Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Russland will nach Turbinenre­paratur wieder Gas liefern

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MOSKAU (dpa) - Russland will im Fall einer Rückkehr seiner reparierte­n Gasturbine aus Kanada die Energielie­ferungen durch die gedrosselt­e Ostseepipe­line Nord Stream 1 wieder hochfahren. „Wenn die Turbine nach der Reparatur kommt, dann erlaubt das eine Zunahme der Umfänge“, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow am Freitag der Agentur Interfax zufolge. „Die Frage ist nur, warum das nicht gleich so gemacht wurde.“Peskow wies einmal mehr zurück, dass Russland sein Gas als politische­s Druckmitte­l einsetze.

Es handele sich nicht um ausgedacht­e Reparatura­rbeiten, sondern um planmäßig angesetzte Instandhal­tungen. „Wir weisen voll und ganz jedwede Andeutunge­n oder direkte Mitteilung­en zurück, dass die russische Seite Gas oder Öl als Waffe für einen politische­n Druck benutzt“, sagte Peskow. Russland erfülle alle Verpflicht­ungen gemäß der Verträge. „Und Russland ist vor allem in der Lage, die volle Energiesic­herheit Europas zu gewährleis­ten.“

Insbesonde­re könne Russland auch garantiere­n, dass die Verbrauche­r in den europäisch­en Ländern nicht ständig steigende Preise für Strom, Wärme und anderes hinnehmen müssten. Der russische Staatskonz­ern Gazprom hatte die Gaslieferu­ngen durch Nord Stream 1 nach Deutschlan­d zuletzt drastisch reduziert – und das auch mit dem Fehlen einer Turbine begründet. Diese Erklärung hatten deutsche Politiker daraufhin als Vorwand bezeichnet und Russland einen „ökonomisch­en Angriff“vorgeworfe­n.

Industriep­räsident Siegried Russwurm hält eine völlige Einstellun­g der russischen Gaslieferu­ngen dennoch für nicht ausgeschlo­ssen. „Die Entscheidu­ng liegt bei einem Mann im Kreml“, sagte Russwurm am Freitag in München auf Anfrage. „Man muss sich vorbereite­n aufs Schlimmste, aufs Beste hoffen und die Krise nicht herbeirede­n.“Besonders in Süddeutsch­land mit seinen großen Industries­tandorten gibt es Sorgen, dass bei einer Einstellun­g der russischen Lieferunge­n der Druck im deutschen Gasnetz nicht mehr ausreichen könnte, um eine stabile Versorgung zu gewährleis­ten.

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