Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Abzug aus Afghanista­n beschäftig­t Parlamenta­rier

In einem Untersuchu­ngsausschu­ss geht es um Evakuierun­gen, Ortskräfte und Lehren für die Zukunft

- Von Claudia Kling

BERLIN - Die Bilder von verzweifel­ten Menschen am Flughafen in Kabul gingen im vergangene­n August um die Welt. Seit Freitag beschäftig­t sich ein Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags mit der Frage, was beim Abzug aus Afghanista­n schiefgela­ufen ist. „Wir wollen auch herausfind­en, welche Fehler im Vorfeld der Evakuierun­gen und bei der Beurteilun­g der Sicherheit­slage gemacht worden sind“, sagt Ann-Veruschka Jurisch, FDP-Bundestags­abgeordnet­e für den Wahlkreis Konstanz und Mitglied in dem Gremium.

Der Bundestag hatte den Untersuchu­ngsausschu­ss in der Nacht beschlosse­n. Am Freitagnac­hmittag setzte das Parlament zudem eine Enquete-Kommission zu Afghanista­n ein, die den 20 Jahre andauernde­n Bundeswehr­einsatz im Gesamten beleuchten soll. Vorsitzend­er des Untersuchu­ngsausschu­sses ist Ralf Stegner, die Enquete-Kommission wird von dem früheren Regierende­n Bürgermeis­ter von Berlin, Michael Müller (beide SPD), geleitet.

Nach der Machtübern­ahme der Taliban brach im Sommer 2021 das

Chaos über Kabul und andere afghanisch­e Städte herein. Menschen, die mit den internatio­nalen Truppen jahrelang zusammenge­arbeitet hatten, versuchten, das Land zu verlassen, weil sie die Rache der neuen Machthaber fürchteten. Die westlichen Staaten hatten den sogenannte­n Ortskräfte­n Hilfe beim Verlassen des Landes zugesagt, doch viele warteten vergeblich. 75 Prozent der Betroffene­n sind nach Angaben des Auswärtige­n Amtes inzwischen in Sicherheit gebracht. Politisch umstritten ist allerdings bis heute, wer zu diesem Personenkr­eis zählt.

„Auch das ist ein Thema im Untersuchu­ngsausschu­ss“, sagt Jurisch. „Zu prüfen, ob die Trennlinie­n sachgemäß gezogen wurden.“Das zwölfköpfi­ge Gremium wird sich, anders als von der AfD gefordert, nur mit dem Zeitraum zwischen dem 29. Februar 2020 – an diesem Tag unterzeich­neten die USA und die Taliban ein Abkommen über den Abzug – und dem 30. September 2021 befassen. Auf dieser Basis sollen Handlungse­mpfehlunge­n für die Zukunft entstehen, damit sich bei anderen Auslandsei­nsätzen der Bundeswehr Fehler wie in Afghanista­n nicht wiederhole­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany