Mit vollem Wassertank in die Ukraine
Ukrainer holen in Gerstetten Löschfahrzeug ab – Eingefädelt hat dies eine Laupheimerin
ULM - Hans Schwäble kannte bis vor Kurzem die Stadt Chmelnyzkyi nicht – dem ukrainischen Feuerwehrmann Dmitro Nesteruk war Gerstetten unbekannt. Das Zusammentreffen der beiden Männer unlängst in dem Städtchen auf der Schwäbischen Alb war herzlich, aber auch arbeitsreich. Hans Schwäble handelt mit Feuerwehrfahrzeugen, und eigens für Dmitro Nesteruk hat er ein passendes Feuerwehrfahrzeug hergerichtet.
Das TLF16/25 mit Allradantrieb wurde 1987 gebaut, seinerzeit eines der Standard-Löschfahrzeuge in Deutschland. Nach der regulären Dienstzeit hat Schwäble alles erneuert, was verschlissen war. Drei ukrainische Feuerwehrleute kamen nun nach Gerstetten, um nicht nur das Fahrzeug abzuholen, sondern um sich auch in dessen Bedienung einweihen zu lassen.
Hinter der Aktion stecken Yvonne Perdelwitz aus Laupheim und die Berlinerin Annett Kleinschmidt. Sie haben eine gemeinsame Freundin, welche Kinder in der Ukraine hat. Das war für die beiden Frauen Anlass genug, Spenden für die ukrainische Bevölkerung einzusammeln.
Schon zwei Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine ging das Sammeln los und der Erfolg kann sich sehen lassen. Neben medizinischem Gerät wurden zwei Krankenwagen in die Ukraine gespendet. Nachdem auch Bedarf an Feuerwehrfahrzeugen besteht, haben sich die beiden Frauen auch darum mit Erfolg gekümmert.
Perdelwitz hatte für die Übergabe des Löschfahrzeugs, die am Mittwoch in Gerstetten stattfand, eine Dolmetscherin organisiert. Die ukrainischen Feuerwehrleute filmten mit ihren Smartphones alles, was Schwäble ihnen erklärte, im Hintergrund immer die Stimme der Übersetzerin. Da das Tanklöschfahrzeug voll ausgestattet ist, dauerte dieses Procedere stundenlang.
Schwäble erklärt die Feuerlöschpumpe genauso wie die Zumischanlage für den Löschschaum oder das hydraulische Aggregat mit Schere und Spreizer, um eingeklemmte Personen befreien zu können.
Mit frischem TÜV und allen nötigen Zollpapieren ging es auch zur Zulassungsstelle, um ein Ausfuhrkennzeichen zu besorgen. Schwäble war voll des Lobes über die reibungslose Abwicklung mit den Behörden. Eine ganze Mappe voller Papiere wurde mit einer Schenkungsurkunde der Ukraine-Hilfe Berlin komplettiert und den drei Feuerwehrleuten war anzumerken, wie dankbar sie für diese Spende sind.
Sie ahnten noch nicht, dass das noch nicht alles war, denn Schwäble legte noch kistenweise Verbandsmaterial, Krankentragen, Einsatzjacken und auch einen Hitzeschutzanzug oben drauf, mit dem bei Bränden von Treibstoff geholfen werden kann. Die Feuerwehr der Stadt Lauchheim im Ostalbkreis legte aus ihren eigenen Reserven noch Einsatzkleidung, Einsatzstiefel, Schutzbrillen, Helme und Taschenlampen dazu.
Wichtig war es Hans Schwäble auch, dass der Löschwassertank voll war. Das bedeutete zwar knapp zwei Tonnen mehr Gewicht, doch sollte das Feuerwehrauto schon auf der Überführung in die Ukraine einsatzfähig sein, falls die Feuerwehrleute an einem Verkehrsunfall oder Fahrzeugbrand vorbeikommen. Sie sollten dann nicht hilflos zuschauen müssen.
Feuerwehrmann Dmitro Nesteruk leitet bei der Feuerwehr Chmelnyzkyi den vorbeugenden Brandschutz. Die zentral in der Ukraine gelegene Stadt hatte vor Kriegsausbruch knapp 300 000 Einwohner, aktuell seien es rund 500 000. Flüchtlinge aus dem Donbass und weiteren Regionen haben die Einwohnerzahl fast verdoppelt.
Dmitro Nesteruk braucht das Löschfahrzeug dringend. Zu Kriegsbeginn
wurden alle abkömmlichen Feuerwehrfahrzeuge in die Ostukraine geschickt.
Durch die russischen Gebietsgewinne fielen dort dann zahlreiche Fahrzeuge in russische Hände. Andere Fahrzeuge wurden ihrer Löschtechnik
beraubt und zerstört. Für Yvonne Perdelwitz und Annett Kleinschmidt ist die Ukrainehilfe damit noch nicht abgeschlossen. Nun sammeln sie Spenden für das Kinderkrankenhaus Dnipro und die Militärkrankenhäuser in Lwiw und
Kiew. Gespendet werden kann über das Spendenkonto Dr. Annett Kleinschmidt bei der Contist-Bank, IBAN DE14110101015136621176 oder auch über das Internet: www.betterplace.me/hilfsmittel-fuer-militaerkrankenhaus-1-in-lemberg