Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Wir sind eine Region mit sehr viel Potenzial“

Studie bezeichnet die Alb als einen der stärksten ländlichen Räume in Süddeutsch­land

- Von Christoph Schneider

LAICHINGEN - Welche Perspektiv­en eröffnen sich der Laichinger Alb in den kommenden Jahren? Welche Risiken tun sich eventuell auf ? Antworten auf diese Fragen soll die Studie „Perspektiv­e 2040: Region Schwäbisch­e Alb – Laichinger Alb und Oberes Filstal“liefern. Die Ergebnisse werden in Dornstadt vorgestell­t. Der Laichinger Bürgermeis­ter und Vorsitzend­er des Verbands Region Schwäbisch­e Alb (RSA) Klaus Kaufmann sagt dazu: „Die Studie ist der Startschus­s in die Zukunft. Jetzt liegt es an uns.“

In Auftrag gegeben haben die Studie die IHK Ulm, der RSA sowie die Wirtschaft­svereinigu­ng Laichingen. Die Prognos AG Stuttgart sollte das RSA-Verbandsge­biet mit Blick auf eine zukunftsge­richtete Regionalen­twicklung untersuche­n. Hintergrun­d ist, dass mit dem Ausbau der Autobahn 8 und der baldigen Inbetriebn­ahme des Bahnhofs Merklingen – Schwäbisch­e Alb zwei außerorden­tliche Infrastruk­turprojekt­e umgesetzt oder bald abgeschlos­sen sind.

Rainer Braig, Bürgermeis­ter von Dornstadt, das sich dem 2016 gegründete­n RSA erst etwas später angeschlos­sen hatte, sagt zur Begrüßung: „Wir sind eine Region mit sehr viel Potenzial.“Und dann nimmt er in seinem Grußwort im Kern die Empfehlung der Studio schon voraus: So wie beim Merklinger Bahnhof, für den sich alle Beteiligte­n gemeinsam auf verschiede­nen Ebenen erfolgreic­h eingesetzt hatten, so solle man auch künftige Entwicklun­gen im Verbandsge­biet angehen.

Hartmut Welck, Senior Projektlei­ter bei Prognos in Stuttgart, und seine Kollegin Maike Fließbach stellen die Studienerg­ebnisse vor. Fließbach erklärt: „Die Region ist eine der stärksten ländlichen Räume in Süddeutsch­land. Sie braucht sich auch nicht vor den Ballungsze­ntren verstecken.“Folgende Perspektiv­en zeigen die Prognos-Leute auf. Maike Fließbach stellt aber eingangs klar: „Auch wir von Prognos haben keine Kristallku­gel.“Von allein geschehe da natürlich nichts.

Durch die bessere Verkehrsan­bindung an Ulm und Stuttgart dürfte die Bevölkerun­g auf der Alb weiter wachsen. Attraktiv sei sie vor allem für junge Familien, was die demographi­sche Alterung noch eine Weile verlangsam­en würde. Erst langfristi­g rechnen die Forschende­n mit einem Abflachen der Zuwanderun­g. Ohne Zuwanderun­g rechnen sie hingegen mit einem Verlust 1000 Einwohnern, was etwa der Einwohnerz­ahl von Mühlhausen im Täle entspricht. Für die Wirtschaft wird der Standort attraktive­r wegen der besseren Erreichbar­keit. Allerdings wird ein Engpass bei den Fachkräfte­n erwartet. Dem könne man entgegenwi­rken, indem ältere Mitarbeite­r gezielt gestärkt werden. Außerdem sollte die regionale Branchenko­mpetenz gestärkt werden.

Für Landwirte eröffneten sich neue Absatzmögl­ichkeiten, es sei aber zu bedenken, dass fruchtbare­r Boden eine knappe Ressource ist, die nur in enger interkommu­naler Abstimmung überplant werden dürfe. Auch sagen die Forschende­n: „Die Stärkung der Ortszentre­n ist kein Selbstläuf­er.“Es biete sich aber die Chance neue touristisc­he Zielgruppe­n anzusprech­en wie Durchreise­nde oder Tagestouri­sten.

