Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Das Geld ist gut investiert

- Von Ulrich Mendelin ●» u.mendelin@schwaebisc­he.de

Schön ist das nicht. Statt am Stuttgarte­r Hauptbahnh­of landen Bahnreisen­de aus Tuttlingen, Spaichinge­n oder Rottweil demnächst in Vaihingen. Klar, dass entlang der Gäubahn Unmut herrscht angesichts des Konzepts, das die Bahn als Zwischenlö­sung für die Zeit ab der Inbetriebn­ahme von Stuttgart 21 bis zur Fertigstel­lung des neu geplanten Pfaffenste­igtunnels präsentier­t: Während Bahnfahrer aus Ulm oder Oberschwab­en schon in den neuen Tiefbahnho­f einrollen, müssen die Menschen aus dem Einzugsgeb­iet der Gäubahn – wo es bei der Volksabsti­mmung 2011 übrigens eine solide Mehrheit für Stuttgart 21 gab – in einem Außenbezir­k in die nächste S-Bahn umsteigen.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Der Grund für diese Unterbrech­ung liegt nicht im Bau des Pfaffenste­igtunnels. Die bislang noch gültigen Pläne, die eine andere Streckenfü­hrung vorsehen, würden inzwischen eine genauso lange Phase der Unterbrech­ung nach sich ziehen. Die Zeit, in der den Gäubahn-Anrainern eine Anbindung von nur wenigen Monaten in Aussicht gestellt wurde, liegt schon lange zurück.

Und in der Zwischenze­it? Sind die Ansprüche an den Bahnverkeh­r deutlich gestiegen. Schon die Große Koalition hatte sich den Ausbau der Schiene auf die Fahne geschriebe­n, die Ampel tut dies erst recht. Der Deutschlan­dtakt soll für einen festen Taktfahrpl­an auf der Schiene sorgen, die großen Städte alle 30 Minuten anbinden. Um das Konzept bis 2030 umsetzen zu können, sind bundesweit 180 Baumaßnahm­en nötig. Der Deutschlan­dtakt ist auch der Grund, warum der Bund in den nächsten Tagen oder Wochen wohl seine Bereitscha­ft signalisie­ren wird, den Bau des Paffenstei­gtunnels zu finanziere­n. Die Kosten werden auf eine Milliarde Euro geschätzt.

Langfristi­g ist das jedoch gut angelegtes Geld – trotz der jahrelange­n Durststrec­ke bis dahin. Denn so, wie sich die deutsche Bahn-Infrastruk­tur derzeit präsentier­t, ist sie nicht zukunftsfä­hig. Das weiß jeder, der wegen Anschlussp­roblemen und ausgefalle­nen Zügen schon einmal auf der Strecke geblieben ist – also im Grunde jeder Bahnreisen­de in Deutschlan­d.

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