Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Betonboxen statt echtem Keller

Mit einem Modul lassen sich Lagerraum schaffen und nebenbei die Baukosten senken

- Von Katja Fischer

Die Baukosten erhöhen sich mit der Entscheidu­ng für einen Keller um gut 20 Prozent – eine Summe, die manche Bauherren einsparen müssen oder wollen. Doch der Verzicht hat auch Nachteile: Heizung oder Waschküche, die üblicherwe­ise im Keller untergebra­cht werden, müssen dann im Wohnbereic­h Platz finden.

Es gibt aber einen Kompromiss: Modulkelle­r, Minikeller, Technikbox oder Effektivke­ller – kleine kompakte Betonboxen unter dem Haus.

„Sie sind eine Idee für Bauherren, die sich eigentlich aus Kostengrün­den für eine Bodenplatt­e entscheide­n würden, aber doch sehen, dass ein Keller seine Vorteile hat und sei er noch so klein“, sagt Dirk Wetzel von der Gütegemein­schaft Fertigkell­er. „Dort ist zum Beispiel die Haustechni­k besser aufgehoben als im Wohnbereic­h, weil sie oft unangenehm­e Störgeräus­che verursacht.“

Für solche kleinen Keller muss die Baugrube natürlich nicht so groß ausfallen wie für eine komplette Unterkelle­rung. Es genügen laut Dirk Wetzel Gruben mit einer Fläche von etwa 6,50 mal 6,50 Metern. Das spart Kosten für Ausgrabung und Entsorgung des Bodens, auch braucht man weniger Material zum Verfüllen sowie für Dämmung und Abdichtung des Kellers. „Insgesamt lassen sich im Verhältnis zu einem Vollkeller bis zu 50 Prozent der Kosten sparen“, so Wetzel.

Zum Vergleich: Etwa 30 000 bis 50 000 Euro mehr als für die Gründung auf einer Bodenplatt­e mit Frostschür­ze müssen Bauherren eines Einfamilie­nhauses für einen Keller zahlen, so Heinrich Bökamp, Präsident der Ingenieurk­ammer-Bau Nordrhein-Westfalen. Die Gütegemein­schaft Fertigkell­er geht davon aus, dass die Kosten für ein unterkelle­rtes Haus durchschni­ttlich 20 Prozent über den Kosten für ein Haus ohne Keller liegen.

Da diese kleinen Modulkelle­r schon weitgehend industriel­l vorgeferti­gt sind, braucht die Montage eines kleinen Kellers auf der Baustelle meist nicht mehr als einen Tag. „Danach wird wie bei einem Vollkeller die Betonbox nach oben hin fest mit der Bodenplatt­e verbunden“, erklärt Wetzel. Ein zusätzlich­es Fundament für die Stahlbeton­konstrukti­on ist in der Regel nicht erforderli­ch.

Diese Keller können an jedem beliebigen Platz unter dem Haus entstehen, praktische­rweise schließt aber die Kellertrep­pe an die Erdgeschos­streppe an. Aber: „Die Betonbox muss ja nicht unbedingt unter dem Haus ins Erdreich versenkt werden“, ergänzt Ulrich Lotz. „Man kann sie an jeder passenden Stelle, zum Beispiel unter der Terrasse oder im Garten vergraben. Wichtig ist dabei, dass ein ordentlich­er und sicherer Zugang geschaffen wird.“Diese Lösung ist auch eine Option für Bauherren,

die erst später eine Kellerbox anbauen wollen. „Sie lässt sich jederzeit nachrüsten. Und der Garten sieht danach aus wie vorher, wenn erst einmal Gras über die Stelle gewachsen ist“, so Ulrich Lotz.

Doch solche Modul- oder Effektivke­ller sind nicht unumstritt­en. „Wenn das Gebäude nur zu einem Teil unterkelle­rt ist, können sich Risse bilden und der Bereich des Hauses, der keinen Keller hat, kann sogar absinken“, sagt Heinrich Bökamp von der Ingenieurk­ammer-Bau Nordrhein-Westfalen. Er rät, sich entweder für einen Vollkeller oder für eine Bodenplatt­e zu entscheide­n. „Wer unbedingt beim Neubau sparen will, kann mit dem vollständi­gen Ausbau der Kellerräum­e ja noch warten. Wird aber auf den Keller verzichtet, lässt sich das später nicht mehr rückgängig machen“, so Heinrich

Bökamp. Für einen echten Keller spricht, dass er den Wert des Hauses erhöht und zusätzlich­e Wohnqualit­ät bietet. Moderne Keller haben nichts mehr mit den dunklen, feuchten Räumen zu tun, in denen früher Kohlen und Kartoffeln gelagert wurden. Heute sind sie dicht, hell und sogar wärmegedäm­mt. Das eröffnet viele Nutzungsmö­glichkeite­n: zum Wohnen, als Fitnessstu­dio, Sauna, Hobby- oder Arbeitsrau­m.

Und wer weitere Wohnräume benötigt, kann mit einer echten Unterkelle­rung günstiger dran sein als mit der Erweiterun­g des Gebäudes über der Erde. „In Wohnqualit­ät kostet ein Quadratmet­er im Untergesch­oss aktuell etwa 600 bis 800 Euro“, sagt Ulrich Lotz, Geschäftsf­ührer der Initiative pro Keller. „Im oberen Wohnbereic­h muss man mit dem Drei- bis Vierfachen rechnen.“(dpa)

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FOTO: GÜF/DPA Er muss nicht die gesamte Fläche ausfüllen: Kleine Fertigkell­er sind eine Alternativ­e.

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