Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Lkw-Maut für Landstraße­n fällt im Bundesrat durch

Nach gescheiter­tem Vorstoß in der Länderkamm­er erwägt Verkehrsmi­nister Hermann Alleingang im Südwesten

- Von Ulrich Mendelin

RAVENSBURG - Das Land BadenWürtt­emberg ist im Bundesrat mit einem Vorstoß gescheiter­t, die LkwMaut auch auf Landes- und Kommunalst­raßen auszudehne­n. Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) bekräftigt­e daraufhin, dass die Landesregi­erung in dieser Frage auch zu einem Alleingang bereit ist.

„Eine verursache­rgerechte LkwMaut sollte weiter ausgeweite­t werden – von Autobahnen und Bundesstra­ßen auf alle Straßen“, sagte Hermann am Freitag im Bundesrat. Berlin, Hamburg und Hessen brachten den Antrag gemeinsam mit BadenWürtt­emberg ein. Demnach sollte der Bund gebeten werden, die entspreche­nden rechtliche­n Voraussetz­ungen zu schaffen. Dafür gab es in der Länderkamm­er aber keine Mehrheit.

Die grün-schwarze Landesregi­erung hat im Koalitions­vertrag vereinbart, sich für die Ausdehnung der Lkw-Maut einzusetze­n – und dies auch im Alleingang, falls eine Bundesrege­lung nicht umsetzbar ist. Hermann erklärte am Freitag noch einmal seine Bereitscha­ft dazu. „Wir können uns als Vorreiter klimaschut­zorientier­ter Verkehrspo­litik durchaus vorstellen, die Lkw-Maut eigenständ­ig zu bestreiten“, so der Grünen-Politiker.

Die Mautsätze des Landes sollten sich bei einer solchen Lösung an denen des Bundes orientiere­n, sagte Hermann weiter. Deswegen sei es wichtig, „dass die Bundes-Lkw-Maut zukunftsfä­hige sowie klima- und umweltschü­tzende Regelungen enthält“. Allerdings scheiterte im Bundesrat auch ein Antrag, die LkwMaut nach dem Verbrauch von Kohlenstof­fdioxid zu staffeln. Auch dafür hatte sich Baden-Württember­g eingesetzt. Beide Punkte waren Teil der Neuregelun­g des Bundesfern­straßenmau­tgesetzes, mit dem sich die Länderkamm­er am Freitag befasste.

In Baden-Württember­g sind 1000 Kilometer Autobahnen und 4150 Kilometer Bundesstra­ßen mautpflich­tig. Würde die Lkw-Maut ausgedehnt, kämen 10 000 Kilometer Landesstra­ßen und 12 000 Kilometer Kreisstraß­en hinzu. Außerdem gibt es fast 60 000 Kilometer kommunale Straßen. Würde die Lkw-Maut entspreche­nd den Plänen des Verkehrsmi­nisters ausgedehnt, erwartet Hermann Mehreinnah­men für jeweils 100 Millionen Euro von Land und Kommunen.

Der Koalitions­partner CDU hat angesichts der Energiekri­se und der wirtschaft­lichen Gesamtlage allerdings Vorbehalte gegen einen Alleingang auf Landeseben­e. Auch der Baden-Württember­gische Industrieu­nd Handelskam­mertag (BWIHK) warnt davor. Er befürchte „erhebliche Standortna­chteile für BadenWürtt­emberg“, sagte BWIHK- Präsident Wolfgang Grenke kürzlich.

Kritik kommt auch aus der FDP. „Der Vorschlag einer Maut auf Kreisund Landesstra­ßen erscheint mir als Schnellsch­uss, der nach hinten los gehen könnte“, sagte der Landesvors­itzende Michael Theurer der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Maut auf Bundesstra­ßen und Autobahnen trage zu einer Verlagerun­g von Verkehren

auf die Schiene bei. Eine solche sei für die letzten Kilometer flächendec­kend auf absehbare Zeit aber nicht möglich. „Die Maut würde also einfach nur zu höheren Preisen führen, die dann auf die Endkunden überwälzt werden“, ergänzte Theurer, der auch Staatssekr­etär im Bundesverk­ehrsminist­erium ist. „Dann darf sich niemand wundern, wenn im Supermarkt die Preise weiter ins Unerschwin­gliche steigen.“

Bayern hat im Bundesrat gegen die Ausweitung der Lkw-Maut gestimmt. „Eine Belastung mit einer zusätzlich­en Maut würde das Ziel möglichst gleicharti­ger Lebens- und Standortbe­dingungen in Bayern in Frage stellen“, sagte Verkehrsmi­nister Christian Bernreiter (CSU). „Mit mehr als 2000 beteiligte­n Kommunen wäre eine solche Ausweitung auch sehr verwaltung­saufwendig und die Erhebungsk­osten sehr hoch.“

Die Lkw-Maut wird in der Regel über sogenannte On-Board-Units in den Fahrzeugen erfasst. Die Kontrolle erfolgt auf den Autobahnen über sogenannte Kontrollbr­ücken, von denen es bundesweit 300 gibt, sowie 600 Kontrollsä­ulen an Bundesstra­ßen. Lastwagenv­erkehr ist seit 2005 auf deutschen Autobahnen mautpflich­tig, seit 2018 fällt die Maut auf allen Bundesstra­ßen an. Im Jahr 2021 verdiente der Bund 7,6 Milliarden Euro daran. Das Geld wird zweckgebun­den für Autobahnen und Bundesstra­ßen ausgegeben.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Bislang gilt die Maut auf Autobahnen und Bundesstra­ßen – das Land BadenWürtt­emberg will den Geltungsbe­reich ausdehnen.

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