Entsetzen nach Mord an Japans Ex-Premier
Früherer Regierungschef Shinzo Abe stirbt nach Attentat – Weltweite Bestürzung
TOKIO (dpa/AFP) - Bestürzung in aller Welt nach dem tödlichen Attent auf Shinzo Abe. Japans früherer Ministerpräsident ist am Freitag von einem früheren Militärangehörigen auf offener Straße erschossen worden. Der 67-Jährige wurde während einer Wahlkampfrede in der alten Kaiserstadt Nara aus unmittelbarer Nähe von hinten von zwei Kugeln getroffen. Trotz Bluttransfusionen konnten die Ärzte im Krankenhaus später nur noch den Tod des konservativen Politikers feststellen.
Abe regierte Japan von Dezember 2012 bis September 2020 und war damit der am längsten amtierende Premier des Landes. Wegen gesundheitlicher Probleme gab er das Amt des Regierungschefs ab. Der mutmaßliche Täter, der 41 Jahre alte Tetsuya
Yamagami aus Nara, wurde sofort nach den Schüssen von Sicherheitskräften überwältigt und festgenommen. Yamagami hatte laut des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders NHK bis 2005 drei Jahre lang der japanischen Marine angehört. Er sei „unzufrieden“mit Abe und habe ihn „töten“wollen, wurde der Mann nach seiner Festnahme zitiert. Er habe aber „keinen Groll gegen Abes politische Überzeugungen“.
Am Tatort spielten sich dramatische Szenen ab. Bilder des Senders NHK zeigten Abe, wie er auf einer Straße vor dem Bahnhof eine Rede hält. Er hebt die Faust, als zwei laute Schüsse zu hören sind. Aus der Menschenmenge sind Schreie zu hören, Sekunden später fällt Abe zu Boden. Abe hält sich die Brust, sein Hemd ist blutverschmiert. Im nächsten Moment springen Sicherheitsleute auf einen Mann im grauen Hemd, das Gesicht auf den Asphalt gepresst. Auf dem Boden liegt ein doppelläufiger Gegenstand, der wie eine handgefertigte Waffe aussieht.
Die Nachricht löste Schockwellen in einem Land aus, das als eines der sichersten der Welt gilt und über eines der schärfsten Waffengesetze verfügt. Er verurteile die Tat „auf das Schärfste“, erklärte Regierungschef Fumio Kishida, der einen Wahlkampfauftritt in der nördlichen Präfektur Yamagata sofort abbrach. Auch die Opposition verurteilte das Attentat, das Japan zwei Tage vor Wahlen zum Oberhaus erschütterte.
Auch im Rest der Welt löste die Tat Entsetzen aus. Es mache ihn tieftraurig, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf Twitter. Sein tiefes Mitgefühl gelte Abes Familie. „Wir stehen auch in diesen schweren Stunden eng an der Seite Japans“, versicherte der SPD-Politiker am Freitag. US-Präsident Joe Biden zeigte sich „fassungslos, empört und tief betrübt“. Der „brutale und feige Mord“an Abe „schockiert die Welt“, schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte den „niederträchtigen“Angriff. Kreml-Chef Wladimir Putin sprach von einem „Akt des Terrorismus“. Russlands Präsident nannte Abe einen „herausragenden Staatsmann“, sein gewaltsamer Tod sei ein „unersetzlicher Verlust“.