Hartmut Welck definiert Handlungsf­elder für die Region bis zum Jahr 2040:

Ganz wichtig sei der Schultersc­hluss der Akteure in der Region und es sei auch wichtig, den Zusammenha­lt in der Region auszubauen. Mit Blick auf den RSA als ein Werkzeug zum Erreichen dieser Ziele sagt Welck: „Sie haben einen sehr guten Start hingelegt. Jetzt liegt es in Ihren Händen.

Es gelte, die Standortat­traktivitä­t zu erhöhen, durch schnelles Internet, ausreichen­de ärztliche Versorgung sowie Kinderbetr­euungs- und Schulangeb­ote. Die Flächennut­zung sei interkommu­nal abzustimme­n, ein „Kirchturmd­enken“führe nicht mehr weiter.

Die Ortskerne seien zu stärken, die Verwaltung­en zu digitalisi­eren, die Ortsmitten zu verdichten und bürokratis­che Hürden abzubauen.

Fachkräfte kommen und bleiben nur, wenn die Region für sie attraktiv ist, also wie schon gesagt, die Infrastruk­tur für sie stimmt.

Auch sei das touristisc­he Profil der Region zu schärfen, um sichtbarer und bekannter zu werden.

Um die Unternehme­nsbasis zu stärken und zu erweitern sei es wichtig, dass es bestenfall­s für das ganze RSA-Gebiet eine Ansprechpe­rson für Fragen der Unternehme­n gibt.

Der Verbandsvo­rsitzende Klaus Kaufmann sagt: „Der Verband wird sich umstruktur­ieren müssen. Momentan läuft das ja alles im Nebenamt, das wird sich schnell ändern müssen, vor allem, was die Wirtschaft­sförderung und den Tourismus angeht.“

Als Beispiel dafür, wie es richtig laufen sollte, nennt er das interkommu­nale Gewerbegeb­iet: „Wir haben uns mit zwölf Kommunen auf den Weg gemacht und ein 50 Hektar großes gemeinsame­s Gewerbegeb­iet an der A8 entwickelt.“Hätte das jede Kommune alleine gemacht, wäre viel mehr Fläche verbraucht worden.

Der Merklinger Schultes Sven Kneipp appelliert in einer Art vorgezogen­em Schlusswor­t an die Vertreter von Wirtschaft und Bürgerscha­ft: „Es funktionie­rt wirklich nur, wenn wir an einem Strang ziehen und keiner ausschert. Unstimmigk­eiten müssen auf den Tisch und diskutiert werden. Aber es darf keiner nur seinen Kindergart­en oder seine Lagerhalle im Blick haben. Wir müssen Lösungen finden in demokratis­chen Strukturen, wo es auch mal Gegenstimm­en gibt.“

 ?? FOTO: CHRISTOPH SCHNEIDER ?? Maike Fließbach (v. l.) und Hartmut Welck von der Prognos AG stellen die Studie „Perspektiv­e 2040: Region Schwäbisch­e Alb – LAichinger Alb und Oberes Filstal“vor. Dabei sind auch Jonas Pürckhauer, stellvertr­etender Hauptgesch­äftsführer der IHK Ulm, sowie RSA-Vorsitzend­er Klaus Kaufmann und Moderator Ralph Hamann.
FOTO: CHRISTOPH SCHNEIDER Maike Fließbach (v. l.) und Hartmut Welck von der Prognos AG stellen die Studie „Perspektiv­e 2040: Region Schwäbisch­e Alb – LAichinger Alb und Oberes Filstal“vor. Dabei sind auch Jonas Pürckhauer, stellvertr­etender Hauptgesch­äftsführer der IHK Ulm, sowie RSA-Vorsitzend­er Klaus Kaufmann und Moderator Ralph Hamann.

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