner durch das Raster falle. „Wir schaffen Begegnungsmöglichkeiten, bauen Sprachbarrieren ab, sorgen für Teilhabe und bieten Beratungen in allen Lebenslagen. Diese Angebote gründen sich jedoch auf die Wünsche, Bedürfnisse und Interessen der Bürger. Wir leiten an und setzen das um, was sie wollen. Deswegen ist Quartiersentwicklung so wichtig und deswegen wollen wir das Angebot um jeden Preis erhalten.“
Wer sich genauer über die Angebote und das Projekt am Wenzelstein informieren will, kann dies im Internet auf der Seite www.caritas-ulm-alb-donau.de tun.
Wer die Quartiersentwicklung finanziell unterstützen möchte, für den hat die Caritas Ulm-Alb-Donau das Spendenkonto bei der Sparkasse Ulm, IBAN DE65 6305 0000 0000 0265 41, Sitchwort „Wenzelstein“eingerichtet.