„Wir sind eine Region mit sehr viel Potenzial“
Studie bezeichnet die Alb als einen der stärksten ländlichen Räume in Süddeutschland
LAICHINGEN - Welche Perspektiven eröffnen sich der Laichinger Alb in den kommenden Jahren? Welche Risiken tun sich eventuell auf ? Antworten auf diese Fragen soll die Studie „Perspektive 2040: Region Schwäbische Alb – Laichinger Alb und Oberes Filstal“liefern. Die Ergebnisse werden in Dornstadt vorgestellt. Der Laichinger Bürgermeister und Vorsitzender des Verbands Region Schwäbische Alb (RSA) Klaus Kaufmann sagt dazu: „Die Studie ist der Startschuss in die Zukunft. Jetzt liegt es an uns.“
In Auftrag gegeben haben die Studie die IHK Ulm, der RSA sowie die Wirtschaftsvereinigung Laichingen. Die Prognos AG Stuttgart sollte das RSA-Verbandsgebiet mit Blick auf eine zukunftsgerichtete Regionalentwicklung untersuchen. Hintergrund ist, dass mit dem Ausbau der Autobahn 8 und der baldigen Inbetriebnahme des Bahnhofs Merklingen – Schwäbische Alb zwei außerordentliche Infrastrukturprojekte umgesetzt oder bald abgeschlossen sind.
Rainer Braig, Bürgermeister von Dornstadt, das sich dem 2016 gegründeten RSA erst etwas später angeschlossen hatte, sagt zur Begrüßung: „Wir sind eine Region mit sehr viel Potenzial.“Und dann nimmt er in seinem Grußwort im Kern die Empfehlung der Studio schon voraus: So wie beim Merklinger Bahnhof, für den sich alle Beteiligten gemeinsam auf verschiedenen Ebenen erfolgreich eingesetzt hatten, so solle man auch künftige Entwicklungen im Verbandsgebiet angehen.
Hartmut Welck, Senior Projektleiter bei Prognos in Stuttgart, und seine Kollegin Maike Fließbach stellen die Studienergebnisse vor. Fließbach erklärt: „Die Region ist eine der stärksten ländlichen Räume in Süddeutschland. Sie braucht sich auch nicht vor den Ballungszentren verstecken.“Folgende Perspektiven zeigen die Prognos-Leute auf. Maike Fließbach stellt aber eingangs klar: „Auch wir von Prognos haben keine Kristallkugel.“Von allein geschehe da natürlich nichts.
Durch die bessere Verkehrsanbindung an Ulm und Stuttgart dürfte die Bevölkerung auf der Alb weiter wachsen. Attraktiv sei sie vor allem für junge Familien, was die demographische Alterung noch eine Weile verlangsamen würde. Erst langfristig rechnen die Forschenden mit einem Abflachen der Zuwanderung. Ohne Zuwanderung rechnen sie hingegen mit einem Verlust 1000 Einwohnern, was etwa der Einwohnerzahl von Mühlhausen im Täle entspricht. Für die Wirtschaft wird der Standort attraktiver wegen der besseren Erreichbarkeit. Allerdings wird ein Engpass bei den Fachkräften erwartet. Dem könne man entgegenwirken, indem ältere Mitarbeiter gezielt gestärkt werden. Außerdem sollte die regionale Branchenkompetenz gestärkt werden.
Für Landwirte eröffneten sich neue Absatzmöglichkeiten, es sei aber zu bedenken, dass fruchtbarer Boden eine knappe Ressource ist, die nur in enger interkommunaler Abstimmung überplant werden dürfe. Auch sagen die Forschenden: „Die Stärkung der Ortszentren ist kein Selbstläufer.“Es biete sich aber die Chance neue touristische Zielgruppen anzusprechen wie Durchreisende oder Tagestouristen.
Hartmut Welck definiert Handlungsfelder für die Region bis zum Jahr 2040:
Ganz wichtig sei der Schulterschluss der Akteure in der Region und es sei auch wichtig, den Zusammenhalt in der Region auszubauen. Mit Blick auf den RSA als ein Werkzeug zum Erreichen dieser Ziele sagt Welck: „Sie haben einen sehr guten Start hingelegt. Jetzt liegt es in Ihren Händen.
Es gelte, die Standortattraktivität zu erhöhen, durch schnelles Internet, ausreichende ärztliche Versorgung sowie Kinderbetreuungs- und Schulangebote. Die Flächennutzung sei interkommunal abzustimmen, ein „Kirchturmdenken“führe nicht mehr weiter.
Die Ortskerne seien zu stärken, die Verwaltungen zu digitalisieren, die Ortsmitten zu verdichten und bürokratische Hürden abzubauen.
Fachkräfte kommen und bleiben nur, wenn die Region für sie attraktiv ist, also wie schon gesagt, die Infrastruktur für sie stimmt.
Auch sei das touristische Profil der Region zu schärfen, um sichtbarer und bekannter zu werden.
Um die Unternehmensbasis zu stärken und zu erweitern sei es wichtig, dass es bestenfalls für das ganze RSA-Gebiet eine Ansprechperson für Fragen der Unternehmen gibt.
Der Verbandsvorsitzende Klaus Kaufmann sagt: „Der Verband wird sich umstrukturieren müssen. Momentan läuft das ja alles im Nebenamt, das wird sich schnell ändern müssen, vor allem, was die Wirtschaftsförderung und den Tourismus angeht.“
Als Beispiel dafür, wie es richtig laufen sollte, nennt er das interkommunale Gewerbegebiet: „Wir haben uns mit zwölf Kommunen auf den Weg gemacht und ein 50 Hektar großes gemeinsames Gewerbegebiet an der A8 entwickelt.“Hätte das jede Kommune alleine gemacht, wäre viel mehr Fläche verbraucht worden.
Der Merklinger Schultes Sven Kneipp appelliert in einer Art vorgezogenem Schlusswort an die Vertreter von Wirtschaft und Bürgerschaft: „Es funktioniert wirklich nur, wenn wir an einem Strang ziehen und keiner ausschert. Unstimmigkeiten müssen auf den Tisch und diskutiert werden. Aber es darf keiner nur seinen Kindergarten oder seine Lagerhalle im Blick haben. Wir müssen Lösungen finden in demokratischen Strukturen, wo es auch mal Gegenstimmen gibt.“