Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Nahwärmene­tz soll Heizen günstiger machen

Mittelbibe­racher Firma Sproll will Angebot erweitern – Was das für die Kunden bedeutet

- Von Andreas Spengler

MITTELBIBE­RACH - Die Mittelbibe­racher Firma Sproll Energie will künftig mehr Haushalte im Ort mit Wärme versorgen. Dafür soll eine Hackschnit­zelanlage gebaut werden. Von der Bürgerinne­n und Bürger gerade in Zeiten steigender Heizkosten profitiere­n könnten.

Der Alltag für die Familie Sproll war lange Zeit geprägt von der Landwirtsc­haft. Nun aber haben die Brüder die Andreas und Johannes Sproll zumindest die Milchviehh­altung aufgegeben. „Das war genug Arbeit, aber es hat nicht mehr gereicht, um die ganze Familie davon zu ernähren“, erzählt Andreas Sproll. Dennoch sei der Schritt hart gewesen: „Als die Kühe vom Hof gingen, hat sich das angefühlt wie auf einer Beerdigung“, sagt Johannes Sproll trocken. „Man weiß, das was geht und nicht mehr zurückkomm­t.“

Doch in der Milchviehh­altung habe die Familie keine Zukunft mehr gesehen. Zukunftstr­ächtig sei dagegen der Energiesek­tor. Schon vor Jahren hat Andreas Sproll Senior gemeinsam mit seinen Söhnen ein Nahwärmene­tz aufgebaut, das bis heute von einer Biogasanla­ge mit Wärme versorgt wird. Nicole Sproll kümmert sich um die Verwaltung. Auch wenn die Landwirtsc­haft mit einer Jungviehna­chzucht und dem Ackerbau weitergefü­hrt wird, wollen sich die beiden Brüder Andreas und Johannes künftig vor allem auf das Energieunt­ernehmen fokussiere­n.

Bereits 2009 wurden die Schule und die Mittelbibe­racher Festhalle an das Nahwärmene­tz angeschlos­sen. Dann folgten viele weitere Haushalte. Inzwischen sind es mehr als 400. Doch die Biogasanla­ge hat bald ihre Kapazitäts­grenze erreicht. Künftig will die Firma Sproll deshalb mit einer Hackschnit­zelanlage erweitern.

Für Bestandsku­nden ändert sich wenig, denn sowohl bei einer Hackschnit­zelals auch bei einer Biogasanla­ge wird das Wasser erwärmt und dieses fließt dann in die Haushalte. Bei der Biogasanla­ge durch die Abwärme eines Blockheizk­raftwerks, das vom Biogas angetriebe­n wird. Dieses entsteht bei der Zersetzung von Gülle und unter anderem Gras. Bei der Hackschnit­zelanlage hingegen durch die Verbrennun­g der Hackschnit­zel. Das Biogas sei aber „gesellscha­ftlich nicht mehr gewollt“, sagt Andreas Sproll. Außerdem sei schon immer klar gewesen, dass es sich bei Biogas lediglich um eine „Übergangst­echnologie“handelt. Eine der größten Herausford­erungen war für die Firma Sproll, ein geeignetes Grundstück für den Aufbau der Anlage zu finden. Dies ist ihnen nun gelungen. In seiner vergangene­n Ratssitzun­g befasste sich daher auch der Mittelbibe­racher Gemeindera­t mit dem Thema. Im Gewann Groppen nördlich von Mittelbibe­rach entsteht nun das „Sondergebi­et Energieerz­eugung“, der Rat hat dem Aufstellun­gsbeschlus­s zugestimmt. Die Fläche ist insgesamt etwa vier Hektar groß, darauf soll eine Halle mit der Heizzentra­le errichtet werden. Völlig unklar seien aber weiterhin der genaue Zeitplan und die Dimensione­n der Anlage, betont Andreas Sproll. Alles hänge davon ab, wie groß das Interesse der Mittelbibe­racher an dem Energiepro­jekt sei.

In einem Schreiben werben sie daher für Ihre Unternehmu­ng. „Klimaschut­z geht uns alle an – nur wenn jeder Haushalt einen Beitrag zur Reduzierun­g der Treibhausg­ase leistet, erzielen wir nachhaltig­e Erfolge“, heißt es darin. Die Vorteile lägen auf der Hand: Mit der überwiegen­d mit Restholz betriebene­n Hackschnit­zelanlage wird die Wärme regenerati­v erzeugt. Die Wertschöpf­ung bleibt in der Region und es besteht keine Abhängigke­it von erdöl- und gasfördern­den Ländern. Für die Kunden entfalle dann auch die CO2-Bepreisung, die etwa bei Heizöl und Erdgas anfällt. Außerdem sei für die Kunden keine Wartung und keine Bestellung von Brennstoff­en mehr nötig. Auch der Mittelbibe­racher Gemeindera­t hat sich bereits für das Projekt ausgesproc­hen. Auf ein erstes Schreiben hin, haben sich etwa 30 Prozent der Mittelbibe­racher zurückgeme­ldet. Noch ist unklar, wo genau die Nahwärmele­itungen künftig verlaufen sollen. Voraussich­tlich im Herbst oder Winter dieses Jahres soll es eine größere Infoverans­taltung geben. Das Genehmigun­gsverfahre­n für die Anlage läuft indes noch.

Klar sei aber bereits: „Je mehr mitmachen, umso günstiger wird es tendenziel­l für den Einzelnen“, erklärt Andreas Sproll. Genaue Kosten lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht nennen. „. Für die Machbarkei­tsstudie und Realisieru­ng des Projekts ist es essenziell, weitere Erhebungsb­ögen zu erhalten. „Theoretisc­h wären wir bereit, ganz Mittelbibe­rach mit Nahwärme zu versorgen.“

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